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und hineinspielen müss en. Ich maödchte, Direktor, der an der Spitze des Ernestinen-
wenn es gestattet ist, noch zu etwas zurückkehren, seminars stehen muß, ist ein Mann wie der
was gestern gesagt wurde. Es wurde gesagt, Gymnasialdirektor, der also vollständig auf dem
ein weiblicher Direktor sei eine Lohndrückerin. Boden der akademischen Bildung steht. Das
Ich habe das sehr bedauert und es hat mich ist also nicht durchzuführen, ganz abgesehen
sehr befremdet, daß dieser Ausdruck gefallen ist. davon, daß diese Anstalt, wenn man sie mit dem
Wessen Lohn drückt sie denn? Werden unsre Volksschullehrerinnenseminar verbinden würde,
Direktoren darum geringer besoldet?!! Ic zu groß wäre. Sie würde eine doppelte höhere
behaupte, und mit mir alle diejenigen, die Mädchenschule und ein höheres Lehrerinnen-
über diese Frage nachgedacht haben, daß die seminar mit ,praktischem Joche“ haben; die
Lehrerinnen nicht lohndrückend, sondern lohn- Übungsschule würde hinzukommen, ~ und
erhöhend wirken. Das kommt Jhnen paradox dann noch das Volksschullehrerinnenseminar!
vor. Wollen Sie mit mir dieses Exempel Das ist tatsächlich zu viel. Ich selbst habe
machen ? Unsre Lehrer werden nach dem neuen acht Jahre lang solche vier Anstalten, darunter
Etat bis zum Maximum von 4400 . besoldet; freilich auch ein Mädchengymnasium, geleitet
die Lehrerinnen bekommen künftig im Marimunm und kann Ihnen versichern, daß das über die
3000 4, das macht einen Unterschied von Kraft eines einzelnen hinausgeht. Eine solche
1400 . Nun will ich um der bequemen Verbindung wollen wir doch auch nicht schaffen,
Rechnung willen die Differenz nur mit 1000 L bei der dasVolksschullehrerinnenseminar zweifels-
annehmen. Wenn wir nur Lehrer hätten, ohne das Aschenbrödel sein würde; denn die
so würde der Staat soviel mal 1000 sk mehr ganze Richtung der höheren Mädchenschule und
zahlen müssen als wir Lehrerinnen haben. des höheren Lehrerinnenseminars ist eine andre.
Wir haben 153 Lehrerinnen, es würde also, Wenn Sie mit einem Gymnasium ein Volks-
wenn die Lehrer 4400 .16 bekommen sollen, der schullehrerseminar verbinden wollen, fährt dieses
Staat jährlich 153 000 .s6 mehr bezahlen müssen. schlecht dabei.
Sie werden mir darin recht geben. Nun frage Die Verbindung mit dem Lehrerseminar
ich: Würden die Lehrer wirklich 4400 .16 haben, scheint ja viel Verlockendes zu haben, wenn
wenn der Staat zu den 880 000 M, die für man hört, was Herr Schulmerich über die Mög-
die Gehälter der Volks- und Mittelschullehrer lichkeit der räumlichen Verbindung sagt. Dem
in Betracht kommen, noch 153 000 M zugeben aber möchte ich noch einmal folgendes ent-
müßte ? Ich glaube nicht. Man würde viel- gegenhalten, wenn es mir auch heute in dem
mehr die Lehrer höchstens bis zu 4000 Mk, wenn Leitartikel des Generalanzeigers als Inkon-
überhaupt so hoch, besolden. Fassen Sie diese sequenz vorgehalten worden ist. Der einzige
Sache nicht vom Brot- und Standesinteresse Fall in ganz Deutschland, in dem ein Lehre
und nicht engherzig auf, so werden Sie zugeben rinnen- und ein Lehrerseminar provisorisch
müssen, daß das Vorhandensein der Lehrerinnen miteinander verbunden gewesen sind, hat sich
nicht lohndrückend, sondern lohnerhöhend wirkt. in Hamburg zugetragen. Der dortige Direktor,
(Widerspruch und Zustimmung.) Es ist wirkich ich habe Ihnen seinen Brief gestern mitgeteilt,
so. Sehen Sie die Sache nur einmal so an! hat über die schlechten Erfahrungen berichtet
Das war ein kleiner Exkurs, für dessen An- und lehnt die Verbindung ab. Es darf hier
hörung ich Ihnen danke. wirklich nicht nach einer Sch a bl o n e ver
Nun komme ich zu der Frage der Verbindung. fahren werden, unter die man die beiden
Ich habe gestern schon darüber gesprochen und Geschlechter zwingt; der Fortschritt der Kultur
bitte Sie, lassen Sie sich nicht auf derartige liegt wie überall, so auch hier, in der Di f-
Erörterungen ein. Die Verbindung mit dem sFerenzieru n g. Wenn alle Staaten ihre
Ernestinenseminar ist nicht möglich. Die preußi- Lehrerinnenbildung differenzieren, dann wollen
sche Regierung hat sich z. B. aus den Erwägungen wir sie doch nicht schablonisieren. überdies
heraus, die ich gestern mitteilte, ablehnend gegen müßten die H äu s e r getrennt sein. Ich würde,
irgendwelche engere Verbindung verhalten. Das und darin hat auch Herr Dr. Ziehl mir gestern
Ernestinenseminar hat jetzt nach dem Muster beigepflichtet, die Koedukation in diesem ÿg!
des preußischen Seminars eine ganz andre ablehnen. Das geht nicht, daß wir junge Leute
Verfassung bekommen und bereitet sogar auf dim Alter von 15 bis 19 Jahren plötzlich j
die Universität vor. Ich persönlich billge das gleicher Zahl nebeneinandersseten, und dat
nicht, aber es i st s o. Der akademisch gebildete in einem Externat, wo noch andere Bedingung
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