Full text: Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1910 (52)

wenn ich heute an den Herrn Senatskommisssar Herrn Vorredner im einzelnen darüber Aus- die Bitte richte, dafür zu sorgen zu wollen, daß kunft erhalten können, woran es liegt, daß die wenigstens in den Abendstunden von 10 Uhr an Angelegenheit bisher noch nicht zum Abschluß etwas mehr Aufsicht und eine strenge Kontrolle gelangt ist. Besonders zeitraubend waren die da unten geübt wird. Erkundigungen, die über auswärtige Einrich- Schi em an n: Ich habe mit großer Be- tungen eingeholt werden mußten. Gerade auf friedigung aus dem Munde des Herrn Senats- diesem Gebiete muß man sich die auswärtigen fommissars erfahren, daß die Abänderung des Erfahrungen zunutze machen, und daher kann Abfuhrwesens bereits zur Beratung steht. Ich man nicht so aus dem Handgelent neue Vor- glaube daraus die Hoffnung schöpfen zu können, schriften erlassen. Die Frage der Überwachung daß wir beim nächsstjährigen Etat nicht mehr der Petroleumwagen auf dem Bahnhof ist, über das Abfuhrwesen zu klagen brauchen. wenn ich nicht sehr irre, auf eine Eingabe der Ich möchte sodann das Polizeiamt darauf Handelskammer oder einzelner Firmen bereits aufmerksam machen, daß die Polizeiveroronung vom Polizeiamt beantwortet worden. Die in bezüglich des Transportes von Petroleum + sie dieser Antwort enthaltenen Gründe sind auch ist vom 13. April 1887 datiert ~ gänzlich ver- heute noch für das Polizeiamt maßgebend. Wenn altet und durchaus reformbedürftig ist. Es ist die Frage vorher angemeldet worden wäre, hätte nicht mehr zeitgemäß, daß die Zisternen mit ich Ihnen aus den Akten das Nähere mitteilen Petroleum auf der Bahn noch bewacht werden können. Ob die Antwort des Polizeiamtes auch müssen. Das ist ein Zustand, der einzig und dem Herrn Vorredner zugegangen ist, kann ich allein nur hier besteht, in keinem andern Nach- freilich nicht wissen. barstaate ! Beispielsweise wird in ganz Preußen, Stelling: Von seiten des Herrn Senats- in Oldenburg und Mecklenburg jede Zisterne kommisssars ist zugegeben, daß das Polizeiamt unbewacht stehen gelassen. In Lübeck allein die beiden Institutionen des Vereins der Haus- muß die Bewachung geschehen, und es entstehen angestellten und des Vereins junger Mädchen den beteiligten Firmen dadurch ganz namhafte nach jeder Richtung bevorzugt, so daß man in Ausgaben, die vermieden werden könnten. Es dieser Beziehung dirett Propaganda für sie ist dies eine Sache, die auch meine Firma an- macht. Allerdings wird gesagt, daß diese In- geht. Ich spreche aber troßdem nicht pro domo, stitutionen einen gemeinnütigen Charakter denn es handelt sich hier um einen allgemeinen tragen. Ich glaube, mein Freund Dr. Schlomer Übelstand, den man bloß in Lübeck kennt. Es hat Ihnen den Nachweis erbracht, daß in der ist mir bekannt, daß auf Anregung der Handels- Tat nicht davon gesprochen werden kann, daß kammer auf Grund einer Eingabe von Interes- diese Organisationen einen unparteiischen Cha- senten bereits Beratungen und Verhandlungen rakter haben. Warum aber verhindert man, auf Abänderungder PolizeiveroronungvomJahre daß auch für den Verein der Hausangestellten 1887 gepflogen sind, aber sie scheinen ein so in dieser Beziehung eingetreten wird, troßdem langsames Tempo zu haben, daß ich nicht ver- er dasselbe Recht für sich beanspruchen kann? säumen wollte, bei dieser Gelegenheit die in- Da haben Sie heute abend eine Redensart ständige Bitte an den Senat oder die Polizei- gehört, die Sie schon so manches liebe Mal behörde zu richten, doch dafür zu sorgen, daß gehört haben und die immer wieder beweist, man endlich in nächster Zeit darüber zu einem daß das Verständnis für gewertkschaftliche und Abischlusse gelangt und diese wirklich reform- politische Angelegenheiten in weiten Kreisen des bedürftige Verordnung zeitgemäß geändert wird. Bürgertums sehr mangelhaft ist. (Heiterkeit.) Senator Dr. N e um a n n: Ich kann nicht. Herr Senator Dr. Neumann sagte, daß der zugeben, daß die fraglichen Verhandlungen zu Verein der Hausangestellten der Erreichung langsam gefördert werden. Außenstehende haben dpolitischer Zwecke diene. Er begründet das vielleicht den Eindruck davon. Sie verkennen damit, daß diese Organisation auch ein Glied aber die Schwierigkeiten, die mit der Neuordo- der gewerkschaftlichen Bewegung und damit nung dieser Verhältnisse verbunden sind. Es der sozialistischen Bewegung sei. Ich glaube, handelt sich nicht um Petroleum allein, sondern daß alle diejenigen, die sich nur einmal ernstlich überhaupt um die Lagerung und Aufbewahrung der Mühe unterziehen wollten, sich den Unter- feuergefährlicher Flüssigkeiten. Die Handels- schied zwischen der gewerkschaftlichen Bewegung kammer ist bei der Beratung durch mehrere Ver- und der sozialistischen Bewegung klar zu machen, treter beteiligt, und von ihnen wird auch der recht bald zu einer andern Auffassung kommen 216
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