Full text: Lübeckische Blätter. 1911 ; Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1911 (53)

M Verhandl. d. Bürgerschaft am 24. März 1911. überzeugung kommen müssen, daß das Vor- hin durchzusehen, ob mal irgendwo Bürger- gehen der Behörde in diesem Falle nicht richig schaftsmitglieder zu einer Versammlung ein- war. geladen sind. (Zuruf von Stelling: Armer Senator Dr. L i e n a u: Wenn man bedenkt belasteter Mann.) ; und weiß, wie lange schon viele Arbeiter auf Stelling: Daß Herr Klein so außer- unsern Gaswerken tätig sind, hat man die ordentlich wenig Zeit hat, ist mir neu. Ich weiß Überzeugung, daß sie in Herrn Direktor Hase HVämlich, daß er recht häufig morgens an Ver- einen ganz ausgezeichneten und wohlwollenden anstaltungen zu einer Zeit teilnimmt, wo Vorgesetten haben. Soweit ich Herrn Direttor nah meiner Überzeugung Herr Obexpost- Hase kenne, bin ich der festen Überzeugung, daß assistent oder Sekretär Klein eigentlich seinen seine ganze Unterhaltung mit dem betreffenden Dienst zu verrichten hätte. Doch das nur neben- Arbeiter seinerseits von Wohlwollen getragen bei. Ich bin der Meinung, daß, soweit es sich gewesen ist. Von einer Denunziation kann keine darum handelt, Inserate zu beachten, darüber Rede ssein, sondern die Kündigung beruht auf die Ansichten sehr weit auseinandergehen. gewissenhafter Prüfung der Verhältnisse und Ich bin aber der Überzeugung, daß das große nicht auf Anzeige eines einzelnen Arbeiters. zweispaltige Inserat von jedem beobachtet Der betreffende Arbeiter ist seit Jahren wohl- worden ist, und ich glaube, daß auch Herr Klein wollend behandelt und, obwohl er vor mehreren > gelesen hat. Er sagte vordem ja selbst, daß er Jahren begründete Veranlassung zur Entlassung s im Volksboten gelesen habe. Dann wundert Jab, mit Rüchsicht auf seine bisherige Dienstzet S mich um so mehr, daß er nicht Zeit hatte, behalten. Der Mann hat seinerzeit gelobt, er den Staatsarbeitern ein paar Stunden zu wolle seine Arbeit in Ruhe tun und sich der widmen. : ! Agitation enthalten, hat das Versprechen aber Herr Senator Dr. Lienau sagte, man müsse nicht gehalten. Wenn man ihm drei Jahre Zeit auch den Arbeitern Rechnung tragen, die ihre gelassen hat, sich zu bewähren, und wenn man Arbeit in Ruhe und Frieden verrichten wollten. ll Late schsehlithecilüßt. tun fich ver Ve. IJ betone jmmer wieder, daß nach der An- treffende gewiß nicht beschweren. Wir sind es gabe des Mannes von ihm ganz entschieden den andern Arbeitern schuldig, daß sie in Ruhe bestritten wird, während der Arbeit irgendwie und Frieden arbeiten können. (Sehr richtig.) agitatorisch yet zu heÿtr; S? hören auch Klein: Herr Stelling hat ganz eigen- F§heven Tätigkeit tenut. daß ura: artige Ansichten. Er mutet uns zu, jeden Tag zgutraut. Wie die Sache manchmal gemacht daraufhin die Zeitung durchzusehen, ob im wird, weiß man, und es ist bedauerlich, daß Annoncenteil irgendwo und wann von irgend ausgesprochen wurde, daß unter den in Frage jemand eine Versammlung angesetzt ist, zu der kommenden Leuten leider ein recht großes die Bürgerschaftsmitglieder eingeladen sind. Denunziantentum vorhanden ist. 1Jch:: be- Das geht doch wirklich ein bißchen weit. Wenn doaure, wie die Behörde, darauf fußend, dazu den Arbeitern daran lag, die Bürgerschafttse- kam, den Mann zu entlassen. Mindestens mitglieder in ihrer Versammlung zu sehen, so hätte die Sache eingehend untersucht werden konnten sie auch 3,60 . mehr ausgeben. Auf müssen, und das ist nicht der Fall. Wenn hier diese Mehrkosten konnte es bei den großen gesagt wird, die Behörde hätte den Fall ein- Annoncenkosten ganz gewiß nicht ankommen. gehend geprüft, so frage ich demgegenüber, Die 120 Bürgerschaftsmitglieder hätten mittels wie hat sie denn geprüft? Dann wäre es einer 3-Pf.-Postkarte sehrleicht eingeladenwerden meiner überzeugung nach notwendig gewesen, tönnen. Dann hätte der Volksbote, wenn die den Mann heranzuholen und zu vernehmen Bürgerschaftsmitglieder nicht erschienen wären, und ihm zu sagen: So haben Sie es getrieben, nachher schreiben können: Von den Bürger- das soll nicht sein, Sie sind hiermit gekündigt lichen hatte niemand ein JInteresse für die und entlassen. Zum mindesten verlange ich, Arbeiter. Das jetzt aber zu schreiben, halte ih daß man ihm, wenn es auch nur ein Arbeiter für unfair, um mich nicht eines schärferen ist, das Recht gibt, sich gegen die Vorwürfe zu Ausdrucks zu bedienen. Im übrigen muß ich verteidigen, die gegen ihn erhoben sind. Das- Herrn Stelling sagen, daß wir so viel Zeit, selbe Recht haben die Beamten auch, und das wie er, nicht haben, um die Annoncen darauf- nehme ich auch für die Arbeiter in Anspruch. 357
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