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Strauß so restlos offenbart wurden, gebührt das dem Schwesternwerke mit uoch größerer Berechtigung
VPerdienst dafür vor allem Herrn Kapellmeister Pfeiffer. machen können. Denn neben vielen Partien von
Die Summe von Arbeit, die ihm die Einstudierung abgeklärtem Glanze finden sich auch solche, und ihrer
der Oper bereitet hat, mußte ihm aufgewogen werden sind nicht wenig, die in ihrer Erfindung aus dem
durch die Freiheit, mit der er sowohl den gewaltigen vornehmen Rahmen herausfallen müssen, deren äußere
Orchesterapparat als auch die Herrschaften auf der Eleganz wohl bestechend auf das Ohr wirkt, die aber
Bühne seinem künstlerischen Willen untertan machen durch die Schwere der übrigen Gedanken erdrückt
konnte. Ihm und dem Orchester, aus dem eine Fülle werden. Und trotzdem gehört die e-moll-Sinfonie
von Wohlklang strömte, gebührt der herzlichste Dank, zu den dankbarsten Aufgaben, die einem feinfühlenden
und nicht minder Herrn Oberregisseur Beyer für die Musiker gestellt werden können. Den Vorzug wird
seinsten Geschmack verratende Inszenierung und die man ihr unter allen Umständen zugestehen müssen,
das Auge eutzückenden Bühnenbilder, die wir in daß der Komponist uns in diesem Werke erlebte Musik
gleicher Pracht und Stilechtheit nicht oft auf unserer schenkt. Und sie in tönende Werte umzusetzen, wird
Bühne erlebten. Die Titelrolle sang Frau Kruse. einen Dirigenten von dem Range und dem Tempera-
Tiburtius, stimmlich die dankbare Partie ganz aus. ment Furtwänglers immer reizen. Ich kann ihm
ichöpfend. In der Darstellung gab die Künstlerin für die Aufführung am Sonnabend kein größeres Lob
ihr Bestes im zweiten Akt bei Überreichung der spenden, als daß er uns nur die Vorzüge der Sin-
Silberrose und im letzten Aufzuge als verkleidete fonie empfinden ließ, daß er ihre Schattenseiten durch
Zofe. Im ersten Akt hätte sie „den jungen Herrn die Kraft seiner Empfindung golden übermalte, das
aus großem Haus“ noch etwas kräftiger unterstreichen Brutale mancher Episoden feinsinnig milderte. Wer
dürfen. Für die alternde Marschallin hätte man sich kéne das Gefühl nicht schon hatte, daß wir in Wilhelm
bessere Vertreterin wünschen können als Frl. Widhalm, Furtwängler einen Musiker von ganz bedeutendem
die eine bis ins kleinste sorgfältig durchgearbeitee Können besitzen, mußte es nach Tschaikowskys e-mall-
Leistung bot. Der Sophie des Frl. Jansen fehlte nach Sinfonie gewiß mit nach Hause tragen. Zu Beginn
meiner Auffassung noch die letzte Dosis herzgewinnender des Abends gab es Mendelsssohn-Bartholdys Hebriden-
Leblichkeit, die uns diese zarte Mädchenfigur so sym- Ouvertüre, ein klassisch schönes Werk, das mit dank-
pathich macht. Die Riesenpartie des Ochs von barer Freude aus den Händen des Dirigenten ent-
Lerchenau sang Herr von Schenck, technisch musterhaft gegengenommen wurde.
und mit all der feinen Charakteristik und dem er- Die klaviergewaltige Solistin des Abends, Frau
qui>kenden Humor, über den dieser seltene Künstler Teresa Carreño, spielte das b-moll-Konzert von
verfügt. Daß er sich von jeder Übertreibung, zu der Tlschaikowsky in schlechthin vollendeter Weise. Daß
gewiß die Rolle reizt, fernhielt, selbst in dem schwank. man aber als Zugabe eine so harmlosse Nichtigkeit
artigen letzten Aufzug, sei ihm besonders gedankt. Alle wie den Walzer Teresita Carreüos entgegennehmen
übrigen Mitwirkenden der Zettel weist 33 Namen mußte, war übel. In etwas größere geistige Kosten
auf D müssen sich mit dem Gesamtlobe begnügen, hjätte sich die gefeierte Solistin schon stürzen dürfen.
daß niemand am unrechten Plate stand und jeder Mit einer zweiten Zugabe, Schubert-Tausigs D-dur-
ihn mit dem Bewußtsein ausfüllte, einem großen Militärmarsch, den sie mit stupender Virtuosität spielte,
Werke zu dienen. vermochte sie erfreulicherweise das Befremdende der
Drittes Sinfonie-Konzert. ersten Wahl wieder zu verwischen. j
Sch Von den Sinfonien, die wir Tschaikowskys fleißiger Ms f" Lrlefet furt qr. hien quer
er verdanken, haben sich nur zwei dauernd die .. . : "LQ: §
Gunst des Publikums errungen, die pathetische in h, leicht in der Begleitung des Konzertes, die am Morgen
die wir zulegt im vorigen Jahre unter Hermann] in der Hauptprobe prima vista gespielt werden mußte.
Abe . : N:; : t Und Teresa Carreño macht es bei ihrem heißen
suztery ; e . sud Ier:s. niemand 4:41 mit ihr . musizieren.
Miutqs genommen wird man letztere der absoluten î. genrings
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mnausgesprochenes . Progun cry t rs eur. Gemeinnützige Rundschan.
ritt durch die charakteristische Verwendung des an die Kleingärten. Die Stadtverordneten von Elber-
épite des ersten Satzes gestellten Themas unver- feld stimmten am 4. April der Anlage von Schreber-
ennbar hervor. Wenn man der pathetischen Sinfonie gärten auf städtischem Gelände zu. Die Gärten sind
jun Vorwurf gemacht hat, daß ihr Fehler das man. 150 bis 200 qm groß. Von ungenannter Seite
lelude Stilgefühl des Komponisten sei, wird man ihn wurden für den Zweck 6000 . gestiftet.