Full text: Lübeckische Blätter. 1911 ; Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1911 (53)

Denkmalscharakter entsprechend EE und in so einzigem Glanze sie in der außer zu anderen, von anderer Seite etwa noch zu Geschichte dastehen, so waren sie doch nicht Selbst- enpfehlenden oder in späteren Zeiten hervortretenden zweck, sondern Mittel zum Zweck, nicht Erfüllung, Zwecken insbesondere dazu bestimmt wäre, die öffentliche sondern Vorbereitung. Der „siegreiche Heerführer Lesehalle, die öffentliche Rechtsauskunftstelle, eine Für- Wilhelm I." wäre also nur ein Ausschnitt aus der sorgéstelle für Kranke, hilfs- oder pflegebedürftige Volks- geschichtlichen Gesamtpers önlichkeit dieses Kaisers. Wenn angehörige, vielleicht auch wechselnde Ausstellungen dennoch sein persönliches Standbild ihn als Soldaten aus den Gebieten der Kunst, des Kunstgewerbes und bilden müßte, so liegt der Grund tiefer: in dem spezifisch Kunsthandwerks, des Handels, der Judustrie ufsw. Militärischen seiner ganzen Persönlichkeit, in seiner aufzunehmen, und das für Besprechung gemeinsamer militärischen Erziehung und Spezialbildung, seinem Angelegenheiten der Bürger, für volkstümliche, wissen- militärischen Ehr- und Pflichtgefühle, seiner ganzen schaftliche oder künstlerische Vorträge, für Fortbildung, militärischen Anschauung, von der es nur der natür- Belehrung, edle Unterhaltung der der Schule ent- liche Ausdruck war, daß seine regelmäßige Kleidung wachsenen Jugend u. dgl. einen großen Vortrags: die Uniform des Soldaten war, und der ein Bismarck saal und entsprechende Nebenräume enthalten müßte. Rechnung trug, indem auch er im Dienste seines Diese Anregung, die erfreulicherweise bereits kaiserlichen Herrn dauernd die Uniform anlegte. vieler Orten Beifall gefunden zu haben scheint, ist Nun aber wird man doch wohl der auch in der wärmsten Aufnahme und schließlicher Ausführung der Sternschen Denkschrift angedeuteten Erscheinung würdig. Daß in Nr. 24 dieser Blätter dem Ver- Rechnung tragen müssen, daß, je weiter eine geschicht- fasser der Dentschrift die erste Urheberschaft des liche Person in die Vergangenheit rückt, je weniger Gedankens streitig gemacht wird, darf auch nur als damit einerseits ihre leibliche Gestalt in der Er- ein erfreuliches Zeichen der weiten Verbreitung und innerung und Vorstellung der Gegenwart eine der Beliebtheit des Gedankens angesprochen werden; wesentliche Rolle spielt, je mehr anderseits ihre den Streit auszutragen, dürfte um so überflüssiger geistige Bedeutung in voll abgerundetem Umfange sein, als Herrn General Stern jedenfalls das erkannt ist, um so mehr das Bedürfnis realer Dar- Verdienst zukommt, seinen Vorschlag, den unab- stellung zurück-, das Bedürfnis symbolischer Darstellung hängig von ihm bereits andere vorher gedacht und hervortritt. Wie schnell ist das glückliche Symbol auch öffentlich empfohlen haben mögen, an die ent- des auf allen deutschen Höhen ragenden Bismarck- scheidende Stelle gebracht und – worauf es ver turmes aufgetaucht und ausgeführt! Und ist nicht allem ankommt – mit seinen eigenen Gründett das Hamburger Bismarckdenkmal deshalb ein so un. überzeugend begründet zu haben. vergleichliches Steinmonument, weil es das Sym- Eine besonders wertvolle Zustimmung hat der bolische mit dem Individuellen, nämlich den Gesichts- Sternsche Vorschlag in einer Sedanbetrachtung des zügen der im übrigen völlig im Sinne des Symbols Direktors unseres Katharineums Professors Dr. stilisierten Gestalt Bismarcks, in glücklichster Weise Reuter erfahren, die im Morgenblatt Nr. 443 vott zu verbinden verstanden hat ? An dem gewiß groß- 2. September d. J. der Lübeckischen Anzeigen zügigen und wirkungsvollen Kyffhäuserdentmal scheint erschienen ist. Zwar ist diese Zustimmung an die mir gerade diese glückliche Verbindung zu fehlen; sie Voraussezung getnüpft, daß man hier auf ein besteht zwischen Steinbau und der aus dem Gestein Reiterstandbidl. ~ das Herr Direktor Reuter gleichsam herauswachsenden Rotbartgestalt, während offenbar für das angemessenere Denkmal hält + das hoch am Turme angebrachte Bronzestandbild verziehte. Ich glaube aber, daß diese Voraussezung Kaiser Wilhelms im eigentlichen Sinne des Worts nach den Vorgängen vor und seit dreizehn Jahren in der Luft schwebt. Bald wird nun bereits ein Viertel- bereits jeßt als vorliegend anzusehen ist oder das jahrhundert uns von der Regierungszeit Kaiser sie sich doch bald genug als vorliegend erweisen wird. Wilhelms I. trennen. In dieser für die Geschichte Das ist ja gewiß richtig, daß ein die persöne. noch verhältnismäßig kurzen HZeitspanne hat das liche Gestalt des ersten deutschen Kaisers wieder. geschichtliche Gesamtbild unseres ersten Kaisers nur gebendes Denkmal nur das Standbild eines Soldaten gewonnen; insbesondere steht seine politische Bedeutung sein könnte. Dabei ist der Gedanke, daß man ihn viel selbständiger da. Ein Symbol dieser politischen sich vorzustellen habe „als Herzog der Deutschen, HBedeutung, und zwar das deutlichste und daher beste, hoch zu Roß, wie er auszog an der Spitze seinen. ist aber in der Tat ein dem öffentlichen Wohle des Heerscharen, wie er heimkehrte siegesgekrönt“ breitesten Volkes dienendes „Kaiser-Wilhelm.Volks- übrigens viel zu eng. Die siegreichen Feldzige haus" oder mit Direktor Reuters Ausdruck schlechthiv Wilhelms I. waren politische Notwendigkeiten zur ein „Kaiserhaus“. Ich meine, wir dürfen uns freuen, Erreichung des höheren Zieles der Neuerrichtung daß wir seinerzeit unserer Abneigung gegen eti des deutschen Kaiserreiches. So unerläßlich sie schematisches Reiterstandbild Nachdruck verschafft haben §97
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