Von Ziegelmarken, Inschriften, Fußabdrücken und anderem
Der Lehmbatzen oder Ziegelformling, der einst im mit Namen der Gefallenen entstanden, so bei uns im
Handstrich entstand und dann zum Trockenplatz Dom, weiter in Stade ~ Buxtehude – Bremen –+
abgetragen wurde, war zunächst noch im einem Lüneburg – Hannover u. a. a. 0.
teigigen, knetbaren Zustande, der sehr wohl mecha- Zeiehnungen, nicht sehr häufig. Kommen vor
nische Einwirkungen — durch Zufall oder aus Ab- in der Form von Blumen, Tieren, Menschen, oft recht
sicht — zuließ, ja, vielleicht gerade wegen dieses kindlertürmlich. Auf stnem wus.1
Zustandes gelegentlich dazu reizte. Ziegelgntt – r- borgenen Firstziegel uns ue.
Mauersteine und Dachpfannen + mit solchen Ein- : f zerstörten Kapelle , Maria am
wirkungen sind denn auch in großer Zahl gefunden. ; Stegel‘“ Lk igt +t Virar
Von dem, was ich in eigener Sucharbeit aus dem [ Id F) [tegel Eit. Eichenblatt (Zufall
traurigen Bombenschutt sammeln konnte, und we. - + - oder als Feuerbanner ?). Die
srir veiter zur ‘dew sivhlz;icm Hehrifttürr u hohe Bedeutung der Fiche im Kultgut unseres Volkes
diesem Gegenstande bekannt wurde, sei im folgenden Donarsbaum“. Rinen Stein mit noch ungeklärter
in gebotener Kürze gebracht, auch in der Absicht, Zeichnung konnte ich aus dem zusammengefahrenen
es möchte dieser oder jener Interesse und Freunde Bombenschutt beim Schweizerhaus bergen
daran finden und auch beginnen zu sammeln, wobei ;
ich mir die Bitte erlaube, mir dieses Sammelgut zu- Ziegelmarken oder Ziegelstempel. Sie nehmen
gänglich zu machen oder es unserem St.- Annen- yissenschaftlich und baukundlich gewertet, die erste
Museum zu überweisen. Es wird von dort auch zur Stelle ein. Die planmäßige
weiteren Auswertung in meine Hände gelangen. Sammeltätigkeit hat hier aber
Die wichtigsten Vorkommnisse von Einwirkungen sind: . erst begonnen. Von unserem
Scharrierung – Buchstaben –~ Inschriften ~ heimischen, mittelalterlichen
Zeichnungen – Ziegelmarken oder Ziegel- Ziegelgut – aus den damali-
stempel – Abdrücke - Jahreszahlen – ,, Son- gen 5 Ziegeleien – habe ich
nenziegel“Näptfe. Terrakottenund ausgesproche- .... R | leider noch nicht alle auf-
nes Schmuckgebilde gehören einem anderen Abschnitt finden und deuten können.
an und sollen hier unerwähnt bleiben. | — Ein schönes Sammelgut von
Seharrierung. Eine in der Romanik rielgeübte Z § unserem verdienstvollen Dr.
einseitige Aufrauhung der Ziegel. die im Baukörper d Z Rahtgens ist sämtlich durch
an besonders wichtigen Stel- | Ws I Feindwirkung verlorengegan-
len:Portalen, Fenstern, Ecken, L— ? gen, was um so bedauerlicher
Kanten eingefügt wurden. Sen _ q ust, da kein lit. Nachlaß dazu
bedeuten nach Haupt: ,. Im vorhanden ist. Rine Spezial-
Neuban einen zarten Reiz, wissenschaft ist bemüht, die
wozu es heute freilich scharfer Fragen nach Herkunft, Ver-
und geübter Beobachtung bedarf.‘ Baugeschichtlich breitung, Bedeutung der Zie-
sehr bedeutungsvoll, weil die Scharrierung mit der - i gelmarken zu kUlären. (Am
Einführung des Ziegelbaues von Oberitalien auch von . eingehendsten untersucht von
dorther diese Sitte mit übernommen wurde. Bei- f Lüneburg durch Franz Kräü-
spiele edler Scharrierung zeigen uns unter anderem [ HP ger.) Sehr häufig kommt bei
zwei freigelegte Wandnischen an der Südseite des . . uns vor der Petrischlüs-
Rathauses (nahe Eingang zum Ratskeller). Beispiele sel mit SP im Fuß und nach
E oben an einem Stiel rechts
der Allgemeinheit vorenthalten hätte, sind noch an der Schlüsselbart – das Lü-
den Restteilen unseres ,.Paradieses“ am Dom ver- beckische Stadtsiegel als Zei-
blieben. chen der 1462 gegründeten
Buehstaben, Insehriften. Vorkommen: Von einzel. & Ratsziegelei ~, im Kreise ein
nen Buchstaben bis zu längeren Schriftsätzen. An _ IL als das der Padelügger
unserer Katharinenkirchezwzén. Ziegelei im Besitz derer von
i e schen den beiden Portalen in D Lüneburg, die später mit dem
sofern, der neunten Ziegelschicht von Gut Padelügge auf den Be-
hsseht unten ~ DS. CS. Im Heimat- sitzer Parcham überging und
| nenfert museum im nahen Schönberg nun mit I. HP. zeichnete
–~ liegt ein „bunter Stein“ von weiter als Marke des Stadt-
m . 1858 mit dem Schriftsatz: l ) bauhofes Ar und weiter in
„Wer diesen Stein gemachet, der is ein saufaus ge- Ü Herzform eine Mondsichel und
wäsen“, und auf der anderen Seite: „Bleibe from und w 1 ein M besonders im Trümmer-
halte dich rechtlich, denn solchen wird es letztlich - ] schutt der Marienkirche ge-
wohl gehen“. Der vielgenannte ,.Perleberger Stein““ funden. Kultur- und bauge-
lautet: „„Ich lebe ohne Sorgen mein junges Leben hin schichtlichwertvollsind Ziegel-
und freu mich jeden Morgen, daß ich ein Ziegler bin.“ steinegeworden, auf denen sich Zeichen [-+ NJ finden,
Bitter klingt es von einem Stein eines Betrogenen am wie sie bei Arbeiten von Steinmetze am Hausstein einst
Hohenloher Schloß in Neuenstein: „Das hätt ich nicht allgemeinüblich waren. Wirdeutensieso, daß ehemalige
gewußt, das die Magd a Hure ist ...“ Nach dem Steinmetzer nach ihrer „Umschulung“ als Maurer altes
ersten Weltkrieg sind „Gedächtnismale“ aus Ziegeln Handwerksbrauchtumübernommenundgepflegthaben
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