Full text: Lübeckische Blätter. 1908 ; Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1908 (50)

260 hatte, ist von ihm in Deutschland und im Ausland Die Schulgeldfrage. immer mit großer Achtung gesprochen worden, es hat . Lübeck im Geist der Menschen immer noch einen Tel Mit dem Antrag auf Aufhebung der Freischulen der Großstellung behauptet, welche es einstmals besaß. ÿyd Staffelung der Schulgelder nach der Einkommen- Der Grund hierzu lag darin, daß sich Lübeck steuer, der noch der Erledigung in der Bürgerschaft äußerkich noch fast so erhalten hatte wie zu den harrt, hat der Senat von neuem Fragen zur Be- Tagen, wo es im Rat der Völker eine große Rolle ratung verstellt, die zum letztenmal vor etwa einem spielte. Lübeck verdankte also seinen alten Bau- Vierteljahrhundert Gegenstand umfänglicher und ein- schönheiten und seinen unberührten Kunsterzeugnisssen gehender Erörterungen in der Bürgerschaft gewesen materiell sehr viel, vor allem auch einen sehr großen sind. Damals stand der Entwurf zu dem jetzt Zuzug von Fremden und Kunstfreunden, die sich zeit- geltenden Unterrichtsgeseß zur Beschlußfassung. Der weise in Lübeck aufhielten. Es war dies für viele Senat hatte in demselben als jährliches Schulgeld Einwohner vorteilhaft, vor allem aber trugen für alle städtischen Volksschulen anfänglich Æ 16 die dankbaren Fremden Lübecks seinen guten Ruf in Vorschlag gebracht, dann aber diesen Satz, einem in immer weitere Ferne. _ u am 6. Juli 1881 gefaßten Beschlusse des Bürger- Und fragen wir uns heute aufrichtig, wie es in ausschusses folgend, in seinem an die Bürgerschaft dieser Beziehung beschaffen ist, troß des großen Auf- gerichteten Antrag auf / 12 ermäßigt. Die Bürger- schwunges, den Lübeck in kommerzieller Beziehung schaft ging noch weiter, sie beschloß am 6. November genommen hat, so glaube ich, daß die meisten Fremden 18892, wenn auch nur mit 50 gegen 47 Stimmen, hierher kommen, nicht um die Hafen- und Fabrik- daß in den Volksschulen Schulgeld überhaupt nicht anlagen oder den Elbe-Trave-Kanal zu besehen, sondern erhoben werden solle. um sich an den Kunstwerken und alten Bauten zu Der Senat erklärte sich damit jedoch nicht ein- erfreuen, um den jetzt noch ziemlich treu erhaltenen dherstanden. Er könne für diese Maßnahme, ganz Charakter einer alten, schönen Hansestadt auf sich abgesehen von ihrer tiefgreifenden finanziellen Be. wirken zu lassen. Wenn dies richtig ist, dann müssen deutung, weder ein Bedürfnis anerkennen, noch wir Lübecker nun aber auch in kunstverständiger glauben, daß sie den Wünschen der hiesigen Be- Weise dafür sorgen, daß dies Kapital unsrer Stadt völkerung entspreche. Er kam nun auf einen Vor- nicht verloren geht. Es muß erhalten werden in schlag zurück, den die zur Begutachtung des Unter- solcher Form, die sich der Weiterentwicklung unsrer crichtsgeseßes eingesezte Kommission der Bürgerschaft Stadt anschließt, was ja nicht ganz einfach iste. in einem Bericht, ihrem ersten, vom September 1882 Hierzu bedürfen wir eines Fachmannes, der seine gemacht hatte: neben den Volksschulen, in denen ganze Zeit, seine volle Kraft einsegt, der mit allen Schulgeld bezahlt werde, eine dem Bedürfnis ge- Behörden und Vereinen, die in Betracht kommen, nügende Zahl von Freischulen zu errichten, deren Fühlung hat und belehrend, beratend, anregend, Organisation sonst ganz der der übrigen Volksschulen kunsterhaltend und kunstbefruchtend wirkt. : zu entsprechen habe. Dem stimmte die Bürgerschaft Was einzelne Kunstgelehrte vermögen, sehen wr. am 2!1. September 1885 zu. Das Schulgeld für in unsrer Nachbarschaft in Hamburg, dort konnte die städtischen Volksschulen wurde auf / 12 jährlich zwar das Charakterbild der alten Stadt nicht er- festgesezt (Art. 42), ferner als Art. 43 beschlossen:*) halten werden, aber es galt, in andrer Weise die Hen in der Stadt und deren Vorstädten wohnhaften Kunst zu fördern. Professor Brinckmann und Lichte. Kindern ist auf Anmeldung dér Eltern oder deren wark haben gewissermaßen Hamburg ihren persönlichen Stellvertreter der Unterricht unentgeltlich zu erteilen. Stempel aufgedrückt! Brinckmann ist eine Welt. Die Oberschulbehörde bestimmt diejenigen Schulen, autorität in Kunstbeziehung. Er hat eine großartige welche von diesen Kindern zu besuchen sind. Sammlung in seinem Museum für Kunst und Ge- Senat und Bürgerschaft hatten sich damit auf werbe zusammengebracht mit dem feinsten Geschma>d keinen Mittelweg geeinigt und einen Zustand ge- und epochemachender Kenntnis. Aber er hat auch schaffen, der seitdem 22 Jahre bestanden hat. Man die Hamburger zum Kunstgenuß und Kunstverständnis kann wohl behaupten, daß Unzufriedenheit über ihn erzogen und sie zur Freude an Kunsterwerbungen jm Kreise der nächstbeteiligten Eltern nicht zutage Noi. U H H einen Eglomisebecher zu — ich glaube es waren mehr und mehr verstärkten. Die stetig wachsenden 60000 M. Er steigerte, solange ihn der anwesende Ausgaben für die Schulen mußten naturgemäß den Brinckmann durch Winke zu verstehen gab, daß de. — ffl ' Becher den Preis wert sei. (Fortsezung folgt.) 16. Str. viehrargber B. der rech Nachtrag von:
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