Full text: Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1910 (52)

~~ l ) - den Gegenstand von der heutigen Tages- von einer solchen Tragweite, daß wir sie heute ordnung abzusetzen. | nicht übersehen können, so daß ich gewünscht A. P ap e: Ich kann mich damit nur voll- hätte, sie wäre uns nicht erst heute, sondern schon ständig einverstanden erklären, wenn dieser früher zur Prüfung unterbreitet worden. Der Beschluß gefaßt wird. Ich möchte im übrigen Antrag bringt etwas vollständig Neues. Es soll kurz bemerken, daß doch ein himmelweiter ein Lehrerinnenseminar mit einem völlig weib- Unterschied ist zwischen der Bestimmung über lichen Lehrkörper eingerichtet werden. Das wird die Bürgerschaft und den Bürgerausschuß. Jm weder in der Denlkschrift des Herrn Schulrat, Bürgerausschuß heißt es, daß mindestens 20 Mit- noch in dem Bericht der Oberschulbehörde, noch glieder da sein müssen, um einen gültigen im Senatsantrage irgendwie zum Ausdruck ge- Beschluß zu fassen. Das ist auch notwendig, bracht. Jm Gegenteil, mit einer bewunderungs- weil die Sitzungen des Bürgerausschusses ge- wücdigen Selbstverständlichkeit geht man über heim sind und eine Kontrolle stattfinden muß. dies Novum hinweg. Im Bericht der Oberschul- Über die Bürgerschaft heißt es aber in der behörde heißt es, daß die vorgeschlagene Orga- Verfassung, daß mindestens die Hälfte der nisation im wesentlichen der der preußischen Mitglieder anwesend sein muß. Das ist aber Volksschullehrerinnenseminare entspreche. An doch ein wesentlicher Unterschied. Dann möchte einer andern Stelle heißt es, die Behörde er- ich nur kurz bemerken, daß wir als Mitglied achtet es für durchaus angemessen, daß bei der des Bürgerausschusses gar keinen Einfluß auf Ausbildung junger Mädchen dem weiblichen die Leitung sselbst haben, weil es in Art. 59 Elemente der maß g e b end e Einfluß ein- heißt, daß die Leitung der Geschäfte der Wort- geräumt werde. Das ist aber nicht wahr. Es führer des Bürgerausschusses hat. Wir können ist hier nicht die Rede von einem nur m a ß- nur unter Umständen dazu kommen, die Leitung g e b e n d en Einfluß, sondern von einem der Geschäfte zu rügen. Das ist auch, wie a u s schli e ß lich e n Einfluß, den das weib- Herr Dr. Ziehl gesagt hat, geschehen. Er hat liche Element in der Schule haben soll. Wenn gebeten, daß die Sache ins Protokoll aufge- aber gesagt wird, dem weiblichen Element solle nommen werden solle, und das ist vom Wort- maßgebender Einfluß eingeräumt werden, so führer abgelehnt. Wenn wir dem Wortführer ist das geeignet, die Herren, die darüber zu be- des Bürgerausschusses so rechtlos gegenüber- finden haben, irre zu führen. Es hätte unbe- stehen, müssen wir vom Senate unter allen dingt scharf hervorgehoben werden müssen, so- Umständen geschützt werden. wohl in dem Bericht des Herrn Schulrat, wie in Senator K ul e nk a mp: Gestatten Sie dem Berichte der Oberschulbehörde, warum und mir nur eine kurze Bemerkung. Herr Rechts- aus welchen Gründen der Lehrkörper nur aus anwalt Fehling hat vorhin erklärt, die Sache weiblichen Elementen zusammengessetzt werden ginge den Senat weniger an, sondern es handle soll. Gerade! weil es etwas derartiges in ganz sich hier um eine interne Angelegenehit des Deutschland nicht gibt, hätte man gar nicht aus- Bürgerausschusses. Ich möchte konstatieren, führlich genug diesen Punkt begründen können. daß ich dieser Auffassung nicht zustimmen kann. Statt dessen hat man sich begnügt, darüber aal- Es handelt sich hier um die Auslegung einer glatt hinwegzugehen. Nur in dem Bericht der Bestimmung der Verfassung, und dabei wird Kommission wird konstatiert, eine Zusammen- dem Senat Gelegenheit gegeben werden müsssen, seßung des Lehrkörpers, wie sie hier vorgeschlagen auch seinerseits mitzuwirken. . werde, finde sich in keinem andern Seminar. Dr. Wittern und E. Fehling ziehen hierauf Warum der Lehrkörper hier anders zusammen- ihr Anträge zurück. geseßt werden, warum ein derartig gewagtes Die Bürgerschaft nimmt den Antrag von Experiment gemacht werden soll, wird nicht ge- Dr. Görtz an. sagt. Jm Bericht der Bürgerausschußkommission hätte aber zum mindesten gesagt werden müssen, 5. . aus welchen Gründen sie sich für dieses Experi- Aufhebung der Lehrerinnenbildungsanstalt jyzent ausspricht. Aber auch sonst ist die Vorlage und Errichtung eines vierklassigen Voltsschul- fir mich in keinem Falle spruchreif. Wir haben lehrerinnenseminars. bisher zwei Seminare in Preußen mit weiblicher M antau: Diese Vorlage, die uns heute in Leitung, das sind die Seminare in Krossen an der sogenannten Volksfestbürgerschaft beschäftigt, der Oder und in Augustenburg. Es wäre nun ist von so großer prinzipieller Bedeutung und sehr naheliegend und für uns sehr interessant a
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