Full text: Lübeckische Blätter. 1911 ; Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1911 (53)

innere Leben einer Schule eindringen, wenn er erstaunt, daß Herr Dr. Schlomer, der den alle paar Jahre ein- oder zweimal in eine Klasse HBericht offenbar sonst mit großer Aufmerksamkeit kommt. Er ist notwendig gezwungen, auf das gelesen hat, das nicht herausgelesen hat. Er Äußere zu sehen. Ich brauche Sie in dieser hat genau das Gegenteil von dem vorgetragen, Hinsicht nicht nur an das Schulwesen zu erinnern. was im Bericht steht. Beim Militär ist diese Kontrolle besonders stark Senatskommissar Schulrat Professor Dr. ausgeprägt; dort wird für die Revision alles W y < g r a m: Ich kann mich kurz fassen. Der besonders zurecht gemach. Wenn aber der HBericht, der in Ihren Händen ist, enthält alles, obere Offizier, der zu revidieren hat, wieder was zu dieser ganzen Sache gesagt werden kann. fort ist, geht der alte Schlendrian weiter. Das- €Er ist so gearbeitet, daß auf jede Frage, die selbe werden Sie auch bei der Schule erleben, entsteht, eine ausreichende Antwort enthalten das kann gar nicht ausbleiben. Ein Schul- ist. Jch möchte mich zunächst gegen die Auf- inspektor wird nicht in das innere Leben der fassung verwahren, als ob durch die Einrichtung Schule so eindringen können, weil er nicht so- der Schulinspektorstelle, welche in allen Staaten viel mit den Kindern zusammenkommt, dann das Übliche ist, und welche wiederum nur Lübeck bekommt er – und das ist rein menschlinez © nicht hat, irgendwie bureaukratischen Tendenzen Marotten und Grillen, die er durchaus erfüllt. vorgearbeitet werden soll. Es tut mir leid, daß sehen will. Die schlaueren unter den Lehrern Herr Dr. Schlomer, der doch gewiß das Beste wissen aber im voraus, womit sie den Schul- der Sache will, mir eine derartige Ahsicht inspektor erfreuen können, und so würde das imputiert. Es heißt hier an einer Stelle des Strebertum großgezogen. Glauben Sie nicht, HBerichtes der Oberschulbehörde mit voller Deut- daß das nur theoretische Erörterungen sind. lichkeit: „Er (der Schulinspektor) wird mit der Ich habe gerade in den lezten Wochen Ger wiünschenswerten Festigkeit und Tatkraft gerade legenheit gehabt, mit preußischen Lehrern und hier, wo man an eine etwa in preußischem Sinne Lehrerinnen darüber zu sprechen, und die haben betriebene straffe, bureaukratische Schulaufsicht mir die Zustände, die ich nun an die Wand zu nicht gewohnt ist, sich nicht daran gewöhnen malen scheine, als in Preußen wirklich vorhanden würde un d auch nicht gew öhnt zu dargestellt. Lassen Sie sich uns nicht darauan werden braucht, ein ruhiges, zurück- einlassen, es auch hier im Wettbewerb mit qhjaltendes, im bestem Sinne des Wortes vor- Preußen diesem Staate gleichzutun. Erhalten nehmes Auftreten zu verbinden haben“. Das Sie der Lehrerwelt das freie Streben, und ist das gerade Gegenteil von dem, was mir lehnen Sie den Schulinspektor ab. Herr Dr. Schlomer jetzt als ,sstille Sehnsucht Senator Kule n kam p: Aus den Aus- meines Herzens“ andichtet. Das steht hier in führungen des Herrn Vorredners bin ich ger. dem gedruckten Bericht, und zwar in dem nötigt, einen Punkt besonders herauszugreifen. Passus desselben, der meine eigenen Worte Herr Dr. Schlomer hat davon gesprochen, daß zitiert, während der Bericht sonst von der Ober- eine Entlastung des Schulrates beabsichtigt sei. schulbehörde geschrieben worden ist. Ich glaubte, Ich glaubte, es sei mit aller Deutlichkeit bereits einem derartigen Angriff nicht ausgesetzt zu in dem Berichte der Oberschulbehörde ausge- sein. Wer mich kennt, weiß, daß mir nichts uner- sprochen, daß es sich nicht um eine derartige wünschter wäre, als eine bureaukratische Wen- Entlastung handelt. Aber ich halte es nach dung in unserm Schulwesen. Was wir durch diesen Ausführungen für nötig, das noch einmal den Schulinspektor wollen, ist lediglich die zu unterstreichen und hinzuzufügen, daß der Förderung des Schulwesens. Daß der Name Herr Schulrat niemals den Wunsch nach Ent- Schulinspektor, der nun einmal unglücklich klingt lastung, geäußert hat. Wer den Bericht der und etwas Polizeimäßiges hat, vielfach die Vor- Oberschulbehörde mit Aufmerksamkeit liest, hat stellung einer überflüssigen Kontrolle weckt, ist ohne weiteres daraus ersehen, daß es sich lediglich zuzugeben. Jn Wirklichkeit haben alle Schul- darum handelt, daß eine Arbeit getan werden verwaltungen –~ und durchaus nicht nur die soll, die bisher überhaupt nicht hat getan werden preußische allein, sondern auch die ganz frei- können. Darauf allein kommt es an. Es sind sinnige und fortgeschrittene Meiningische solche dann die Gründe ausgeführt, aus denen die JInspektoren ~ etwa auf 100 000 Einwohner ursprüngliche Absicht, daß der Schulrat diese immer einen. Selbst Hamburg hat sechs Schul- Arbeit mitübernehmen sollte, jedenfalls heute inspektoren für sein Volksschulwesen und ge- als ganz undurchführbar anzusehen ist. Jch bin denkt, ihnen in der nächsten Zeit zwei neue 6062
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