Full text: Lübeckische Blätter. 1949-50 (85/86)

Hochlommertag Die Welt so still; kein Wind umspielt die Wipfel, Dort in der Ferne, wo des Waldes Schatten Sein Atem schmiegt sich sanft der Erde an. In lichtes Dämmer hüllt den hellern Saum, Die Erde schläft, und schweigend ruhn die Gipfel - Verdrängte reifes Korn die grünen Matten ~ Die Sonne selbst folgt müder ihrer Bahn. Die schweren Ähren wiegen sich im Traum & Der hellste Glanz, und doch der tiefste Schlummer; Da teilt sich das Gesträuch, und in die Helle Der Mittag flimmert in verhaltner Glut Des stillen Tages gleitet sanft und leicht Kein Lärmen trübt die Stille und kein Kummer, Ein schlanker Körper bis an eine Stelle, Geborgen ruht der Tag in Gottes Hur. Wo sich der Friede rings am schönsten zeigt. Ein zartes Reh, so steht es dort im Schweigen, Erstaunte Augen trinken tiefen Blick; Und lange schaut’'s der Halme stetes Neigen ~ Dann zieht es sich ins Dunkel sacht zurück. Klaus Matthias Das W'estwerk am Lübecker Dom Viele Kirchenanlagen aus älterer Zeit sind mit Durch die Gotisierung des Lübecker Domes im Westwerken versehen. Lübeck besitzt am Dom ein 14. Jahrhundert blieb auch das Westwerk nicht ver- Westwerk, welches aus einem Unter- und einem schont. – Die Forschungsarbeiten, welche mir von Obergeschoß besteht. Es ist darunter der Teil unseres dem kürzlich verstorbenen Baurat Pieper anvertraut Domes zu verstehen, der nach Westen zu als eine wurden und die ich 1944 leitete, haben zu neuen, sehr querliegende Bauanlage die romanische Basilika ab- chles t screneci gehört zu jenen Bauordnungen, die bei den antiken heidnischen Tempeln das , Atrium‘ waren. Sie sind ebenfalls noch in der altchristlichen Zeit nachweisbar. Ein viereckiger, von Säulen um- faßter Vorhof mit einem Brunnen (Cantharus) in seiner Mitte leitete die aufzunehmende Menge zu den Eingangstoren der Basilika. Verschrumpft, und ein- bezogen in den Kirchenbau, gestaltete sich diese Anlage mit den Jahren zu einer Durchgangshalle und schloß auch den Brunnen zu Taufzwecken mit in sich V §uii haben sich aber die Westwerke, je nach den Ortsverhältnissen und den ritualen Anforderungen ver- schieden entwickelt, so daß wir auch vollkommen geschlossene Werke, besonders nach Westen zu, vor- finden, deren Eingänge sehr klein und meist an der Nord- und Südseite angelegt waren. Dickwandig. ] w ITT ~ OG f © . 1° 1 s A&A (&] Kolumbarium. Mautern a. d. Donau W estwerk Dom Lübeck erstes Drittel des 2. Ja hr hunderts n. Chr. Darstellung sverluch kestungsartig, oft mit schießschartenähnlichen kleinen interessanten Ergebnissen geführt. Rs wurde der Fensteröffnungen versehen, heben sich diese von den Beweis erbracht, daß der hohe Mittelraum des West- übrigen Werken ab. Denn sie mußten in der ersten werkes, welcher vor der Brandkatastrophe die Zeit der christlichen Verkündigung hier im Norden Barockorgel ausfüllte, geteilt war. An seiner Nord- mit heidnischen Überfällen sehr rechnen. und Südwand kamen Spuren von rundbogigen Nähten [| 82
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