Full text: Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1910 (52)

Ich darf Jhnen wohl ein paar Stimmen vor- Interesse der Kranken gebaut wird, aber auch lesen. Es war insbesondere Herr Stender, der im Interesse der Arbeiter, damit sie Geld ver- doch jedenfalls in diesem Kampf eine bedeutende dienen können. Herr Stender ist, wie schon Rolle spielt, der im Jahre 1908 bei Beratung gesagt, ja derjenige, der wesentlich bei der Aus- der Spezialpläne der Heilanstalt Strecknitz sagte: sperrung in Betracht kommt, denn er ist Vor- „Ich möchte bitten, da das Bedürfnis nach einer sißzender des Arbeitgeberverbandes, der die neuen Anstalt für die armen Kranken so stark Aussperrung in die Wege geleitet hat. Es sind hervortritt, daß man nicht länger warten kann, von seiten der baugetverblichen Arbeiter ver- jeßt schl e uni g st daran zu gehen, diesen Bau schiedene Ersuchen nach der Richtung hin ge- auszuführen. Bis zu der Zeit, wo die Bauten stellt worden, man möchte Verhandlungen fertig sind und bezogen werden können, geht pflegen, die zur Einigung führen könnten. noch eine Reihe von Jahren verloren. Die Diese Verhandlungen haben aber nicht statt- Verhältnisse in der Irrenanstalt sind jett so, daß gefunden, weil der Arbeitgeberverband sie ab- man nicht weiß, wo man mit den Kranken gelehnt hat. Jch bin der. Meinung, es müßte bleiben soll, und es g e h t nicht, d a ß wir von seiten der Bürgerschaft ausgesprochen die Sache nüöch '1ä ng er'hinziehee n." werden, daß die Arbeiten der Irrenanstalt unter So sprach Herr Stender im Jahre 1908. Herr allen Umständen gefördert werden. Der Staat Schorer bemerkte dann: „Wenn das so bekannt hat die Verpflichtung, die Jrrenanstalt auf Rech- wäre, wie schlecht der Zustand der Jrrenanstalt nung der Unternehmer zu bauen. Die Worte, ist und wie mangelhaft die Kranken es bei uns die Herr Stender 1909 gesprochen hat, müßten haben ~ die Bürgerschaft sagte dazu sehr dJhnen allen aus dem Herzen gesprochen sein. richig –~ würde e in Schrei des Ent- Ich möchte also wünschen, daß die Bürgerschaft, s e ß ens durch die Bevölkerung gehen.“ die ein Herz für die Kranken und Arbeiter haben Herr Schorer sagte dann weiter: „Die erste Be- will oder vielleicht auch hat, sich in diesem Sinne dingung ist, daß wir s < n e ll b au e n, denn ausspricht. Einen bestimmten Antrag will ich jede Verlängerung bringt unhaltbare Zustände.“ nicht stellen, weil ich voraussetze, daß er erst an Herr Senator Rabe sagte: „Wir haben jetzt den Bürgerausschuß gehen müßte, wodurch die Verhältnisse, die nicht länger geduldet werden Sache dann unnötigerweise verzögert würde. können." Das alles ist schon im Jahre 1908 in Hoffentlich wird der Senat die Sache in Er- der Bürgerschaft gesprochen worden. Es wurde wägung ziehen. also gefordert, daß der Bau entschieden gefördert Senator R a b e: Mit dem Bau der Jrren- werden müsse. Am 22. März 1909 war es Herr anstalt ist bisher eine Verzögerung nicht ein- Rechtsanwalt Fehling, der sagte: ,Sind die getreten, sondern er ist soweit gefördert, wie es Erwägungen medizinischer und allgemein hu- dem seinerzeit aufgestellten Bauprogramm ent- maner Natur, die hier seinerzeit dargelegt spricht. Es ist seinerzeit in Aussicht genommen, wurden, ernst gewesen, und ich zweifle nicht die Anstalt in einem gewissen Zeitraum herzu- daran, ist es 'unv'eräntworrtrich; stellen, nicht möglichst schnell, sondern die Bau- um 7000 . zu sparen, jetzt schon ein Vierteljahr raten sollten auf gewisse Jahre verteilt werden. lang die Jnangriffnahme des Baues der neuen Das ist geschehen, und es ist bisher keine Ver- Irrenanstalt hinausgeschoben ist." Der stenoo gzögerung eingetreten. Der Bau ist sogar weiter graphische Bericht verzeichnet ein lebhaftes Sehr gefördert, wie seinerzeit in Aussicht genommen richtig. Damals sollten 7000 M gespart werden; war. Auf die weiteren. Ausführungen des Sie erinnern sich, daß es sich damals um die Herrn Vorredners einzugehen, bin ich leider Fragen, ob Kalksandsstein oder Ziegelsteine ver- nicht in der Lage. Ich bedaure außerordentlich, wendet werden sollten, handelte. Jm Juli des daß die Fragen nicht gestellt sind, als der Chef Jahres 1909 war es wieder Herr Stender, der der Baudeputation hier war, denn er hätte folgendes sagte: „Es ist tatsächlich n o t w e n- genau angeben können, wie weit der Bau ge- dig, daß keine Zeit verloren witd; fördert ist. Keinesfalls aber ist er hinter den nicht nüurim Jnteresse der Kranken, Erwartungen zurückgeblieben. sondern auh im JInteresse der Ar- v o n S ch a >: Durch die drei vorliegenden b eitskräf te, denen Gelegenheit gegeben Senatsanträge wird der Schlußstein zu dem würde, Geld zu verdienen." Diese Worte des großen Millionenbau gelegt, den wir vor zwet Herrn Stender sind auch heute noch maßgebend. Jahren besschlossen haben. Es hat mich gefreut, Es ist dringend notwendig, daß die Anstalt im daß die beiden Anträge, die wir erledigt haben, 3Z24
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