Full text: Lübeckische Blätter. 1908 ; Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1908 (50)

249 Das Resultat der Erziehung zeigt sich. Von 100 Das Katharineum und das Johanneum haben Arbeiten sind in den oberen Klassen 80, die aus. auch in diesem Jahre bemerkenswerte Ausstellungen stellbar sind, d. h. die zeigen, daß der Schüler richig der Schülerarbeiten auf zeichnerischem, malerischem sehen und mit einem gewissen Geschick darstellen ge. und selbst plastischem Gebiete veranstaltet, und es lernt hat. lohnt sich wohl, den Ausstellungen ein paar Worte Es würde dem Charakter einer solchen Schul. zu widmen, und den Lehrern für eine Tätigkeit ausstellung widersprechen, nur das Beste auszustellee. voller Eifer und Liebe mit wirklich überraschenden Sie ist nicht eine Kunstausstellung, wo nur das Beste Erfolgen den wohlverdienten Dank auszusprechen. Recht hat, auf den Plan zu treten, das andere aber Der Zeichenunterricht ist im heutigen Lehrplan auf den Markt der Mittelware zurückgewiesen werden höherer Schulen eigentlich immer noch der einzige muß. Das Kriterium einer Schulausstelung muß Urnterrichtszweig, der eine Ubung und Erziehung des der Durchschnitt sein. Das Talent geht schliesklieh Auges zum Schönen zu erreichen sucht, im Gegensatz selber seinen Weg; der Durchschnitt aber muß ere zu den anderen Fächern, die eine reine Versstandes- zogen werden. kultur und eine Wissensaufspeicherung erstreben. Im Johanneum konnte man das an mancher Diese durchaus einseitige Ausbildung unserer Jugend Arbeit sehen. Vielleicht bringt eine spätere Aus. wird durch einen sorgfältigen, von künstlerischen stelung es noch mehr zur Geltung, wie auh der Grundsäten geleiteten Zeichenunterricht, der auch, Durchschnitt sich hebt, so daß dem Publikum einnal was praktisch schließlich von eminentem Vorteil ist, so recht vor Augen geführt würde, daß hier nciht mit einem Überblick über Kunstschäßze und Ge-. Drill und nicht Talent das Ausschlaggebende sind, schichte in gesondertem Kursus vielfach verbunden sondern daß auch normale Anlagen zu einem hohen wird, ein wenig aufgehoben, und damit wird die Ziele gewiesen werden können und daß das Zeichnen Phantasie und das künstlerisch-plastische Sehen auch eben wirklich nicht nur ein technisches, sondern ein eines mittelmäßig oder gar minder begabten Kindes allgemein bildendes Fach von hoher Bedeutung iste lebhaft angeregt und befruchtet. Die Kunst ist kein „Ein neues Geschlecht kommt herauf, ein optisch, ganz unentbehrlicher Lebensluxus, und es muß wirklich fähiges Geschlecht“, sagt Robert Breuer am Schlusse Aufgabe der Schule sein, dem Kinde in seiner dunklen im „Tag". A. Völker. und unbestimmten Sehnsucht und in dem verlorenen I Suchen und Tasten nach dem Schönen auch praktisch, Die Zeichuungsausstellungen nicht durch verstandesmäßiges Dozieren, sondern durch des Katharineuus und Johanneums. Sehenlernen von Form, Linie und Farbe auf den r rechten Weg zu bringen. Die Oster-Zeichnungs- 1901 schrieb Max Osborn im Vorwort zum ausstellungen haben zur Evidenz bewiesen, welche Katalog der Berliner Ausstellung „Die Kunst im Bedeutung die neue Lehrmethode im Schülerleben Leben des Kindes“ : gewonnen hat. Man sieht, mit welcher Lust der „Das Ziel des Zeichenunterrichts muß es sein, Schüler den Stoff zu bezwingen sucht, man sieht das Kind sehen zu lehren, in ihm die Fähigkeit das ehrliche Kämpfen und Ringen und das eifrige auszubilden, die Gegenstände seiner Umgebung, Bemühen, den Gegenstand der Arbeit bis ins Detail später auch seiner Phantasie, nach ihren Formen, genau durchzustudieren. Es ist kein sinnloses Linien und Farben festzuhalten. In jedem Kinde Kopieren mehr im ganzen Unterricht, ein jeder ist lebt ein instinktives Verlangen zu dieser Beschäf bemüht, nach Kraft und Können seine eigene tigung, der Wunsch, das, was es sieht, sich nicht Arbeit wahr und lebensvoll zu gestalten. Und es nur durch das Wort, sondern auch durch das geht ein frischer, lebendiger Zug durch die Aus. Bild zu verdeutlichen. s handelt sich für den stellungen, vou den primitiv-naiven Kritzeleien der Lehrer hier darum, einen vorhandenen Trieb zu Jüngsten bis zu den auch technisch ganz flotten pflegen, das Auge für die Erscheinungen der Welt, Sachen der Primaner. . die das Kind wahrnimmt, durch eine Anleitung Im großen und ganzen stehen die Ausstellungen zum intensiveren Sehen zu schärfen, also den der beiden höheren Schulen troy mancher bedeutsamer mechanischen Zeichenunterricht, der bisher meit Unterschiede in der Lehrart ziemlich auf gleicher beliebt war, durch einen künstlerischen zu er. Stufe. So legt Herr Curdt vom Johanneum ein setzen.“ : Hauptgewicht auf eine elegante sichere Technik, die Heute sind wir fast überall so weit, und es ist teilweise allerdings forziert erscheint, während Herr wirklich ein Vergnügen, um Ostern die hier in Sondermann vom Katharineum den Kernpunkt jeines den Schulen Vas Resultate eines auf diesna Unterrichts im innigen liebevollen Erfassen des Studien- Fundamenten aufgebauten Unterrichts zu betrachten. objektes unter zartester Wahrung der einzelnen Indivi-
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