.2
1902-1905, ohne baß sich damals daraus Un- liegt keine Herabsezung unserer hiesigen Ober-
zuträglichkeiten ergeben haben. Die nachher lehrer; sie würde auch dem Vorsitzenden der
eingetretene Änderung ist aus anderen Gründen Oberschulbehörde schlecht anstehen. Wir schätzen
erfolgt. Ich rechne bestimmt damit, daß auch unsern Oberlehrerstand aufs höchste, und nie-
künftig aus diesem Zustande Unzuträglichkeiten nwmand ist schmerzlicher berührt gewesen als die
sich nicht ergeben werden. Der einzige, der HOberschulbehörde, als hier vor einiger Zeit An-
wohl berechtigt wäre, daran Anstoß zu nehmen, griffe auf unsere Oberlehrer gerichtet worden
würde der Herr Schulrat sein; ich kann aber sind, die sie ganz gewiß nicht verdient hatten.
bestimmt versichern, daß er das nicht tut. Wir sind stolz darauf, einen Oberlehrerstand zu
Nun führt der Kommissionsbericht weiter aus, besitßen, der sich nicht nur durch wissenschaftliche
es brauche die Rücksicht auf die auswärtigen Tüchtigkeit, sondern auch durch treue Pflicht-
Bewerber nicht entscheidend ins Gewicht zu erfüllung und eifrige Hingebung an die Auf-
fallen, denn wir könnten die Stelle unter allen gaben des Unterrichts und der Erziehung aus-
Umständen mit einem hiesigen Bewerber be- zeichnet; und wir sind dem Senat und der
setzen. Mit der grundsätzlichen Auffassung kann Bürgerschaft dankbar dafür, daß sie uns stets
L G GRE RU BHC Rt t:
j z
bisher für die Bemessung der Direktorengehalle dDoas ist aber auch notwendig, und Sie können
stets maßgebend gewesen ist. Wir sind stets es dem Senate nicht verdenken, wenn er den
davon ausgegangen, es sei notwendig, unsere gleichen Gesichtspunkt auch geltend macht bei
Gehalte so zu gestalten, daß unsere Stellen für der Besetzung einer leitenden Stellung. Wir
einen weiteren Kreis von erfahrenen Männern, halten es in der Tat für notwendig, daß diese
möglichst aus leitender Stellung, einen gewissen Stelle mit einem Gehalt ausgestattet wird, das
Anreiz zur Bewerbung geben, und ich meine, eine reiche Auswahl von Bewerbungen möglich
wir haben mit diesem Grundsatz gute Er- macht.
fahrungen gemacht. Wir sind eben in der be- Jm Anschluß daran muß ich auf einen schwer-
sonderen Lage einer alleinstehenden Stadt, die wiegenden Irrtum des Komnmisssionsberichtes
nicht die Möglichkeit hat, mit einem Beamten, hinweisen. In dem Bericht ist wörtlich gesagt,
der sich in einer Stellung nicht bewährt, eine in bezug auf das Gehalt könne die lübeckische
Versetzung vorzunehmen oder ihn sonst in einer Stelle den Vergleich mit Preußen durchaus
anderen Stellung zu verwenden. Eline solche aushalten. Das entspricht nicht den Tatsachen;
Stadt muß bei derartigen Wahlen ganz be- diese Behauptung ist geradezu irreführend. Der
sonders vorsichtig sein, denn eine Fehlwahl wird Direktor der Ernestinenschule bezieht ein Gehalt
mitunter in Jahrzehnten nicht wieder gut ge- von 6700 .s( bis 9200 \6; er erreicht das Höchst-
macht werden können. Je kleiner der Kreis der gehalt in zwölf Jahren. Die preußischen Voll-
Bewerber ist, desto größer ist aber die Gefahr, ansstaltsdirekttoren erhalten unter Zugrunde-
daß eine Fehlwahl stattfindet. Es kommt hinzu, legung des Wohnungsgeldes der stets zu Ver-
daß es sich hier um eine Mädchenschule handelt, gleichen herangezogenen Städte der Servis-
noch dazu um eine mit Seminar. Dadurch klasse B ein Gehalt von 7500 M bis 9300 M;
wird der Kreis der Bewerber noch viel kleiner; sie erreichen ihr Höchstgehalt in neun Jahren.
es wird ohne weiteres jedem Laien einleuchten, Also, auch abgesehen von der verschiedenen Zeit-
daß es schwierig ist, einen Mann für eine leitendhe dauer bis zur Erreichung des Höchstgehaltes,
Stellung an einer Mädchenschule zu finden. Es bezieht der preußische Direktor im Anfangsgehalt
ist natürlich nicht jedem Manne gegeben, in der s$00 „(, im Endgehalt 100 . mehr. Wenn Sie
Mädchenerziehung zu wirken, und es gehört die Gehalte von 15 Jahren zusammenrechnen,
jedenfalls eine gewisse Erfahrung zu der Aus- macht das einen Unterschied von 9000 M oder
füllung einer derartigen Stellung. Freilih, im Durchschnitt jährlich von 600 s aus. Eine
meint die Kommission, die Kenntnis der hiesigen Anzahl von preußischen Städten geht noch
Verhältnisse könne die mangelnde Erfahrung in darüber hinaus; ich nenne nur Hannover und
der Mädchenerziehung erseßen. Darin kann ich Kiel, um von den ganz großen Städten zu
der Kommission nicht beitreten. Es liegt daher schweigen. Jn anderen Bundesstaaten werden
für mich auf der Hand und ebenso für die Ober- noch größere Gehälter gezahlt, z. B. im König-
schulbehörde, daß die Zahl der hiesigen Bewerber reich Sachsen. Diese Ziffern sind der Kommission
jedenfalls nicht sehr aroß sein könnte. Darin bekannt gewesen, denn der Herr Senatskom-
72