LU BECKISC HE BLATTER
ZEITSCHRIFT DER GESELLSCHAFT ZUR BEFORDERUNG GEMEINNUTZIGER TATIGKEIT
LÜBECK, DEN 30. OKTOBER 1949
FUN F U N D ACH T ZI G S T ER JAHR GANG / NUMMER 3
Aus der »Inaugural-Ode«
Vorgetragen in Der Versammlung der Gelellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkelt
am 10. Februar 17890 von Doml!yndikus Dr. Christlan Adolk Overbeck
Gescheucht aus euren Tempeln, wo flieht ihr hin, Thuiskons Tochter. Mächtige, rief er aus,
Bedrängte Musen? Kommt, wo das Schwert nicht rast, Erlernet hier, was blühend die Staaten macht,
Kommt, in der holden Freyheit Schatten Den edlen Fleiß, der unter fremder
Friedliche Wohnungen anzubauen! Sonne beneidete Garben slammelt!
Des Goldes ersättigt, das den Paktolus schwellt, Des Zieles Schimmer strahlten. Da flogen sie
Fleht euch, ihr Musen, aus dem kastalischen Den schönen Streitlauf: du, mit der Freiheit Kranz,
Lichthellen Born um eine Spende Batavien, und du, den Trident,
W'eihender Trovken die Nille Trave, Albion, schwingend mit GStterhoheit!
Der Elbe Schwester, Lübecks Ernährerin, ; Im Busen Flammen, zürnend der Nachbarin
Hier, wo lie zwischen Hügeln in Thetis Schoß Vor Ehrbegier, trat Gallien auch hervor,
Hinabwallt, klein doch nicht unrühmlich Und von des Pols beeilten Gipfeln
Unter den Göttern des Meeres erschelnend. Russien, neue Geletze kündend. . . . .
An ihren Ukern weilte gedankenvoll, Furchtbar woget der Zeiten Strom !
Den Bund der Städte schirmend, Merkur, da nicht In ihren Abgrund stürzt die Vergessenheit
2n Zu kehr geschreckt von Roms Bewundrung, Der Tugend Denkmal! nur sie seibst kann
Neben die Herrscherin Hansa hintrat, Uber das Schicksal hinaus sich heben.
Von der Gemeinnützigkeit
Zum 160. Stiftungstag der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit
„Das Wort Bürger, dem in manchen Gegenden Suhl, damals Prediger an St. Petri, der im Dezember
. Teutschlands ein Nebenbegriff von Niedrigkeit an- I788 an eine Reihe angesehener Bürger Lübecks aus
klebt, war seit undenklichen Zeiten bey uns ein dem Gelehrten- und Kaufmannstande ein Rund-
Ehrenname, der Stolz dessen, der ihn führte. Bey schreiben sandte, durch das er diese aufforderte, eine
soleher Denkungsart sollten aber auch ausgezeichnete Vereinigung zu bilden, die sich in regelmäßig fortge-
Liebe zu den Bürgerpflichten und allgemeine Ehr- setzten Zusammenkünften über wissenschaftliche Ge-
c gün- fureht gegen Bürgertugenden unter uns herrschen, genstände unterhalten sollte. Neben diesen beiden
r uc denn wer in einem kleinen Freystaat Bürgerglück ger Männern ist unter den Gründern noch der damalige
nießen will, muß es gern schaffen helfen.“ Domsyndikus und spätere Bürgermeister Christian
Diese Woite finden sich in einer kleinen Schrift vom Adolf Overbeck zu nennen. Von seiner Hand stammt
Jahre 1800, in der Dr. Nikolaus Heinrich Brehmer ein Glückwunschschreiben, das die Gesellschaft im
dem im Jahre vorher verstorbenen Mitbegründer der Jahre 1793 dem Rektor des Katharineums Joh. Dan.
md- Gesellschaft, dem weit über die Grenzen der Vater. Overbeck zu seiner ßOjährigen Amtsjubelfeier über-
. stadt bekanntgewordenen Arzt und Naturforscher reichte und in dem sich die Gesellschaft zum erstenmal
ms, Dr. Joh. Jul. Walbaum ein bescheidenes Denkmal öffentlich nicht mehr „Literarische Gesellschaft“),
und setzte. Sie sind auch ein Zeugnis des Geistes, aus dem sondern ,,Gesellschaft zur Beförderung gemeinnützi-
ken. die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger ger Tätigkeit“ (Societas allevrandae humanioris indu-
Tätigkeit erwuchs und immer wieder neue Kraft zog. striae) nannte. In diesem Schreiben heißt es: „„Wir
Der eigentliche Gründer der Gesellschaft ist Ludwig lernten fühlen. daß wir dem Geiste des Zeitalters uns
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