E59 . Verhandl. d. Bürgerschaft am 19. Dezbr. 1910.
und könnten, so sollten die geseßzgebenden dürfen auch nicht vergessen, daß der Etat C
Körperschaften doch objektiver prüfen. Wenn i insgesamt 468 Beamte umfaßt, und daß von
Sie den Beamten der Oberschulbehörde vor- diesen auf die Klassen I, II und III allein 327
rechnen, daß wir im Schulwesen große Summen Beamte fallen! Sie können sich jeßt ausrechnen,
jährlich ersparen können, um diesen Etat zu ene wie eine jegliche Erhöhung pro Kopf natürlich
lasten, so klingt dabei zwar ganz leise durch, daß erkleckliche Gesamtsummen ergibt. Aber von
das nicht auf Kosten der Leistungsfähigkeit den Summen, die wir diesen Gruppen zuführen,
unserer Schulen geschehen solle; das ist nur der wissen wir genau, daß sie im täglichen Leben
leise Unterton, aber der Hauptton, der in der nur zu bald nach Lage der heutigen Verhält-
Öffentlichkeit stets aus vollem Chor trompetet nisse ausgegeben werden müssen und dadurch
wird, lautet: Sparen! Sparen! Das „Wie“ auch andern Ständen zugute kommen. Und
und „Wo ist ganz gleich! Und die Folgen? – deshalb ist es in keiner Weise recht, und kein
die kümmern uns nicht! Und wo könnte besser dpraktisches Haushalten wird danach handeln,
gespart werden als bei der Festsezung des wenn wir bei den untersten Klassen den Daumen
heutigen Etats ? –~ Trotz alledem oder gerade auf den Geldbeutel drücken und sagen: „Euch
deshalb möchte ich Sie bitten, wenn wir heute können wir nichts gewähren!", aber bei den
zur Beratung dieses Etats kommen, mit voller Oberbeamten, wo wir es wieder mit Einzel-
Objektivität und mit dem gleichen Wohlwollen individuen zu tun haben, bereitwilligst geben.
wie die übrigen Beamten auch jene Herren zu Dos ist wohl selbstverständlich, denn hier multi-
werten, denen die Aufgabe gestellt ist, für plizieren wir mit 1, dort mit 327. Ich möchte
unseres deutschen Volkes Zukunft zu arbeiten Sie bitten, die wirtschaftlichen Folgen bei der
und die Werte zu gründen, die unser deutsches Beratung nicht außer acht zu lassen!
Volk einst braucht, um auf dem Weltmarkt Ich bat Sie vorhin, den Beschlüssen des
konkurrieren zu können. Bürgerausschusses für Klasse 1 bis III bei-
Ein andres volkswirtschaftlichee Moment zutreten. Es waren praktische Erwägungen, die
möchte ich ebenfalls kurz streifen. Jch habe die Mitglieder des Bürgerausschusses geleitet
bedauert, daß wir am Donnerstag nicht verr haben, dem Antrage Fehling zuzustimmen, und
mocht haben, eine Erhöhung des Etats der die gleichen praktischen Erwägungen, hoffe ich,
unteren Klassen vorzunehmen. Ich muß unbe- werden es auch heute sein, die es der Bürger-
dingt Herrn Stelling in seinen Ausführungen schaft ermöglichen, den Antrag des Bürger-
recht geben. Es liegt in ihnen nicht ein Kern ausschusses mit großer Mehrheit anzunehmen,
von Wahrheit, sondern nur Wahrheit. Daß wir die Steigezeit auf 24 Jahre zu bemessen. Ich
am Donnerstag den untersten 60 oder 70 Be- will Jhre Zeit bei der allgemeinen Beratung
amten die beantragte bescheidene Aufbesserung nicht zu sehr in Anspruch nehmen und nicht im
ihres Gehaltes versagen, eine Aufbesserung, die einzelnen alle die Gründe, die für die 24 Jahre
im Gesamtbetrage bei weitem nicht das Mehr sprechen, noch einmal anführen. Ich nehme an,
eines einzelnen Beamten in den höheren Klassen daß Sie die knappen und präzisen Ausführungen
ausmacht, deren Gehälter am Sonnabend im in der Eingabe des Lübecker Lehrervereins, die
Stehen und Auseinandergehen erledigt wurden, JIhnen zugesandt wurde, kennen, und daß sie
war ein großer Fehler. Wir mußten daran genügen werden, um Jhre Entschließung zu
denken, daß volkswirtschaftlich jede kleinen beeinflussen. Nur wenige Vunkte möchte ich
Summen, die dem einzelnen mehr zugekommen kurz hervorheben. I ‘ ;
wären, unbedingt rollendes Geld gewesen wären, Bei unseren früheren Beschlüssen, die wir
das dem Gewerbe sofort zugeflossen wäre. Ganz bezüglich des Beamtenbessoldungsetats gefaßt
anders dagegen wirken die tausend und zweir haben, ist stets ein Moment besonders hervor-
tausend und noch mehr tausend Mark, die wir gehoben — das geht aus allen Reden und Be-
Beamten höherer Klassen zugebilligt haben. schlüssen hervor . nämlich das Höchstgehalt
Von volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten auas den Beamten möglichst dann zu gewähren,
ist sicherlich der Vorschlag des Herrn Stelling, wenn die größten Anforderungen an ihn gestellt
den untern Beamtenklassen ein mehr zu ge- werden. Ein genügender Gehaltssaß muß
währen, der bessere gewesen. Und ein Gleiches unbedingt erreicht werden, wenn an den Haus-
ist der Fall mit den untern Klassen des heutigen halt des Beamten die größten Anforderungen
Etats. Es treten uns hier zwar nicht die kleinen gestellt werden, das heißt, wenn die Kinder
Summen entgegen, wie beim Etat A, aber wir die Schule besuchen. Und dieser Grund trifft
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