mich dabei auf die Ausführungen Prof. Wilhelm Stahls
(Lübeck)in den, Mitteilungendes Vereins für Lübeckische
Geschichte und Altertumskunde“ („Die kleine Orgel der
Jakobikirche in Lübeck“, 14. Heft, Nr. 9, August 1923).
Wann, von welchem Erbauer und auf wesssen un-
mittelbare Veranlassung das Werk entstand, wissen wir
nicht. Aus einem Bericht des Organisten und „Werk-
meisters“ an St. Jakobi, Jochim Vogel, aus dem Jahr
1636, daß „keine Nachrichtung“ überliefert sei, „daß
sie (die , Kleine’ Orgel) in hundert Jahren gehört“, ist
zweierlei Interessantes zu entnehmen: zunächst, daß
die Orgel also mindestens auf die erste Hälfte des
16. Jahrhunderts, jedenfalls in wesentlichen Teilen,
zurückgeht; dann, daß sie demnach von jeher nur wenig
benutzt worden ist. Da ferner im selben Jahr jenes
Berichtes 1636 der Einbau des Brustwerks und, aller
Wahrscheinlichkeit nach, auch des (frühbarocken) Rück-
positivs durch den einheimischen Orgelbauer Friedrich
Stellwagen erfolgt ist ~ die Stiftung eines reichen
Lübecker Kaufherrn David Lemke , und da außer-
dem alle weiteren Arbeiten an der Orgel nicht mit einer
weiteren Vergrößerung derselben identisch zu nennen
sind, so ist zu schließen, daß Hauptwerk und Pedal die
ältesten Bestandteile der Orgel sind, was um so wahr-
scheinlicher ist, als der Charakter des Hauptwerks trotz
verschiedener späterer Veränderungen durchaus vor-
barock ist – im Gegensatz zu dem des Brustwerks und
Rückvositivs. Auch entîipräche dieser Tatsache voll-
Rückpositiv. Nördlicher Pedalturm und Basis der Hauptfassade
der Großen Orgel.
repräsentativen, den jeweiligen Geschmackswandel der
Zeiten und Geschlechter getreulich spiegelnden Haupt-
orgel der Kirche im Laufe der Jahrhunderte stets ein
schier vergessenes Dasein fristete, das verhältnismäßig
wenig Pflege fand und bedurfte, gerade diese Tatsache
ist es, der wir es zu verdanken haben, daß es so rein
und unverfälscht seinen ursprünglichen Charakter bis
auf unsere Tage hat herüberretten können, wenn auch
die Zeiten nicht völlig spurlos an ihm vorübergegangen
sind und es in mancher Hinsicht hinfällig geworden
war. Auch die wohl schon von Anfang an durchaus
nicht in allem und letttem ausgewogene end-gültige
Disposition des Werkes ist aus derselben Tatsache zu
erklären, daß seine Bestimmung = es diente streng
liturgischen Zwecken, als Chororgel für die im Altar-
raum gehaltene Messse und die sog. „Marientiden" ~
von jeher eine nur begrenzte gewesen sein mag. Wenn
wir späten Nachfahren heute noch — oder wiederum –
dennoch von seiner Klangwelt bezaubert sind, so mag
das nur als eine Bestätigung gelten für die seither nie
wieder erreichte Höhe der alten, klassischen Orgelbau-
kunst, die selbst in solchen kleinen und kleinsten Bauten
etwas künstlerisch Vollkommenes und Einmaliges zu
erschaffen vermocht hat.
Es ist notwendig, kurz die Geschichte dieser Orgel zu
beleuchten, um die innere Notwendigkeit seiner Wieder-
hersteliung, soweit sie erfolgt ist, zu erhellen. Ich stütze Rückpositiv der Großen Orgel. .