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war prinzip Wagners Vorbild wurde, verfallen mußten. Erstes Sinfoniekonzert.
ge- Verdi bleibt immer er selbst, und gerade das macht Das prachtvoll verlaufene erste Sinfoniekonzert
fend uns seine Persönlichkeit doppelt sympathisch. Auch er des Vereins der Musikfreunde erbrachte den zwingenden
lich wird Fortschrittler, aber innerhalb der Grenzen, in Beweis, daß wir in den Nachfolger unseres unver-
ihrt denen allein sich sein Genie bewegen konnte. Bedeutet gessenen Hermann Abendroth einen feinnervigen
ung „Aida“ so eine Zäsur im Schaffen Verdis, erschint HMufiker von geradezu glänzenden Fähigkeiten gewonnen
uns dadurch doch die Einheitlichkeit seiner Entwicklung h;jaben. Wilhelm Furtwängler gehört zu jenen nicht
hör nicht gestört. Neben Wagner bleibt er das bedeutendste gerade häufigen Künstlern, bei denen jede Musik sich
d“ dramatische Genie, das wir aus der neueren Geschichte zy einem innerlichen Erlebnis gestaltet, die darum
der Musik kennen. Unter den drei Spätlingsopern, nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen
err die uns Verdi geschenkt hat, hat sich , Aida“ die be- musizieren, und denen die Kunst nach Beethovens
lin vorzugteste Stellung erobert, und sie hat sie sich bis HWort Funken aus dem Geiste schlägt. Wer das als
1ls in unsere Zeit erhalten. Daß für Lübeck eine Er- Höchstes an jedem Musiker schätt, wird sich dessen
fer kaltung in den Beziehungen zu der Oper eingetreten ehrlich freuen, daß die Wahl auf einen so ausgezeichneten
rig ist, möchte man trotz des kaum befriedigenden Besuches Künstler gefallen iste. Mit warmem Temperament
en unseres Theaters am Donnerstag nicht annehmen. verbindet er die große Gabe, plastisch zu gestalten.
ng In der Titelrolle stellte sich Fräulein Widhalm HYeethovens A-dur- Sinfonie hörten wir in so fein-
n, vom Kölner Stadttheater vor, die bestimmt ist, das ver- sinniger und mustergültig sauberer Wiedergabe und
m waiste Fach der jugendlich Dramatischen auszufüllen. frei von jeder sich vorlaut vordrängenden subjektiven
n Die Sängerin weist manche Vorzüge auf, die ihr Auffassung, daß man diesem Beethoven sein ganz be-
je Engagement befürworten lassen, aber das, was wir sonderes Interesse entgegenbrachte. Alle die namen-
d besaßen, läßt sie nicht vergessen. Dazu hat das lose Freude und all der unermeßliche Jubel, denen
n nicht mehr ganz jugendfrische Organ weder den sie Heethoven in dieser Partitur tönenden Ausdruck ver-
te haften Glanz der Stimme von Frau Bartsch-Jonas, hiehen hat, kamen restlos zur Geltung und mit jenem
' noch die samtne Weichheit der Fräulein Weingartens. festlichen Glanze, den man sich für diese Sinfonie
Manche Partien klangen trocken, vornehmlich in der wünscht. Cin außerordentliches charakteristisches
Mittellage, und auch die Höhe entbehrt ins Ohr Gepräge verlieh Herr Furtwängler dem Alegretto, in
fallender Vorzüge. Rühmen darf man das innerlih, dem nur das einem alten Pilgerliede nachgebildete
belebte Spiel des Gastes und die verständnisvolle Trio durch ein weniger gedehntes Tempo vielleicht
Deklamation, die Verdi gab, was Verdis ist. Für unsern gheoch stärkere Wirkungen ausgestrahlt hätte. Ob, wie
erkrankten Heldentenor sprang in liedenswürdiger wir versichert wurde, die Leonoren-Ouvertüre Nr. 3
Kollegialität Herr Hochheim vom Hamburger Stadt.. die Krone des Abends gebildet hat, habe ich leider
theater ein, einer der stimmgewaltigsten Sänger, die nicht selbst empfinden können.
wohl je auf unserer Bühne gestanden haben Zu Der Solist des Abends, Karl Friedberg, spielte
erwärmen vermochte er mich allerdings mit Ausnahme des Beethovens Rs-dur-Konzert mit blühendem, großem
dritten Aufzuges kaum. Die auffallend flache Tot hu zd brillanter Technik, jedoch nicht immer mit
bildung in der Mittellage, die stark vernachlässigte Jem reich pulsierenden Seelenleben, das auch in die
Aussprache, verbunden mit störenden Äußerlichkeiten tiefsten Tiefen dieser einzig schönen Musik hinabsteigt.
ließen einen befriedigenden Eindruck nicht oft aufk. Das Adagio vermag noch weihevollere Stimmungen
kommen. Schade um das wertvolle Material, das im Hörer auszulösen, als der Solist es zu tun
viel mehr und Edleres bieten könnte, wenn die künst: vermochte. Für die feine sich anschmiegende Begleitung
lerische Durchbildung gediegener wäre. Um die des Orchesters dürfte man Herrn Furtwängler
Amneris besorgte sich Fräulein Arkadij mit heißem dankbar sein. J. Hennings.
Ftuihen; aber bescheidenem Erfolg. Zu den er-
eulichsten Leistungen der von Herrn Beyer hübs t.. ].:.4..
inszenierten Auffüheuug gehörten G im U ) h Gemeinnützige Rundschau. ! G
König des Herrn von Schenk und vor allem der Der Umfang der praktischen Säuglingsfür.
Amonasro von Herrn Langefeld. Neben ihnen dürfen sorge in Deutschland läßt sich nach den Ermitt-
auch Herr Fabian als Oberpriester und Fräulein lungen der Zentralstelle des Deutschen Städtetages
Jansen als Priesterin genannt werden. Für eine wenigstens für die Städte ziffernmäßig beantworten.
Viederholung der Oper dürfte sich empfehlen, dem Danach gibt es 99 Stellen in 45 Städten. t
großen Aufzuge im zweiten Akt das Steifleinene zu Köln hat die meisten, nämlich 13 Stellen, Berlin
lehmen. Etwas mehr Siegesfreudigkeit dürften auch hat 7, Charlottenburg und Nürnberg haben je 6,
die ernsten Bewohner des Pharaonenlandes schon Magdeburg und Essen je 5, Aachen, Breslau, Frankfurt
zeigen. a. M., Leipzig und Posen je 4, die übrigen 33 haben