Full text: Lübeckische Blätter. 1908 ; Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1908 (50)

7T56 Theater und Mulsik. folgerungen gegenüber den Brüssselern und Böhmen Man mag es bedauern, daß wir um den Genuß, nur zu leicht Anlaß geben kann. Jnwieweit die das berühmte Rosé-Quartett im ersten Kammermusik. Akustik des Saales das rein Klangliche im Spiel Abend von Fräulein Clara Herrmann zu hören, fördert, möchte ich, da ein Vergleich nicht gezogen durch die Absage der Vereinigung gekommen ssind, werden kann, noch nicht entscheiden. Bei dem sicher aber bedeutete der Abend durch die Mitwirkung des Quintett klang der erste Satz oft verwischt. Nachdem Sevcik-Quartetts einen lange nachwirkenden Gewinn. das Ohr sich an die Akustik gewöhnt hatte, schwand Denn was diese junge Quartettgenossenschaftt, die der Mangel. Prächtig klang der Steinway. einem der größten Violinpädagogen zu Ehren ihren Im Lehrergesangverein fügte Willy Burmester mit Namen trägt, bot, war Kunst in höchster Vollendung, seinem unvergleichlich schönen Spiel alten Triumphen und ich wüßte nicht, was hindern könnte, sie den neue hinzu. Herzlicher konnte der große Geiger nicht berühmten Brüsselern und Böhmen als gleichwertig gefeiert werden. Sein Begleiter, Herr Stefaniai, er- an die Seite zu stellene. Ich widersstehe der Verr brachte mit Chopins F-dur-Nocturno und einem Scherzo suchung, das minvtiöse HZusammenspiel mit seinen von Dohnanyi den Beweis, daß er zu den talent- unendlich feinen klanglichen Schattierungen an ein- vollsten Pianisten des jüngeren Nachwuchses gerechnet zelnen Beispielen, die sich namentlich in Beethovens werden muß. Harfenquartett aufdrängen mußten, zu belegen. Un- ps Die Aufführung von Gounods „Margarethe“ gleich höher noch muß die künstlerische Beherrschung interessierte mich besonders durch den Mephisto des des Stils durch die Herren stehen, die Wirkungen Herrn Höttges. Die Rolle ist unendlich schwer, und erzielte, die wahrhaft groß waren. Das einleitende sie bietet Bassisten dieselbe Schwierigkeit wie etwa der Poco Adagio zum Beethoven, das Largo assai in Loge den Tenoristen. Beide werden darum auch zu- Haydns g-moll- Quartett kann man nicht vergessen, dwmneisst verzeichnet. Man wird nicht verteidigen können, weil sie von einer Intensität im Ausdruck waren, die daß Herr Höttges in der Charakterisierung das Richtige restlos den tiefen Inhalt der Sätze ausschöpfte. Ich traf, aber den Eindruck mußte man gewinnen, daß er möchte nicht mißverstanden werden, als ob ich durch auf dem besten Wege ist, sich in die schwere Eigenart Hervorhebung einzelner Teile der Darbietungen die dieser Rolle hineinzuleben. Manches gelang ihm, übrigen Sätze mit einem künstlerischen Manko in der namentlich im ersten Akt, fast überraschend gut, um Wiedergabe belegen möchte. Nichts liegt mir ferner. dann, wie in der Gartenszene, wieder am rein Denn in der Einheitlichkeit der Auffassung der beiden Konventionellen haften zu bleiben. Herr Erb konnte klassischen Werke lag in letzter Linie der ungemein dem Faust noch allzu wenig Eigenes geben, um durch starke Eindruck des Abends, der Fräulein Herrmann die Darstellung zu fesseln. Seine Stärke bleibt vor- den Dank der zahlreichen Zuhörerschaft für die Ver- läufig nur die schöne Stimme, der er durch Drücken mittlung der Bekanntschaft mit dem Sevcik-Quartett auf den Kehlkopf nicht jene fremde Klangfarbe geben eintragen mußte. Die Hoffnung durfte man nach sollte, die man sonst bei ihm nicht hören konnte. Daß dem großen Erfolg des Konzertes mit nach Hause wir in Frl. Bartsch eine Sängerin von wertvollen nehmen, daß wir dieser Vereinigung in den Kammer- künstlerischen Qualitäten zu schäßen haben, bewies musik- Abenden nicht zum letzten Male begegnet sind. wieder ihre Margarethe. Ein recht guter Siebel war Mit der Konzertgeberin vereinigten sich die Quartet- Irl. Stretten, ein weit über den Rahmen des Ge- tisten zu Dvoräks Ar-dur-Klavierquintett op. 81. wohnten hinausgehender Valentin Herr Fischer. Das rasseechte Werk haben wir schon öfter in den IJ. Hennings. Konzerten Fräulein Herrmanns gehört. JIch betrachte Les Représentations Frangaises. Seit das als einen Vorzug, denn die Komposition verdient vier Jahren unternimmt in den Monaten November es durch die Noblesse und Eigenart der Erfindung und Dezember eine Truppe französischer Schauspieler, und durch ihre klanglichen Schönheiten, nicht ver- die sich aus Kräften der ersten Pariser Theater zu- gessen zu werden. Daß sie bei den Landsleuten des sammensetztt, unter Leitung des Herrn A. Roubaud Komponisten, der in dem Quintett starke nationale Rundreisen durch Deutschland und gibt in einer Anzahl Klänge, wie in der Dumka und dem Scherzo, an- größerer Städte Gastspiele. Bei den Aufführungen schlägt, gut aufgehoben war, durfte man von vorn- wird in erster Linie darauf Rücksicht genommen, den herein annehmen. Fräulein Herrmann fand in dem Schülern und Schülerinnen der höheren Lehranstalten Klavierpart Gelegenheit, nur ihre Vorzüge als Gelegenheit zu geben, klassische französische Schauspiele Kammermussikspielerin hervorzukehren, so daß der in französischer Sprache aufgeführt zu sehen. Seitens Erfolg des schönen Werkes ein selten großer war. der Schulverwaltung wird deshalb das Unternehmen Ich möchte noch ein Wort über den Marmorsaal, in vielen Städten lebhaft unterstützt. der an diesem Abend seine Weihe als Musiksaal Am 3. November spielte die Truppe in Lübeck. erhielt, sagen. Bei den Quartetten überraschte der Leider stand für die Aufführungen kein anderer Raum äußere Glanz des Spiels, der zu falschen Schluß- zur Verfügung als die Aula des Katharineums, in
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.