Full text: Lübeckische Blätter. 1911 ; Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1911 (53)

69 8 Schulen behauptet, die Schüler von einer Klasse in. dazu führen, die besonderen Gaben und Anlagen, die höhere schieben. Die soziale Lage der meisten Elten die einem einzelnen oder einer bestimmten Zeitepoche der Oberrealschüler bringt es mit sich, es nicht länger gegeben Find, zu unterdrücken. Daß im jetzigen natur- wie ein Jahr in jeder Klasse mit den Kindern zu wissenschaftlichen Zeitalter die Naturwissenschaft in versuchen; dazu ist ihnen der Geldbeutel zu hoch der Heranbildung der Jugend gatiz andere Berück- gehängt. sichtigung verlangt als früher, ist ganz natürlich. Da nun am Unterbau nichts geändert wird, ale Mat kann persönlich ein warmer Freund humanistischer alten Vorteile der Realschule bestehen bleiben, so it HBildung sein und bleiben und doch den Eindruck auch durchaus nicht zu begreifen, weshalb eine neue häben, daß es verkehrt sein würde, diesem starken Realschule sich sehr bald nvtwendig machen sollte.. Zug unserer Zeit nicht Rechnung zu tragen. Die Auch dies ist eine Behauptung, die jedes Beweises uns einigenden Ideale deutschen Volkslebens werdet entbehrt, nur dazu geeignet, Freunde der Sache durch stark genug sein, auch die Unterschiede des Bildungs- imaginäre Neuausgaben stutzig zu machen. ganges zu überbrücken. Auch im Blick auf die Herr 1161 beliebt es in seinen Ausführungen Unterschiede humanistischer und realistischer Bildung so darzustellen, als ob wir hier in Lübeck eine der werden wir erproben lernen: ersten Oberrealschulen gründen würden; ich begniuge Es sind nincherlei Gaben, aber es ist eit Geist. mich für heute nur hinzuzufügen, daß die Zahl der 1240. Oberreal-Abiturienten in Frs tits t Ostern 1900 tern 1910 S of ; „ist * feu d U Schüler betrug, Heinrich von Kleist.) und heute 129 Oberrealschulen ausgebaut und 37 Zum Gedächtnis an seinen Todestag, den 21. November in der Entwicklung begriffen sind. Ich behalte mir 181.1. vor, später hierauf noch näher einzugehen. 188. p ; . , F Betrachten wir das Lebenswerk Heinrichs von Kleist, Hur Frage der Errichtung einer Oberrealschule. zumal sein dramatisches Schaffen, als Ganzes, so Ö zeigt er sich durchaus originell. Er hat keinen Vor- Nur auf einen Punkt des in voriger Numtter gänger gehabt und hat keine Schule gemacht. Die abgedruckten, von verschiedenen Seiten her sehr an- weitverbreitete, aber irrtümliche Auffassung, Kleist fechtbaren Artikels „Soziale Nachteile der Oberreal- zu den Romantikern zu rechnen, beruht, wie ich schule" möchte ich den Finger legen. Das ist en glaube, darauf, daß der Begriff der Romantik ge- Punkt, über den auch ein Nichtfachmann wie ich sich wöhnlich viel zu weit gefaßt wird. Wir können seine Gedanken machen wird. Im Interesse der nicht jede Dichtung, die romantische Elemente enthält, Förderung größerer Einheit itt unserem, durch politische zur Romantik und ihren Schöpfer unter die Ro- nd religiöse Spaltungen schon stark zerklüfteten dwantiker zählen. Dazu ist ihr Einfluß viel zu Volksleben wird dort die Ablehnung des Antrages allgemein gewesen. Mit nicht weniger Recht als befürwurtet, die Realschule zur Oberrealschule aus- Kleist könnte man sonst auch Schiller zu den zubauen. Mögen andere deutsche Staaten, das ist Romantikern rechnen, und nicht etwa bloß seiner hie Meinung, jo kurzsichtig sein, die Gefahr nicht zu Jungfrau von Orleans wegen. Schon vorher sein jehen, unser geistiges Gesamtleben dadurch zu zer- Mortimer und die katholische Maria standen ganz reißen, daß neben der humanistischen die realistische gauf romantischem Boden, auch später Wallenstein zeigt Bildung gefördert wird, wir klar und ruhig denkenden deutlich romantische Züge, und schließlich seine Braut Lübecker sollten nicht ttittun. Wir sollten dieser von Messina, ja sogar sein Tell erfüllen in Form ganzen modernen Strömung die Tore verschliegßen, und Gehalt sehr wesentliche Forderungen der und das um so mehr, als wir bei der Kleinheit unseres Romantiker. Wenn det Klassiker Schiller bei seiner ' Gemeinwesens mehr noch als andere Staaten auf hekannten Abneigung gegen die Vertreter der Schule, 11 die Einheitlichkeit unserer Bevölkerung angewiesen jtsbesondere gegett Friedrich Schlegel, denttoch int i sinnd. Von der sehr anfechtbaren Logik des legten s einen Werken eiten sv starken romantischett Eiùr- re Satzes sehe ich ab. Im übrigen aber befürchte ich schlag erkennen läßt, so beweist uns das, einen wik : daß wir, falls wir diesem Rate folgen, sehr kurz~ getvaltigen Einfluß die Ideen der Romantiker auf ! sichtig handeln. Die Zeit der chinesischen Mauern die gesamte Mitwelt ausübtert. Und aich auf dit . ist nun doch eintnal dahin, und wir Lübecker würden Nachwelt. Denn so sthärf wir auch für die Geget' t einfach auf dem Gebiet des Schulwesens ins Hinter. wart die Bestrebungen und Ziele der Rotnantik u [reffen kommen. Einheitlichkeit ist etwas sehr Er- dez strebenswertes. das Streben nach ihr darf aber nie *) Aus einem Vorträg von Dr. Schlvdtinatin. in
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