Full text: Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1910 (52)

- 601. . –. Verhandl. d. Bürgerschaft am 19. Sept. 1910. n Der Gang der deutschen Frau durch die Kultue. üökonomie für di e je Zwecke geschrieben ? Je geschichte ist ein Leidensgang. Denken Sie Frau Gnauck-Kühne, Fräulein Dr. Salomon, er an die zwei Millionen Frauen, die auf Margarete Treuge. Das sind die Verfasserinnen Ie Scheiterhaufen als Hexen verbrannt sind, nach- der neuen, schon weitverbreiteten Lehrbücher 1d dem sie zuvor in der grausamsten Weise ge- für Frauenschulen. ie peinigt waren. (Vereinzeltes Lachen.) Das ist Und nun lassen Sie mich noch einen andern t, nicht zum Lachen. Man hat sehr selten Männer Gefichtspunkt hervorheben. Glauben denn wirk- n verbrannt, sondern fast immer nur Frauen. lich die Gegner dieser Sache, daß die Fr au e n E Lassen Sie sich einmal auf der Stadtbibliothek am besten durch M än n er erzogen werden? .t die Akten eines Hexenprozesses geben. Ich Die Frauen sind durch alle die physischen Zu- 'ß wünsche Jhnen nicht, daß Sie dieselben schla t- stände hindurchgegangen, die die Mädchen durch- 'e losen Nächte haben, die ich gehabt habe, als iuih machen müssen, und ebenso durch die psychischen te zum erstenmal derartige Akten las. Da haben Zustände, in denen sich die Mädchen in gewissen 't Männ erunzählige Frauen sadistisch gepeinigt! Epochen befinden. Und in di e s e n Zeiten m Und dann gehen Sie bitte weiter. Wo ist denn und Zuständen soll der M a n n der Führer der . heute Gerechtigkeit gegen die Frau, wer nimmt dXW Â ä d ch e n sein?! Es ist darauf aufmerksam e sich der Frau an? Sie sagen, wir wollen die gemacht worden, daß unsre Mütter von Frauen er Frau nicht in die Drecklinie der Politik führen! erzogen worden sind. Ich glaube, daß die Er- is Wer nimmt sich der Frauen der niederen Stände ziehung der G attinn e nund Ha u sfra u e n r an, die in der Heimarbeit stehen, die in den nicht besser geworden ist in der neueren Zeit q Fabriken arbeiten müssen und ihre Kinder zu durch den Mann, und darum sollten wir zurück- 2 Hause nicht versorgen können? Das alles wird kehren zu dem früheren Zustand, wo die Mäd- i besser, wenn tatkräftige und gebildete Frauen chenschulen von Frauen geleitet wurden. War- h mehr in die Politik hineinkommen. Denken Sie um ist denn dieser Zustand aufgegeben ? Nur t! an die ungezählten Tausende, die in der darum, weil, als höhere Anforderungen gestellt s Prostitution ein menschenunwürdiges Dasein wurden, die Lehrerinnen nicht genug gelernt te führen müssen. Wer hat schuld daran? Der hatten. JIn den sechziger Jahren begann man t übermächtige Mann! Denn ohne die Männer Männer zu nehmen, weil man die Lehrziele t säßen jene Frauen nicht im Pfuhl, wären sie erhöhen wollte. Dann aber gelangten die l; nicht so tief gesunken. Das soziale Empfinden Frauen auch zum Studium und zu guter Vor- ' hat mich getrieben, wo ich kann, für die Schwachen bildung, und nun mit einem Male soll ihnen der : und Unterdrückten einzutreten. Die unter- Weg verssperrt werden, auf den sie durch die ' drückten aber sind die Frauen! Entwicklung gewiesen worden! ~ Logische Gründe lassen sich gegen die Leite- Schließlich noch eins. Wir lassen in unserm rinnen nicht anführen, das hat auch der Be- Staate die Frauen zu dem Amte der Lehrerin kämpfer dieser Vorlage zugegeben; Gefühls- zu, und sie haben dieselbe Vorbildung wie der gründe aber kann ich nicht gelten lassen, zumal Lehrer. Glauben Sie nun, daß Sie jemals auf nicht für Männer, die immer auf Vernunft die Dauer eine Beamtenklasse in dem Verant- pochen. Aber ich will nicht weiter hierauf wortlichkeitsgefühl halten können, das wir nun eingehen. Auch die Argumente kann ich gar einmal von unsern Beamten, Gott sei Dant, nicht gelten lassen, die aus dem Lehrplan ge- in Deutschland verlangen? Dieses Verant- nommen wurden und die sich auf die staats- wortlichkeitsgefühl kann nicht gehegt, gepflegt bürgerliche Erziehung beziehen. Der staats- und gestärkt werden, wenn man den Frauen bürgerliche Unterricht ist 1908 eingeführt, und sagt: Deine männlichen Brüder haben zwar zwar n i ch t in den Knabenschulen z u e r , auch nur dieselbe Vorbildung, die aber können sondern in Mädchenschulen. Die staatsbürger- eine Stufe höher aufrücken, du bist dazu, bloß ; liche Erziehung soll die Mä d < en in ihre weil d u Frau b i t, nicht berechtigt; | künftigen Auf g aben als Frau ein- wir gestehen dir alles zu, Eigenschaften, Kennt- ; führen, und da sagt nun Herr Dr. Gilbert, nisse und Fähigkeiten, aber 'd'u' bi eine diesen Unterricht müsse der Mann geben. Frau, und d ar um mußt du unten bleiben! Nein, dazu ist nur die Frau imstande, das Ich halte das für eine Ungerechtigkeit sonder- Mädchen in seine zukünftigen Aufgaben als gleichen. Es wird soviel von dem reaktionären Frau einzuführen. Wer hat denn die besten Staate Preußen geredet. Aber sein Wahlspruch Lehrbücher der Bürgerkunde, der National- ist: suum ocuique. Ich persönlich habe an dem ". U w r
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