große Aufgeschlossenheit gestoßen ist. In relativ tungsanzeigen der beteiligten Unternehmen fanden
Kurzer Zeit ist es gelungen, mehr als M. U doch genügend Mädchen den Mut zu dem
lich vorgesehenen 15 Modellversuche einzurichten, Schritt ins noch Unbekannte. Die Auswahl der Be-
und die Nachfrage ist weiter so groß, daß wir im Mor werberinnen um die angebotenen Ausbildungsplät-
ment im Bundesministerium für Bildung und Wis- ze fand dann nach genau den gleichen Kriterien
senschaft überlegen, ob das Modellprogramm nicht statt, wie bei den Jungen.
„aufgestockt“ werden kann. Die ersten Aussagen der Lübecker Ausbilder und
Natürlich freue ich mich ganz besonders, daß eir Ausbildungsleiter über den Verlaut der Ausbildung
nes der Modellvorhaben hier in Lübeck stattfinden in den ersten fünk Monaten bestätigen denn auch die
kann. Dank hierfür gebührt der Lübecker Indu- bisher bei den anderen Modellvorhaben gemachten
tri Eric Handelskammer, die meine Anregung, die Erfahrungen, daß die jungen Frauen mit ihrer Aus-
Möglichkeiten für ein solches Vorhaben in Lübeck bildung bisher keine Probleme haben und mit ihrer
zu e schnell und aufgeschlossen übernahm. Berufswahl inzwischen sehr zufrieden sind.
Anerkennenswert ist aber auch die Bereitschaft der Wie die Ausbildung weiter verläuft, ob eventuell
Drägerwerke, des Hauses O & K und des Fernmelder Joch noch Schwierigkeiten auftreten sollten oder
amtes, ab Herbst 1979 die ersten 24 Frauen für eine nicht, welche Erfahrungen die jungen Frauen in den
noch ,„frauenuntypische“ Ausbildung einzustellen. .rsten Berufsjahren machen, wird wie bei allen Mo-
In diesem Herbst ist ein zweiter Erprobungsdur eh gdellvorhaben auch in Lübeck von Wissenschaftlern
gang vorgesehen, aber bereits jetzt haben beispiels- héobachtet und dokumentiert. Ziel ist es, daß auch
weise die Drägerwerke mitgeteilt, daß sie künftis Andere Betriebe später von der Vorreiterrolle der
regelmäßig Mädchen auch in gewerblich-technir [Lübecker Firmen profitieren und die dort gemach-
schen Berufen ausbilden wollen. ten Erfahrungen nutzen können.
Es ist nicht überraschend, daß es zunächst einige hie Lübecker Betriebe und die Lübecker jungen
Anstrengungen brauchte, um die Lübecker Schul- prauen werden dann dazu beigetragen haben, die
abgängerinnen davon zu überzeugen, die angebote g]tmodische Einteilung in „typische Männer- und
nen Ausbildungschancen auch wirklich wahrzur Frauenberufe“ zu durchbrechen.
nehmen. Bei der in der Regel immer noch technik-
fernen Erzienung unserer Mädchen ist es sicher bis- Björn Engholm
her noch eine Ausnahme, wenn sich junge Frauen MdB, Parlamentarischer Staatssekretär,
trauen, spontan auf technische Berufe zuzusteuern. SPD-Kandidat für die Bundestagswahl 1980
Mit Hilfe von gezielten Werbemaßnahmen und Zei- im Wahlkreis Lübeck
Wirtschaftsraum Lübeck aus der Sicht des Landes
Der Wirtschaftsraum Lübeck befindet sich in ei- südöstlichen Teil das Hinterland genommen wurde.
ner Phase des Umbruchs. Das Ziel der Landespoli- Außerdem entstand eine Randlage zu den Wirt-
tik muß es dabei bleiben, diesen Wirtschaftsraum in schaftszentren der Bundesrepublik Deutschland
seiner Struktur zu festigen und damit genügend Ar- und der Europäischen Gemeinschaft. Dagegen
beitsplätze langfristig zu sichern. Der Raum Lübeck wirkte sich die Küstenlage positiv aus. Lübeck be-
ist für das Land Schleswig-Holstein insgesamt von sitzt den größten Ostseehafen der Bundesrepublik
großer Bedeutung. Allein in Lübeck wohnen mit Deutschland und ist der bedeutendste Umschlag-
über 200 000 Einwohnern mehr als 8,5 Prozent der platz im Waren- und Personenverkehr nach Skandi-
Bevölkerung Schleswig-Holsteins. In den 155 Ber navien und in die nördlichen Ostblockstaaten. Hin-
trieben des verarbeitenden Gewerbes wurde im verr zu kommt die stürmische Entwicklung des Frem-
gangenen Jahr mit den 26 557 Beschäftigten ein denverkehrs entlang der inneren Lübecker Bucht.
Umsatz von 3,13 Milliarden Mark, das sind 11,9 Pro- In die Betrachtungen über die zukünftige Ent-
zent des Gesamtumsatzes in Schleswig-Holstein, wicklung dieses Wirtschaftsraumes ist ein Gebiet
erzielt. von rund 10 bis 20 Kilometer um das Oberzentrum
Im Gegensatz zur industriellen Entwicklung im Lübeck herum einzubeziehen. Eine höhere Attrak-
Raum Kiel, in dem bereits in der ersten Hälfte der tivität des Arbeitsmarktes im Raum Lübeck ist
ß0er Jahre strukturelle Veränderungen wirksam durch die Ansiedlung neuer Betriebe und durch die
wurden und danach eine gewisse Stabilität eintrat, nachhaltige Sicherung sowie Erweiterung der indu-
haben strukturelle Faktoren erst nach 1970 ihren striellen Basis zu erreichen.
vollen Einfluß im Raum Lübeck entfaltet und zu ei- Der Ausb H kt für Ind (. I
ner starken Einbuße an industriellen Arbeitsplätzen Ver Kuspauschwerpun] St zur g! tre: un! Gs:
gekührt. Während 1961 hier rund 35 500 Arbeits- peck liegen. Allerdings werden auch zusätzliche Ar-
plätze bestanden, waren es 1975 nur noch rund beitsplätze in den Gebieten mit bisher landwirt-
28 000. Das sind 20 Prozent weniger. schaftlich geprägten kleineren Orten zu schaffen
Mitentscheidend für die Entwicklung nach dem sein, um der Abwanderung von Arbeitskräften ent-
Zweiten Weltkrieg ist die Zienung der innerdeutr gegenzuwirken. Politisch kührt uns das weiter in
schen Grenze, wodurch der Lübecker Industrie im den Zielkonflikt zwischen Industrieansiedlung und
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