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früher angefertigt und dem Museum unter Eigentums- Jahresberichte unter den erworbenen ,Historischen
vorbehalt übergeben hatte, ist jezt durch dankenswerte Blättern“ schon vielfach Erwähnung getan haben und
Schenkung dem Museum dauernd gesichert worden. von dessen Hand auch im verflossenen Jahre wieder
Unter den sonstigen Erwerbungen dieser Abteilung eine Anzahl Originalzeichnungen aus dem Nachlaß
dürfen eine Ofennische und zwei Teile eines Ofen- des Kaufmanns Rud. Fromm erworben wurde. Eine
frieses um etwa 1820 genannt werden, welche Herr dieser Heichnungen, vom August 1857 datiert und
Kaufmann Paul Engel aus dem Hause Fischstraße unterschrieben ,„Eisenach beim letzten Fasse Lagerbier“,
Nr. 22 schenkte und welche wegen ihrer in Einlege- stellt dar, wie einer großen Schar fröhlicher Zecher
technik hergestellten Blumenranken beachtenswert er- der Wirt bedauernd erklärt, daß nichts mehr verzapft
scheinen. Ebendaher stammen auch zwei gut ziselierte werde. Eine andere Zeichnung von 1860 zeigt
s.eförmige eiserne Türbänder des 17.18. Jahrhunderts. Gustav Wasa in Plattenpanzer innerhalb eines ge-
Ein durch Kauf erworbener, aus Kupferblech geschnit- wölbten Gemaches dem lübeckischen Bürgermeister
tener Fenstervorsat des 18. Jahrhunderts, welcher gegenüberstehend. Von 1866 datiert eine Zeichnung
zwischen Schnörkelwerk ein von zwei Engeln gehaltenes „Lübecker Wunderhirsch“, welche darstellt, wie Karl
Wappen (auf Baumkrone flugbereiter Vogel, zu der Große dem (400 Jahre später von Heinrich dem
Seiten des Stammes zwei kleinere Vögel) zeigt, wird Löwen abermals gefangenen) Hirsch ein goldenes
der Vermittlung des Herrn Major Haevernick verdankt. Halsband umlegt (Deecke, Lübische Sagen und Ge-
Eine Sandsteinherme, Seitenstück eines Kamins des schichten, Lübeck 1890, Nr. 12). Andere dieser Hand-
17. Jahrhunderts, schenkte Herr Kaufmann H. W. zeichnungen haben zum Gegenstande „Wie Paris den
Rud. Möller. trojanischen Krieg hätte vermeiden können“ (indem
An Malereien und Handzeichnungen, er nämlich den Apfel selbst verzehrt, anstatt ihn der
deren manche auch unter „Stadtpläne“ und , Por- schönsten unter den drei Bewerberinnen zu reichen),
träts“ weiter unten noch anzuführen sind, schenktte ferner „Wie man trank“, „Wie man trinkt“ und
uns Frau Evers geb. Beyer aus dem Nachlasse ihres „Wie man trinken wird“ „(Allmählich werden die
Schwagers Ed. M. Evers eine Glasmalerei, welche Hläser so klein, daß nur noch kann ein Finger
diesem sein Freund, der hiesige Glasmaler Joh. Voges, hinein“) usw. Die Blätter bilden eine willkommene
um 1830 gestiftet hatte. Die kleine viereckige Scheibbs Vervollständigung unserer Sammlung von Friedrich
zeigt in eingebrannten Wachsfarben, wie Voges sie Schmidts Werken.
zu verwenden liebte und z. B. 1846 für die Rats- Während die Abteilung „Schrift und Druk“
herrenwappen in der Kirche zu Schlutup angewandt keine nennenswerte Vermehrung erfahren hat, ist
hatte, ein Genrebild: ein romantisch in Tracht des unter die
17. Jahrhunderts erscheinender Mann mit gezogenem Wappen- und Siegelsammlung
Degen wendet den Kopf nach rechts einem trübselig ! .
die Augen niederschlagenden Mädchen neben ihm zu, eine gemalte Tafel von Blech aufgenommen, welche
dessen Mieder weit ausgeschnitten ist. Unterschrift: auf Grund der auf ihr vorkommenden Namen dem
„Joh. Voges / für meinem [so!] Freunde / Everss[“. Jahre 1753 angehört. Sie zeigt in zwei senkrechten
Johannes Voges war ein geborener Lübecker, wurde Reihen rechts und links je fünf bürgerliche Wappen
Zögling der kais. Akademie der Künste und Wissen. der ,„Provissores“ von St. Annen: Johann Jacob
schaften in Petersburg, Schüler des Schlachtenmales. Cornills, Hermann Ive, Joh. Peter Froriep, Otto
Prof. Sauerwaid und des Historienmalers C. Brüloff Diedrich Sieverssen, Daniel Hinrich Hasentien, Aug.
seit 1838, namentlich aber des Glasmalers Straube; Christian Schramm, Christian Wilhelm Brandt,
Anfang 1846 kehrte Voges nach Lübeck zurück, wo Johann Schul junior (war Bergenfahrer und starb
er in der Gessellschaft z. Bef. gem. Tät. seine Glase. im Februar 1755), Christian Wilhelm Mühlrath
gemälde ausstellte. Unter denselben gefiel namentlich und Hermann Wilhelm Behncke (der ältere, der 1712
das nach dem in der Peterskirche zu Petersburg HYeboren, 1764 Ältermann der Stockholmfahrer wurde
befindlichen Altarbilde seines Lehrers Brüloff gefer- und als Kaufmann und Tabaksfabrikant 1783 starb).
tigte Glasgemälde „Christus am Kreuze“. (Vgl. Liub. Alle Wappen sind in Farben mit Helm und Klein-
Bürgerfreund 1846, S. 160.) Das obengenannte, oden ausgeführt.
an sich höchst unbedeutende Genrebild gewinnt nur Eine grau in grau gemalte Glasscheibe von 1786
durch die Persönlichkeit seines Verfertigers für hie mit den Emblemen der hiesigen Gewandschneider,
einiges Interesse. angeblich aus dem Herrenhause der Westerauer Stif-
Mehr künstlerisches Können, verbunden mit einen tung herrührend, schenkte Frau M. Evers, Witwe
gesunden Humor zeigt der Maler und Zeichner des ehemaligen Tuchhändlers J. H. Evers, und aus
Johann Friedrich Theodor Schmidt, dessen unsere dem Nachlasse von desssen Bruder E. M. Evers