LÜBECKISCHE BLATTER
DER GESELLSCHAFT ZUR BEFORDERUNG GEMEINNÜTZIGER TATIGKEIT
LÜBECK, DEN 7. AUGUST 1949
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E. .
Zur evangelischen Kirchenbautagung in Lübeck
vom 19. bis 23. August 1949
Die Leitung der evangelisch-Iutherischen Kirche in alten Baumeister verkündigen. Sie tun es auch, aber auf
Lübeck heißt die Teilnehmer an der Kirchenbautagung eine besondere Weise, sie verkünden ihn anonym, denn
1949 herzlich willkommen! Unsere alte Stadt hat nicht wir wissen den Namen keines von ihnen. Sie treten völlig
so sehr gelitten, wie fast alle größeren Städte in den West- zurück hinter der höchsten Devise: Zur Ehre Gottes!
zonen Deutschlands, davon wird sich unschwer jeder Diese Namenlosigkeit der großen und größten Künstler
Besucher sofort überzeugen. Aber die Narben, die der ist gewilß mittelalterlich zeitbedingt. Aber es liegt doch
eine Großangriff vom 29. März 1942 hinterlassen hat, auch ein Hinweis für uns alle darin: Sie haben ihrenRuhm,
sind ganz besonders schmerzlich. St. Marien, Dom, ihre Ehre aufgehenlassen in der Ehre Gottes, haben ihn an-
St. Petri Ruinen! Jedoch die gewaltige Sprache, die gehängt an den Ruhm des Höchsten, sie sind bis zur Selbst-
die Bauten der Stadt reden, ist unverändert, nicht mehr aufgabe aufgegangen in ihrem Werk. Das ist dann wohl die
so strahlend und jubelnd zwar wie zuvor, sondern unter höchste Wahrheit, die sie uns lehren: Wer ganz aufgeht in
dem Schleier der Wehmut, daß auch so Herrliches ver- seinem Werk, wer sich selbst verleugnet über ihm, der wird
gänglich war. Rs liegt nahe, bei der Begrüßung so vieler die höchsten Leistungen vollbringen. So sei über unsere
Vertreter der hohen, edlen Baukunst es auszusprechen, Tagung geschrieben, was einst im höchsten Bogen der Ma-
daß diese hohen Werke den unvergänglichen Ruhm der rienkirche zu lesen war, im Westen über der Großen Orgel:
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