Full text: Lübeckische Blätter. 1908 ; Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1908 (50)

7(04 soll nun Stine für ihn in den Tod gehen? Für Veransstalterin der Jugendkonzerte, deren Wert ich den Zuschauer ist dieser Gedanke sinnlos, unverständlich. sehr hoch einschätze, ausklang. Er ahnt noch nichts von dem Kahn, an den Herr Daß ich durch berufliche Tätigkeit das Kirchen- Engel denkt. konzert im Dom versäumen mußte, habe ich um so Und hier liegt also der eigentliche Grund, wes-. mehr bedauert, als mir durch meinen Gewährsmann halb sein Stück dramatisch verfehlt ist: Das Tun nur Erfreuliches über den Abend berichtet wurde. Stines ist motiviert durch eine Äußerung Holms; diese Zu einem musikalischen Ereignis gestaltete sich Äußerung ist aber gänzlich unmotiviert; folglich it der Regerabe n d der Lübeter Kammermusik.Ver- auch das Tun Stines eine reine Zufälligkeit Es ist einigung. Über Dr. Max Reger, unseren gewaltigsten eine Zufälligkeit wie der Dammbruch im richtigen Peolyphoniker, habe ich mich an dieser Stelle schon Augenblick und wie die schließliche Rettung durch ein chft genug ausgesprochen, und ich möchte mich darum Fischerboot im richtigen Augenblick, und es bleibt ~ nicht in Wiederholungen ergehen. Dieser geniale wie gesagt — ein toller Kulissenzauber. Musiker hat das Los aller Großen geteilt, bekämpft Aus diesem schwachen Stück machte aber Stanislaus zu werden, weil man ihn nicht verstand. Aber Fuchs eine famose Sache; und damit ist er unser ghiemand kann verkennen, daß für ihn jeyt die Zeit neuer Mann geworden. Was er als Schauspieler, gekommen ist, in welcher man nicht nur seiner was Lotte Horst und Stahl Nachbaur leisteten, ver. Kompositionstechnik, sondern auch seiner musikalischen dient ehrliche Anerkennung, aber die ungemeine Wir. Gestaltungsh aft mit wachsendem Verständnis gegen- kung dieses Minderdramas beruhte doch in erster Linie übersteht. Daß es schwierig ist, sich in den Stil auf der meisterlichen Führung der Regie. Ich fand gRegers einzuleben, wird auch der begeistertste Ver. nicht sehr glücklich daß das bewußte Fenster im dritten cehrer des Komponisten nicht verkennen können; wenn Akt so weit im Vordergrunde lag. Aber ich hätte es ces gelungen, wird aber die innerliche Bereicherung kaum für möglich gehalten, wie durch ein einheitliches, unendlich wertvoll sein. Das Programm des Abends leidenschaftlich-fri]ches Anfassen die unleidlichen Längen enthielt nur Kompositionen Regers, bis auf die in- des Stückes dem Zuschauer so selten zum Bewußtsein teressanten und klangschönen vierhändigen Pisces pitto- kommen konnten. : resques nur Werke aus der allerletten Schaffensperiode. . Dieser Vorstellung hätte ich stürmischen Beifall Für das Gewaltigste, das Reger geschrieben, halte ich eines vollbesetzten Hauses von Herzen gegönnt. bis jezt immer noch die Variationen und Fuge über Emanuel Benda. die Beethovensche B-dur-Bagatelle op. 119 Nr. 11, In ihrem zwölften Jugendkonzert gab ein Wunderwerk in Erfindung und Aufbau. Wie Fräulein Hedwig Plitt den zahlreichen kleinen und Reger in der Schlußfuge schließlich über den beiden großen Höcern Gelegenheit, die Spiellieder von Themen das Variationsthema aufbaut, ist von be- Jaques Dalcroze kennen zu lernen. Der Genfer wunderungswerter Größe. Wer macht ihm das unter Komponist hat sich als Musiker besonders mit dem unsern heutigen Musikern nach! Gesteigert werden von Henri Marteau viel gejipielten Violinkonzert mußte der Eindruck der Variationen noch durch das einen Namen gemacht. In letzter Zeit haben auch Zusammenspiel des Komponisten mit Herrn Hofmeier, seine Lieder und Reigen sich immer mehr Boden der sich um die Verbreitung Regerscher Werke große erobert. Dalcroze geht in den Reigen davon aus, Verdienste erworben hat. Für viele der sehr zahl- daß der Rhythmus im wesentlichen eine körperliche reichen Hörer mag der Höhepunkt des Abends das Tätigkeit ist und daß die Ausbildung der Muskulatur Trio op. 102 gewesen sein, in dem Reger durch sein zu bewußten rhythmischen Bewegungen einen wichtigen eminent großes Spiel auch die Widerstrebendsten in Bestandteil des musikalischen Taktgefühles bildet oder den Bann seiner Persönlichkeit ziehen mußte. So bilden müßte, denn noch hat man sich nicht überal zu s<ön und leidenschaftlich auch die Ecksäte sind, werden diesem Standpunkt bekannt. Liegt die Bedeutuung sie an Bedeutung doch von ‘den Mittelsäßen über- der Spiellieder auch auf einem anderen Gebiete, troffen. Das lustige Allegretto, ein Scherzo von müßte es doch von JInteresse sein, den Schweizer groteskem Humor, enthält in seinem Trio einen streng auch in ihnen kennen zu lernen. Ich muß gestehen, durchgeführten Kanon in der Oktave zwischen den daß ich von den Kompositionen einen starken Eindruck Streichern, der durch die Länge seines musikalischen Atems gewonnen habe. Daß er in ersster Linie durch die alle Züge Beethovenscher Melodik an sich trägt und ausgezeichnete Wiedergabe bedingt war, mindert den den herrlichsten Einfällen Regers zugerechnet werden Wert der bei aller Einfachheit hübschen Musik niche. muß. Das Largo, in seinen schweren Akkordfolgen Fräulein Plitt tat einen glücklichen Griff, als sie diese an die Meister des 18. Jahrhunderts anknüpfend, Spiellieder ihren dankbaren Hörern nahe brachte. ist in seiner Form fast zu klein, um die Größe der Viel größer noch muß die Freude der Ausführenden Gedanken fassen zu können. Über die Ausführung an ihnen sein, und man konnte es wohl verstehen, des Trios konnte nur eine Stimme der Befriedigung daß das Konzert in einer sinnigen Huldigung für die herrschen. Herrn Dr. Regers von tiefer Leidenschaft-
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