- 245 . Verhandl. d. Bürgerschaft am 31. März 1910.
können; ich habe keinen – von einem gewissen Ich bin der Meinung, man sollte ganz anders
Vorwurf nicht freisprechen. Sie hat damals verfahren. Man sollte versuchen und wenigstens
gesagt: Wir haben jett große Mittel und wir- prüfen, ob nicht, wie auch in andern Städten,
schaften aus dem Vollen; fünf Jahre haben auf der Basis weiter gebaut werden kann, die
wir sicher und nach uns die Sintflut oder – ursprünglich doch von den Gründern der Rechts-
der Staat! Die Sintflut ist nicht mehr modern, auskunftsstelle selbst b e s < l' o sss en w orden
aber den Staat mit seinem großen Peorte- i s, und zwar v o n a ll e n. Herrn Dr. Link
monnaie anzugehen ist hochmodern. Dabei sind kann man ja zum Amtsrichter machen! Sie
wir jett. können wirklich der Sache der Rechtspflege
_ Die Frage ist: Jst es notwendig, daß das keinen größern Dienst tun, als wenn Sie das
geschieht; daß zunächst der Leiter der Rechts- machen. Dann kommt ins Amtsgericht nicht
auskunftstelle staatlich angestellt und daß der einer, der eben sein Assessorexamen gemacht hat,
Betrieb in der je ß i g en We i e fortgeführt sondern eine Persönlichkeit, die an der Quelle
wird? Und da muß ich doch, so leid es mir tut, gearbeitet hat, und die gerade vorzugsweise
mit einem gewissen Bedauern auf eine Be- befähigt sein würde, ein Richteramt versständig
merkung im Berichte des Finanzdepartements, auszufüllen. Das würde durchaus zu begrüßen
ausgerechnet des Finanzdepartements, hin- sein. Und dann mag man, was die Rechts-
weisen, wo es auf Seite 86 heißt: „Es muß auskunftsstelle anlangt, versuchen, ob man nicht
in Anerkennung sseiner Tätigkeit dafür Sorge wirklich mit H.ilf e d er hi esig en An-
getragen werden, daß dem Leiter der Rechts- w äl t e doch einen Weg finden kann, den
auskunftstelle, Herrn Assessor Dr. Link, eine sozialen Bedürfnissen nach unentgel t-
sichere Existenz gewährt wird." Das Stadt- licher Rechtsauskunft in vollem
und Landamt und das Finanzdepartement tun U mf a ng e zu genügen.
Herrn Dr. Link einen Fehr geringen Dienst, Es ist doch etwas ganz Außergewöhnliches,
indem man das geschrieben hat. Denn eine wie hier jett vorgegangen wird: Hier stellt sich
Persönlichkeit wie Herr Dr. Link, die nicht nur ein ganzer Stand in uneigennütiger Weise zu
sympathisch, sondern auch sehr tüchtig ist, findet sozialer Betätigung zur Verfügung, er will in
ihre sichere Existenz auch ohne daß wir den großem Maße unentgeltlich Hilfe gewähren, und
Beschluß fassen, den der Senat uns zur An- da macht man diesem Stande die Tür vor der
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wiederholt über die Frage der Verstaatlichung nicht weiter geht, d er St a a t es tun! Man
der Reimannschen Schule verhandelt. Da hat kann darüber lächeln, aber ich finde es gar nicht
die Bürgerschaft, und ich glaube, das haben so lächerlich. Es haben nicht in allen Städten
auch Finanzdepartement und Senat getan, es die Anwälte auf diesem Standpunkt gestanden.
wiederholt abgelehnt, in personam zu exeme JIch kann Jhnen zeigen, daß sie sich sogar stark
plifizieren. Dabei ist Herr Dr. Reimann nicht dagegen verwahrt haben. So lese ich in einer
em junger Mann, der erst fünf Jahre tätig juristischen Zeitschrift: „Wie vor Jahren schon
gewesen ist, sondern Jahrzehnte hindurch hat in der Deutschen Juristenzeitung, so lege ich
gerade er dem Staate große finanzielle Opfer auch heute wiederum nachdrücklich Verwahrung
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erworben. Troyh aller großen Verdienste dieses si echts anwälte a b w älzt usw.“ Hier
Mannes hat keiner daran gedacht, um deswillen in L ü b e < nun haben die R e < ts an w ält e
allein Herrn Dr. Reimann staatlich anzustellen. sich er b ot e n, ihre Tätigkeit un entg el t-
Das hätte er auch selbst gar nicht gelten lassen. l i ch auszuüben, und da sollen wir nun als
(Zuruf: Na, also.) Bürgerschaft heute abend vom staatlichen Stand-
Ich sage: Ist es denn Sache des Staates, punkt aus sagen: Das lehnen wir ab, der St a a t
so zu argumentieren: Weil jemand auf irgend- soll bezahlen; er hat es ja so reichlich ?! Hat denn
einem Gebiet etwas geleistet hat, deshalb muß der lübeckische Staat wirklich so viel Geld ? Das
der Staat ihn fest anstellen? Das ist ein Rain glaube ich nicht. Gestern beschließen wir: Mehr
sonnement, welches hier keinen Raum haben Zentralisation, weniger Beamte! Und heute?
sollte! Da smitt sick en Aal up, ein Mann leistet etwas