Full text: Lübeckische Blätter. 1908 ; Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1908 (50)

432 Als aber der hohe Zinsfuß andauerte, als alle ein Entgegenkommen empfunden wäre. Den erhöhten anderen Banken und ähnlichen Institute ihren Ein- Einlagezinsen mußte, wie oben gezeigt, die erhöhte legern hohe Zinsen bewilligten, konnte sie nicht Verzinsung der Hypotheken auf dem Fuße folgen. zurückbleiben, wenn sie sich und die Gesellschaft nicht Eine ohne die andere war nicht durchführbar. Es schädigen wollte. Dafür, daß der Zinssaß von entstand daher die Frage, worauf mehr Gewicht zu 3 # nicht mehr zeitgemäß war, daß er den Wünschen legen sei, auf die Gläubiger der Kasse, die Einleger der Einleger nicht entsprach, lag der Beweis vor und Sparer, oder auf die Schuldner. Bei dem in den erheblichen Rückforderungen eingelegter Kapi- Charakter, der der Kasse troß ihrer Eigenschaft als talien, die mit der niedrigen Zinse begründet wurden. Erwerbsgesellschaft noch immer von ihrer Gründung Nachdem das Reich und fast alle Bundesstaaten her anhängt, konnte die Antwort auf diese Frage mündelsichee mit 4 % verzinste Staatsanleihen nur zu Gunsten der Einleger ausfallen. Is es herausgaben, konnte auch eine 3 % Zinse trotz der doch nach den Satzungen gerade die Bestimmung Mündelsicherheit der Kasse nicht mehr ausreichen. der Kasse, „Gelegenheit zu sichern und zinsbaren Bestimmend aber für den Entschluß der Kasse war Anlage von Ersparnissen zu geben“. Hei einem die Erwägung, daß sie den Mündeln gegenüber, die Widerstreit der Interessen der Sparer und Hypotheken- gezwungen waren, bei ihr als der einzigen mündelssicheren schuldner mußten daher erstere obsiegen, die auch als Bank in Lübeck ihre Ersparnisse zu belegen, es nicht die Schwächeren eines erhöhten Schutzes nicht ent- verantworten konnte, die Zinse niedriger zu halten, als behren konnten. andere gleichfalls sichere Kassen gewährten. Feder Der Verfasser jenes Artikels regt nun die Frage Privatmann konnte seine Ersparnisse, wenn er auf an, ob, wenn eine Erhöhung für die Hypotheken- Mündelsicherheit verzichtete, zu 31)) % und mehr zinsen nicht zu vermeiden war, diese sich auf alle belegen und nur diejenigen, die besonderen Schutzes Hypotheken gleichmäßig erstrecken mußte. Die Frage und besonderer Fürsorge bedürfen, waren gezwungen, ist gewiß berechtigt. Die Sparkasse hat aber hierauf sich mit einer niedrigeren Zinse zu begnügen. Und bereits Rücksicht genommen und von einer Erhöhung unter diesen sozusagen Zwangsgästen waren es wieder der Zinse für die kleinen Hypotheken abgesehen. die Kleinsten und Schwächsten, die am meisten litten. Sie hat es stets als ihr ehrenvolles Amt be- Wer über größere Ersparnisse verfügte, konnte den trachtet, den kleinen Grundstückseigentümern, die sonst niedrigen Kursstand der mündelsicheren Wertpapiere schwer die für den Darleiher ziemlich unbequemen benuzen und sich eine höhere Zinse sichern; den kleinen Hypotheken erhalten konnten, diese zu einem kleinen Sparern, den Mündeln mit geringerem Ver- mäßigen Zinssaß zu geben, und glaubte auch jetzt mögen, war dies nicht möglich, weil ihre Ersparnisse es verantworten zu können, diesen Teil ihrer Schuldner hierzu nicht ausreichten, viele auch zu geschäfts-. günstiger zu behandeln. ungewandt waren, um diesen Weg zu beschreiten. Weitere Unterschiede zu machen, lag keine Ver- Daß dies bitter empfunden wurde, hatte die ganlassung vor. Die Sparkasse besitzt nur gute und Sparkasse erfahren. In allen Zeitungen las das ssichere Hypotheken, so daß eine verschiedene Ab- Publikum von dem hohen Zinsfuß und von dem stufung der Zinssätze nach der größeren oder ge- Anerbieten der Banken, die Einlagen mit 4 % und ringeren Sicherheit nicht am Plate war. Wenn in mehr zu verzinsen, und hielt sich daher für geschädigt, dieser Beziehung auswärtige Kassen anders verfahren wenn ihm bei seinen kleinen Einlagen die Kasse nach sind, so mag das seinen Grund in ihren besonderen wie vor nur 3 % vergütete. Die Beschwerden Verhältnissen haben, die sich der Beurteilung ent- blieben nicht aus, und wer es irgend konnte, zog ziehen. . seine Einlagen aus der Kasse zurück. Unter diesen In dem Artikel der Lübeckischen Blätter wird Umständen, gedrängt durch die Wünsche ihrer Ein- die richtige Tatsache erwähnt, daß die Kasse bei leger und durch die Rücksicht auf die Lage der Mündel einem einer hiesigen Korporation gewährten Darlehn konnte die Spar- und Anleihekasse mit einer Er. s ich mit einer HZinse von 4 % zufrieden gegeben höhung der Zinse für Einlagen nicht länger zurüc-.. habe. Das könnte den Anschein erwecken, als ob bleiben. Wenn aber zu einer Zinserhöhung geschritten nn ûú:úùòIOONGIICIOIIOIIIOI werden sollte, so wäre es unrichtig gewesen, dieselbe Wahrheit aber liegt die Sache so, daß mit der ge- nur auf 3' % vorzunehmen. Alle anderen Spar. dachten Korporation, der Handelskammer, und ebenso kassen und vor allem der hiesige Vorschuf, und mit mehreren hiesigen Kirchengemeinden Darlehns- Sparverein hatten den 31/2 Htigen Zinsfuß an- verträge schon seit längerer Zeit bestehen, in denen genommen. Blieb da die Sparkasse zurück, so wäre für den Fall einer Zinserhöhung für Spareinlagen das ein halber Schritt gewesen, der von den Ein- vereinbart ist, daß die bisher für das Darlehen ge- legern nur als eine ungerechtfertigte Härte, nicht als zahlte Zinse sich um den gleichen Prozentsatz erhöht,
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