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Unglück“ und: ,„Brechet auf, ihr Wunden! Fließet, Bernhard Buchbinder im übrigen nicht ungeschickt
fließet!‘ Und jenes Zweite, der Stil des antiken gemacht ist, insbesondere im zweiten Akte starke Büh-
Dramas, muß natürlich jedem Modernissierungsversuch nenwirksamkeit hat, ist nicht zu bestreiten. Auch der
u zum Opfer fallen. Musik von Georg Jarno ist mancherlei Gutes nach-
n Alles dieses bedingt, daß heutzutage wohl sehr zurühmen. Bewegt sie sich im großen und ganzen
n viele auch unter denen, die sich sonst noch die Empfäng- auch auf ausgetretenen Pfaden und verzichtet der Kom-
; lichkeit für Schiller bewahrt haben, zu seinem siziliani- ponist auf den Ehrgeiz, nach eigener Note zu musi-
' schen Trauerspiel in einem recht kühlen Verhältnis zieren, enthält sie doch einige der für den Erfolg
stehen. Dazu kommt, daß sich der Aufführung, nament- einer Operette notwendigen Schlager, die feinerer
e lich wegen der Chöre, ganz besonders große Schwierig- Arbeit nicht entbehree. Das keck hingeworfene
. keiten bieten, die eigentlich niemals restlos zu be- Marionettenduett und das Quartett im zweiten Akte
wältigen sind. bewegen sich über dem Durchschnitt bloßer Mache.
Die Vorstellung, die uns am Vorabend zu Beide mußten in der Erstaufführung am Sonntag
Schillers Geburtstag geboten wurde, war im großen wiederholt werden.
und ganzen würdig inszeniert (Brunow) und über- Die flotte, von Herrn Direktor Fuchs geschmackvoll
. ivand einen beträchtlichen Teil jener Schwierigkeiten. inszenierte Vorstellung verhalf der Operette zu einem
Was geschmackvoll moderne Behandlung Schillerscher Erfolge, der eine größere Anzahl von Aufführungen
je Verse und natürlich belebten Ausdruck betrifft, ist garantieren wird. Frl. Renner war ein witziges und
z unter den Darstellern an erster Stelle Herr Schürer lebensprühendes Mussikantenmädel, dem man nur
is als Don Cesar zu nennen, dem Fräulein Wuttke als wünschte, daß dem Organ die unangenehme Schärfe
n liebliche Beatrice ebenbürtig zur Seite stand. Als und für die höhere Lage das Gepreßte des Stimm-
je Dritten im Bunde wird man später vielleicht Herrn ansates genommen würde. Den vom Librettisten
n Hoss (Don Manuel) nennen dürfen, wenn er sich nicht gerade pietätvoll behandelten Joseph Haydn gab
Q. seine Rolle erst ganz zu eigen gemacht hat. Jn der Herr Schweisguth in herzgewinnender Einfachheit.
h Erstaufführung zeigte er leider eine so große Unsicher- Aber so schön war Fürst Esterhazys Kapellmeister
n heit in der Beherrschung des Textes, daß nicht. allein nicht. Das Charcaktteristische in dem Angesicht Papa
ß. der Sinn des öfteren geradezu entstellt, sondern auch Haydns vermißte man in der Maske. Die musikalische
it Vortrag und Spiel dadurch störend beeinflußt wurde. Leitung von Herrn Blumann war geschickt und auf
t- . Die Jsabella von Fräulein Laudien ließ sich an- den Ton abgestimmt, der für so leichte Ware am
il. sangs recht vertrauenerweckend an. Je mehr aber die Platze ist.
ts Leidenschaftlichkeit bei der Fürstin zum Durchbruch HIysikabend im Kathari
Ìn kommt, um so mehr verlor sich die Darstellerin in ein "stkabend. iv Ka harinenm: :
s deklamatorisches Pathos, das selbst für Schiler u , n rru tcoss uit H –gruf
ie weit ging, und steigerte ihr wenig ausgiebiges Organ besuchte Mufikabend f D stag erneut Herqnis
af t einen schrillen Diskant hinauf, der an Stellen tj L:sitaten! aaf der ittele die dem Viusi:
f? [fen fettes !aum 11!hr zu ertfagen war. — Hs: ieren der Schüler offen stehen erwartet man nicht.
n Chöre waren durch gute Sprecher vertreten, zumal in z b : | iert6fihti uu
s: ihren Führern, den Herren Brunow (Cajetan) und Nowack Wer Z'! Freude t naiver urftnpe !:§ ;
ht (Bohemund); jenem freilich nur im ersten und dritten ihrer z titus het und W: aus Best s ieiuugsn
Akt, d. h. überall da, wo er sich einer mehr gehaltenen F h “s i 1eger ue ye ) § : k sc[äg erbe,
c< Sprechweise befleißigte, und ganz besonders, wo er h !vesrs w u isther vihtuewyt :! ats <-ait
le lein schönes Piano verwendete. Jr. Schlodtmann. manchem aut; N f Auf Einzelheiten ein-
[ Das Musikantenmädel. Operette von G. Jarno. zugehen, verbietet sich natürlich, so begründeten Anlaß
é! Der spekulative Sinn unserer modernen Operetten. man auch hätte, manches besonders Wohlgelungene
t tomponisten hat erfaßt, daß ein starker sentimentaler hervorzuheben. Nur an dem kleinen, aber wohl-
ft! Tinschlag dem Erfolg ihrer Werke nur zugute kommen disziplinierten Männerchor möchte ich doch nicht ohne
er kann. Mit dem „Walzertraum“ hielt die Rühr- ein ganz besonders herzliches Wort der Anerkennung
te eligkeit ihren schüchternen Einzug, um dann in Jarnos vorübergehen. Ich habe die alte, aus dem 16. Jahr-
en „Försterchristl “ und dem ,„Musikantenmädel“ bis zur hundert stammende Volksballade von den Königskindern
fr Iuerträglichteit gesteigert zu werden. Unsere alten doft genug, auch von bedeutenden Chören, gehört, aber
ts Komponisten, die das Feld der leichten Muse beackerten, nie mit dieser ungekünstelten, weil so ganz unbeein-
i! émpfanden männlicher und gesunder, und sie bewahrten flußten Empfindung und in dieser eigenartigen, in
ft uns in ihren Werken vor solchen Situationen, die, Worte kaum zu fassenden Ausschöpfung des Stimmungs-
tt vie im „Mussikantenmädel“, mit Unbehagen entgegen- gehaltes, die seltsam ergreifend wirkte. Ñ
Jenommen werden müssen. Daß das Libretto von I. Hennings.