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richteten sich in der Hauptsache gegen die weib- können, und in diesem einzelnen Falle scheint
liche Leitung. In dieser Frage glaubt der Senat die weibliche Leitung den Vorzug zu ver-
an seiner bisherigen Auffassung festhalten zu dienen.
müssen. Er kann die grundsätzllichen Bedenken In zwei Punkten hat der Senat die Vorlage
gegen die weibliche Leitung, die hier geltend geändert. Er hat den Antrag, der in der letten
gemacht worden sind, nicht als berechtigt an- Versammlung von Herrn Rechtsanwalt Fehling
erkennen, und er glaubt, daß für den vor- gestellt wurde, zu dem sseinigen gemacht, wonach
liegenden Fall der weiblichen Leitung der zum 1. April 1912 ein Seminarlehrer an-
Vorzug zu geben sei. Auch hier möchte ich auf gestellt werden soll. Er hat damit dem Wunsche
Einzelheiten nicht eingehen, denn die Gründe der Bürgerschaft Rechnung tragen wollen, daß
dafür sind wiederholt dargelegt worden. Ich die Geltendmachung des männlichen Einflusses
lege aber Wert darauf, nochmals zweierlei in der Anstalt, die grundsätzlich auch vom Senat
zu betonen. Das ist einmal folgendes: Es handelt durchaus gewünscht worden ist, mit besseren
sich nicht darum, einen Versuch zu machen. Garantien umgeben werde. Zweitens hat
Anstalten unter weiblicher Leitung gibt es seit der Senat den Zeitpunkt des Inkrafttretens auf
langer Zeit, und es sind viele Erfahrungen den 1. April 1911 vorgeschlagen. Bei unserer
damit gemacht worden. Wenn diese Erfahrungen Beratung im Juli bestand noch die Möglichkeit,
auch im wesentlichen in Privatansstalten gemacht zum 1. Oktober wenigstens einen Teil der
worden sind, sind sie für unsern Fall doch Reorganisation durchzuführen. Diese Mög-
durchaus verwertbar. Es wird nur, wie bei lichkeit besteht heute natürlich nicht mehr, und
jeder Schulleitung, im wesentlichen darauf an- so ist nur noch die Möglichkeit vorhanden, zum
kommen, die richtige Persönlichkeit zu finden, 1. April 1911 die Umgestaltung der Lehre-
und das wird heute, wo die Bildungsmöglich- rinnenbildungsansstalt vorzunehmen. Es ist
keiten für das weibliche Geschlecht viel besser aber allerdings dringend erwünscht, daß zum
sind als früher, viel leichter sein, als es früher 1. April die völlige Umgestaltung stattfindet,
gewesen wäre. Bei den in Aussicht genome und wenn dies geschehen soll, so müssen die
menen Gehaltsverhältnissen darf man mit Sicher- Ausschreibungen, und ich mache darauf ganz
heit darauf rechnen, unter tüchtigen Kräften besonders aufmerksam, so bald wie möglich
eine ausreichende Auswahl zu haben. Das erfolgen, wenn angängig noch vor dem I1. Olkt.
zweite, was ich betonen möchte, ist folgendes: Gestatten Sie mir dann noch ein Wort zur
Es handelt sich hier nicht um den ersten Schritt Kostenfrage. Was die laufenden Kosten be-
zu einer Verweiblichung unseres Schulwesens. trifft, so ist bereits im Komnmissionsbericht
Es könnte natürlich nur von dem Mädchen- ausgeführt, daß, wenn das Schulgeld auf
schulwesen die Rede sein. Wenn man darüber 120 M festgeseßt wird, und wenn man gefüllte
hinaus sogar behauptet hat, es sei der Senats- Klassen annimmt, und wenn endlich die gegen-
antrag der erste Schritt zur Verweiblichung twärtig an die Präparandinnen gezahlten Ge-
auch anderer Verwaltungszweige, so ist das halte wegfallen, mit einem Staatszuschuß zu
eine offensichtliche Übertreibung. Aber es handelt rechnen ist, der nur um einen kaum nennens-
sich auch nicht um die Verweiblichung des werten Betrag den übersteigt, der heute bereits
Mädchenschulwesens. Gewiß besteht heute eine für die Anstalt gezahlt wird. Die hauptsächlichen
Zeitströmung, die dahin drängt, der Frau bei Kosten werden sich erst ergeben, wenn sich die
der Erziehung ihres eigenen Geschlechts einen Notwendigkeit herausstellen sollte, für die An
weitergehenden Einfluß einzuräumen als bis- stalt ein eigenes Gebäude zu errichten, und es
her. Wir werden uns auch unzweifelhaft mit sind in bezug hierauf von der Obersschulbehörde
dieser Frage bei der Revision des Unterrichts- Ziffern genannt worden, die in der Versammlung
gesetes auseinanderzusetzen haben, die hoffene-. bemängelt worden sind. Es war die Rede davon,
lich in nicht zu ferner Zeit die Bürgerschaft daß ein derartiges Gebäude mit etwa 60 000 M
wird beschäftigen können. Diese Frage wird herzustellen sein würde. Um sicherer zu gehen
selbstversständlich mit aller Vorsicht zu behandeln haben wir uns einen Kostenüberschlag des Bau
sein, und die Bürgerschaft wird in der Lage sein, direktors verschafft, und dieser übersteigt nicht
ihre Anschauung nachdrücklich zur Geltung zu wessentlichdie Summe, die hiergenanntist. Wirha-
bringen. Aber hier handelt es sich um einen ben vorsichtshalber einen umbauten Raum nicht
einzelnen Fall, aus dem nach meiner Über- von 300 Quadratmeterwie beider ursprünglichen"
zeuqung Konsequenzen nicht hergeleitet werden Berechnung, sondern von 400 Quadratmeter
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