kommen der Befund der Pedaldisposition: sie war von
vornherein und blieb auch die Jahrhunderte hindurch
mangelhaft. Der Grund dafür, daß das Pedal von
Anfang an derart schwach besetzt war, ist darin zu sehen,
daß alle alten Werke – etwa vor Buxtehude + auf
ein entsprechend der Manualdisposition durchgeführtes
Pedal noch nicht Gewicht legten; wenn nun allerdings
auch späterhin das Pedal der sonstigen Erweiterung
der Orgel (um Brustwerk und Rückpositiv) nicht Schritt
zu halten vermochte, so ist diese Tatsache einzig und
allein zu erklären aus dem Mangel an Aufstellungs-
möglichkeit. Die Orgel steht nämlich in einem sehr
schmalen Anbau an der Nordseite der Jakobikirche, der
vermutlich eigens für diesen Zweck entstanden war; erst
die in diesem Jahr ermöglichte Beseitigung der über-
fälligen Bälge ~sie waren bereits durch das kurz nach
dem Weltkrieg eingebaute elektrische Gebläse überflüssig
geworden ~ schuf den nötigen Platz zur Aufstellung
einer größeren Pedalwindlade.
Im Vengleich zu dem gebrechlichen Pedal, das nicht
dem Wandel der Zeiten zu troßen vermocht hatte,
haben sich die Manualwerke in ihrer vollen, nur ver-
hältnismäßig wenig veränderten Schönheit erhalten.
Immerhin noch am meisten von diesen hat zweifellos
das Hauptwerk gelitten, –3 nicht zu verwundern!
hat es doch nunmehr das für eine Orgel sehr beträcht-
liche Alter von vierhundert Jahren. (Freilich ist nicht
zu leugnen, daß fast sämtliche Verstimmelungen des
Hauptwerks auf das vorige zzhrtuuzert zütlcgehen.)
Es erscheint selbstverständli aß von dem Augen- : .
blick ritt ! btverse vd hof rot vam au der Ein Sottel der Pevaltirrme der Großen Orgel.
Kleinen Orgel Gestalt zu gewinnen begann, unsere
erste und Hauptssorge dem arg verstümmelten Pedal zu Die Ausführung des Umbaus 1935 lag in den be-
gelten hatte. Allein schon aus dem auf uns über- währten Händen von Orgelbaumeister Karl Kemper
kommenen mangelhaften Befund der Pedaldisposition (Lübeck), einen der ganz wenigen zuständigen Kenner
~Ñ ganz abgesehen von der Gebrechlichkeit der gesamten und berufenen Fachleute in der schwierigen Frage der
Pedalmechanik und dem sehr störenden Mangel seiner Erneuerung ältester Orgelwerke, und erfolgte nach
nach altem Brauch ,verkürzten“ tiefsten Oktave (um Bauentwürfen von Dr. Erich Thienhaus (Berlin) und
das Cis und Dis) = ist die zwingende Notwendigkeit Hugo Distler (Lübeck). Was den Umbau im ganzen
eines Um- bzw. Ausbaus zu ersehen, zumal vor allem anlangt, so ist zusammenfasssend folgendes zu sagen:
die später eingebauten Register (Prinzipalbaß, tiefsfte Das Wesentliche ist getan, um die Erhaltung des Werkes
Oktave des Bordun) allein schon intonationsmäßig sich in einem würdigen Zustand zu gewähren. Manches
in äußerst schlechtem Zustand befanden. Dieser Pedal- bleibt noch zu tun. Möge es uns die Gunst der Zeiten
reparatur mußte demnach unsere Hauptsorge gelten. gestatten, auch die leßte Etappe des verantwortungs-
Unser Ziel war dabei folgendes: Wiederherstellung der vollen und schwierigen Werkes der Wiederherstellung
originalen Disposion unter Beibehaltung, allerdings der Kleinen St.-Jakobi-Orgel in absehbarer Zeit zu
gegebenenfalls Nachintonation alles wirklich authen- vollenden! Ñ _ .
tisch alten Materials (Subbaß 16 Fuß, Posaune An dieser Stelle sind noch einige grundsätliche Be-
16 Fuß, die Reste des ursprünglichen Borduns), Aus- merkungen zu dem Klangtyp, den diese Orgel in
bau der mangelhaften Transmissionen und Ersat der- idealer Weise verkörpert, am Platze. Wie schon ein
jelben durch vollwertige Stimmen: damit wäre etwa Blick auf das Dispositionsbild im wesentlichen zeigt,
der ursprüngliche Zustand des Pedals wiederhergestellt erscheint der Werkcharakter, d. h. die klangliche Aus-
gewesen; doch glaubten wir verpflichtet zu sein, dar- prägung der einzelnen Klaviere in sich und im Vergleich
über hinaus noch drei weitere Stimmen einzubauen, zu den übrigen, außerordentlich stark betont. Es stehen
um die Disposition des Pedals, nun, wo es die Ver- jich gegenüber ein Hauptwerk, in dem sich sowohl der
hältnisse gestatteten, ja erforderlich erscheinen ließen, noch renaissancehaft strenge Prinzipalchor wie die edle
an Stärke und klanglicher Vielfalt den Manualen an- Mixtur und die (leider verstimmelte) Trommet zu
zugleichen, zumal das Werk keine einzige Pedalkoppel einem Pleno von feierlich-unnahbarer Pracht ver-
enthält und auch für die Zukunft aus prinzipiellen Er- einigen; ein Rückpositiv, das ebensowohl als Solo-
wägungen nicht erhalten soll. werk – durch seine unnachahmlich schönen Flöten-