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ung man hegte. Das Hauptbild von Lübeck (Stadtansicht Musikliebenden unsrer Mitbürger, die ihn in Karls-
das mit Marienkirche und Petrikirche vom Hafen) von ruhe, München, Bayreuth am Diirigentenpult be-
upt- Prof. Paul Preißler ist hart und kalt in den Tönen wundern oder sein herrliches Klavierspiel hören konnten,
sich und kann nicht als künstlerische Leistung ersten Ranges nicht leicht verblassen.
ben. bezeichnet werden, ein Nachtbild vom Burgtor desselben Abendroth schreibt :
mit Malers fordert direkt zum Widerspruch heraus und Als vor ungefähr 14 Tagen die Kunde durch die
U. auch eine Abbildung von Travemünde ist steif und Blätter ging, daß Felix Mottl während einer Trisstan-
halt unkünstlerisch. Freudig zustimmende Urteile zu dieien aufführung von Herzkrämpfen befallen worden sei, da
rzen Darstellungen habe ich bisher noch nirgends gehört, mußten bei denen, die dem Künstler näher standen, schwere
jecks sondern nur enttäuschte. Diese Abbildungen lehren, dunkle Ahnungen aufsteigen: Mitten im Akt hatte er den
Ent- daß man sich die Maler für eine künstlerische Re- Stab an den Konzertmeister abgegeben, – und wenn
inen klame mit Vorsicht selbst aussuchen muß. Besonders Mottl das tat, während des Tristans, seines Tristans,
ben. wird das klar, wenn man Wilhelm Feldmanns aus- dann mußte es schon schlimm um ihn gestanden haben.
bbil- gezeichnete Möllner Bilder in derselben Nummer ~~ Die Ahnungen haben sich erfüllt. Es ist zu
ung sieht. Nicht jeder Maler kann sich in den eigen- Ende! Meottl ist tot!
artigen Reiz des lübeckischen Stadt. und Landschafts- Diese drei Worte – was bedeuten sie! Welch
jade- bildes hineinsehen. Der Text über Lübeck ist sehr unsagbaren Verlust für die Kunst, für die Welt bergen
ein kurz und nichtssagend. Eine Abhandlung unseres sie in sichh Welch tiefe und edle Werte werden mit
kter, Landsmannes Dr. Hans Spethmann wirft ganz inter- ihnen zu Grabe getragen! Ein Edler ist dahinge-
nge- essante geographische Streiflichter auf Schleswig-Holstein gangen und hat mit sich genommen, unwiederbringlich
auf- und Lübeck. ~ Das Ergebnis dieser Reklame ist jeden- mit sich genommen all die leuchtende Sonne, die
gut falls das, daß man in Zukunft solcher kostspieligen Zeit- glühende Begeisterung, die schier unbegrenzte Potenz
Das schriftenreklame gegenüber recht vorsichtig sein muß. des Genies, der gottbegnadeten Künstlerseele! –
voll. Ein textlich recht guter Artikel in der Sport- Vor zirka neun Jahren wars in Karlsruhe.
rige, zeitschrift St. Georg, der Lübeck als moderne Wohn- Die Besucher der Baseler Tonkünstlerversammlung
des stadt empfahl und ebenfalls vom Finanzdepartement waren eingeladen worden, in dem freundlich-ehrwürdigen
Ge- und dem Fremdenverkehrsverein unterstützt wurde, ens badischen Hoftheater Kloses „Ilsebill“ anzuhören,
man hielt nur Abbildungen der Terraingesellschaft Stroh- Mottl am Pult. Welch ein Eindruck! Das kleine
stellt katen. –~ — Orchester –~ wie klang es! Was holte der Taktstock
ünde Außer den hier genannten Reklamen ist auch in aus der Handvoll Streicher heraus! Wie meisterhaft
zade- anderen Zeitschriften auf Lübeck mehrfach hingewiesen. waren die einzelnen Akte gesteigert und wie mächtig wuchs
ein Am wirkungsvollsten dürften aber für die Zukunft das Gesamtwerk unter den weichen und doch so bestimmten
doch immer künstlerisch ausgestattete Führer und Händen Mottls zu gewaltiger Größe empor)
leich Monographien von Lübeck sein, wie sie der Verein Wenige Jahre später hörte ich in München von ihm
, die zur Hebung des Fremdenverkehrs jetzt in verschiedener die Neunte in denkbar größter Vollendung. Wir
ziger Ausstattung und Umfang und in mehreren Sprachen alle staunten über solche Kunst des Gestaltens, über
wig- teils schon hat herstellen lassen, teils noch herausgeben die Meisterschaft, mit der er auf dem Rieseninstrument
rden wird. Allerdings darf hierbei nicht gespart werden Orchester und Chor spielte, wir alle waren erschüttert
erten und der Verkaufspreis muß so billig wie irgend von der Stimme Beethovens, die da in überzeugender
die möglich gesetzt werden. H. Mahn. Urgewalt zu uns sprach.
owie T§ Im Sommer danach war es mir beschieden, als
imen Hermann Abendroth über Felix Mottl. „musikalische Bühnenassistenz“ für die Festspiele im
Ver- h, In der Rtheinisch-Westfälischen Zeitung vom 5. Münchner Prinzregententheater verpflichtet zu werden.
igen Juli d. J. plauderte „unser Abendroth“, den wir An diese Zeit knüpfen sich meine liebsten und wert:
thein vor noch nicht langer Zeit trauernden Herzens nach vollsten Erinnerungen an den Künstler und Menschen
n er- Essen scheiden sahen, über seine Beziehungee zu HWMottl. Hier ließ er mich gar manchen Blick tun in
sehr dem großen, vor kurzem verstorbenen Münchner Meister diese oder jene verborgene Ecke seiner Geistes.
hn der Tonkunst, der ihm Lehrer und leuchtendes Vorbild war. werkstatt, hier hörte ich seine kernigen musikalischen
ichert Das in Lübeck an der Person des Verfassers vorhan. OGlaubensbekenntnisse, hier eigentlich erst wurde mir
vom dene lebhafte und herzliche Interesse veranlaßt uns, das ureigenste Wesen der Musik erschlossen durch
ummen ti Erinnerungen eines Werdenden an einen Gewor- Mottls reine, grundehrliche und tiefe Musikantenseele.
f die ?nen hier abzudrucken. Beiden verdankt so mancher Ja Mussikantenseele! Er war der geottbegnadete
otene #us unsrer musikliebenden Stadt Stunden reinsten Musikant, der mit naiver Freude am Heiter-Schönen,
. die Genusses. Das Andenken an Mottl wird bei den mit tiefem Verständnis für das Tragisch-Düsstere seiner