Full text: Lübeckische Blätter. 1908 ; Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1908 (50)

I 8§ ausschließlich die Gemeinnützige Gesellschaft über. Errichtung eines allgemeinen Wohnungsnachweises. nommen hat. ~ Die Zahl der allgemeinen Wohnungsnachweise ist Wie ich schon sagte, hatte Herr Professor Lenz zurzeit noch gering, sie nimmt aber ständig zu, und die Liebenswürdigkeit, mir gestern schriftlich mit- immer häufiger wird von erfahrenen Sozialpolitikern zuteilen, daß eine neue Denkschrift über den Ausbau die Notwendigkeit derartiger Einrichtungen betont. der Museen der Gemeinnützigen Gesellschaft unter. Namentlich im Interesse der minderbemittelten Bevölke- breitet wird. Mir ist der Inhalt nicht bekannt; ich rung ist ein allgemeiner, für die Minderbemittelten kosten. kann also nur persönliche Wünsche aussprechen, zumal freier Wohnungsnachweis ein dringendes Bedürjsnis. ich auch von dem Gang der früheren Verhandlungen Auch für Lübeck ist die Errichtung eines allgemeinen nichts Genaues weiß, als daß wir, die Vorsteherschaft Wohnungsnachweises angeregt worden. Da Aussicht des Gewerbemuseums, vor zirka einem halben Jahr vorhanden ist, daß wir in absehbarer Zeit eine derar- die oberen Räume des Zeughauses pflichtmäßig ab- tige Einrichtung erhalten, seien hier einige Äußerungen lehnen mußten als ungeeignet für unsre Sammlungen. wiedergegeben, die zur Frage des Wohnungsnachweises Ich möchte in erster Linie gern, daß Lübeck seinen aus anderen Städten vorliegen. alten, anziehenden Städtecharakter bewahrte, so weit „Die mit dem Wohnungswechsel allgemein ver- es möglich ist, und daß Neubauten in harmonischem knüpften Übelstände machen sich in verstärktem Maße Einklang zum Alten gebracht würden. bei den ärmeren Volksschichten fühlbar. Ist bei diesen In diesem schönen Lübeck sollte man dann der schon der Anlaß zum Wechsel der Wohnung in- Anregung folgen, welche uns die Kirchen, das Rat- folge des Wechsels der Arbeitsstelle usw. häufiger ge- haus, die Schiffergesellschaft, das Fredenhagenzimmer, geben, so zeigen sich auch hier im einzelnen die mit einzelne Stifte bieten, und der neuerdings unsre dem Suchen einer neuen Wohnung verbundenen Nach- Stadtverwaltung gefolgt ist mit Hilfe der . hoch- teile als besonders störend. Die Schwierigkeit für den herzigen, von echtem Patriotismus diktierten Stiftung Arbeiter, eine passende Wohnung zu finden, welche unsres verstorbenen Mitbürgers Schabbel. hinsichtlich der Lage, des Preises usw. seinen Anfor- Wir müssen intime Reize schaffen. Das Maga- derungen entspricht, ist meist nicht gering. Der Verlust zinieren von Altertümern und Kunstgegenständen ist an Zeit und damit an Arbeitsverdiensst infolge vergeb- in gewissem Sinne als unfruchtbar erkannt „und verr licher Gänge und insbesondere des Besichtigens von Woh- worfen. Lübeck muß seine gegebenen Hilfsmittel nungen, deren Besuch bei vorheriger Kenntnis der be- ausnugen und in der eben bezeichneten Weise etwas sonderen Verhältnisse von vornherein unterblieben wäre, Besonderes und dabei völlig Natürliches bieten. ; sind Nachteile, welche das Wohnungssuchen für den Das Schabbelhaus ist nach meiner Meinung für gHohnarbeiter zu einer äußerst mißlichen Aufgabe machen. Lübeck eine Großtat, welche in aller Stille dem Staat Angesichts dieser Übelstände erhebt sich die Frage, vielleicht ebensoviel nützt wie das gewaltige Hochofenwerk. ob und auf welchem Wege Abhilfe geschaffen werden Die Verwendung der von Herrn Schabbel hinter. ksnne. Als ein geeignetes Mittel hierfür bietet sich lassenen Summe zur Begründung dieser Sammlung die Einrichtung einer Wohnungsvermittlung. Diese im alt-bürgerlichen Hause ist nach meiner Meinung bezweckt, die ihr zugänglich gemachten Anzeigen über ein beredtes Zeichen für den weiten Blick „unsrer zu vermietende Wohnungen, nach bestimmten Gesichts- Stadtverwaltung und für den Herrn, der die An- punkten gesondert, dem Wohnungssuchenden zugänglich regung hierzu gab. : sss !. zu machen. Die formularmäßig zu erstattenden An- Mutmaßlich wird die Einrichtung des Hauses zeigen geben Auskunft über alles, was für den Mieter den Charakter des 17. und 18. Jahrhunderts zeigen. von Interesse ist, insbesondere über die Lage der Ob es nun gerade nötig ist, daß die Anziehungskraft Wohnung, Zahl der Räume, Nebengelasse usw., Mietpreis, des Hauses noch durch einen Weinausschank erhöht Zahlungsmodalitäten, Bezugstermin usw.; der Woh- werden muß, darüber läßt sich streiten! Erhöht wird nungssuchende vermag sich somit auf bequeme Weise hierdurch auf alle Fälle die Feuersgefahr, die das hon den leerstehenden Wohnungen Kenntnis zu verschaffen, alte Haus schon einmal bedrohte. Zur Erinnerung ijjher die ihn interessierenden Verhältnisse zu orientieren hieran müßte man eigentlich einen heiligen Florian und ist infolgedessen der vergeblichen Gänge beim über der Tür anbringen! E Wohnungssuchen enthoben. “*) Ich hoffe nun aber, daß die prächtige Idee, welche im Schabbelhaus ihren Anfang genommen „In den letzten Jahren hörte man in Rosenheim hat, demnächst eine Fortsetzung findet, und zwar unter wiederholt von Hausbesißern Klagen, daß sselbst mit Verwendung eines alten Hauses aus dem Anfang — des 19. Jahrhunderts mit entsprechender Einrichtung. *) Aus der Denkschrift betreffend Errichtung eines (Schluß folgt.) städtischen Wohnungsnachweises in Elberfeld.
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