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langten. Die entsprechenden Signalkörper wurden die Reihe der größten Geiger gestellt zu werden.
dann am Maste neben dem Gebäude der Navigations- Seine Technik ist so hoch entwickelt, daß es Schwierig-
schule gehißt und auch von den zahlreichen Passanten keiten für ihn nicht mehr gibt, seine Kantilene von
der Mäühlenbrücke und Wallstraße gebührend in ganz hervorragender Schönheit und Abgeklärtheit. Die
Augenschein genommen. Ebenso erfreuen sich die Geiger sind nur dünn gesät, die dem Künstler das
im Kasten ausgehängten Übersichten der Witterung schwere und von vielen gemiedene Tschaitowskysche
sowie die Notizen der hier beobachteten Barometer- Konzert gleich schön und so tief musikalisch nach-
und Thermometerstände stets der größten Auf- spielen. Hoffentlich kommt Herr Schkolnick durch das
merksamkeit verschiedener Interessenten. Auch die in zu erwartende Geschenk schwedischer Verehrer in den
drei Zeitungen täglich veröffentlichten meteorologischen Besitz einer Geige, die es ihm erlaubt, mehr Ton
Elemente finden fortlaufende Beachtung. Die aus ihr zu ziehen, als es ihm bei der sonst präch-
telephonische Übermittlung hat im allgemeinen ganz tigen Ruggeri möglich war. Mit Mozarts Jupiter-
befriedigende Resultate geliefert, wenn auch ab und Sinfonie leitete Herr Abendroth das Konzert viel-
zu einmal Mißverständnisse untergelaufen sind. versprechend ein.
Die tägliche Veröffentlichung des landwirtschaftlichen Dem Konzert der Vereinigung für kirch-
Wetterdienstes an den Postanstalten und andern lichen Chorgesang wäre ein weitaus stärkerer
Stellen hat das Interesse des großen Publikums für Besuch zu gönnen gewesen, denn was der Abend
die Meteorologie bedeutend gehoben. Da man auch bot, und es waren fast nur Novitäten, war echte
in diesem Zweige der Witterungsprognosen erst Er- Kunst. Den tiefsten Eindruck von den a cappella.
fahrungen zu sammeln hatte, wird man jett auch Chören hat auf mich Georg Schumanns Psalm , Herr,
nicht stillstehen wollen, sondern versuchen, mehr zu wie lange willst du meiner so gar vergessen?“ ge-
erreichen. Sch. macht, eine Komposition von edelster Erfindung und
L 1 . ut packenden Steigerungen. Die Vereinigung sang das
Hansischer Geschichtsverein. . schwere Werk schlechthin vollendet, nicht minder Hugo
Vom 6. bis 12. August 1908 findet in Berlin en Heaolfs „Ergebung“. Gegenüber diesen beiden Chören
Internationaler Kongreß für historische Wissenschaften konnte Albert Beckers geistliches Lied „Hions Wille
statt. Die Mitglieder des Vereins sind dazu einge- soll sich breiten“ sich musikalisch nur schwer behaupten.
laden. Der Kongreß gliedert sich in acht Sektionen; Als viel wertvoller erwies sich seine achtstimmige
Leiter der dritten Sektion für politische Geschichte des Motette „Fürchte dich nicht“. HWilhelm Bergers
Mittelalters und der Neuzeit ist Geh. Rat Professor sechsstimmiger geistlicher Gesang „Die Träne fließt
Dietrich Schäfer, Vorstandsmitglied des Hansischen zum Staub“ sollte der Chor recht bald wieder singen.
Geschichtsvereins. Den Teilnehmern sieht der Zutritt Die eigenartigen Schönheiten des Werkes kommen
zu allen Sektionssitzungen sowie zu den Allgemeinen dem Hörer bei der ersten Bekanntschaft kaum in
Versammlungen zu. Für letztere sind schon Vorträge genügendem Maße zum Bewußtsein. Kleine Un-
hervorragender auswärtiger Gelehrten angekündigt, ebenheiten in den Männerstimmen konnten den großen
z. B. G. Maspero-Kairo : Ce qui se kait en Ugypte Eindruck, den das Opus machte, nicht beeinträchtigen.
hour saurer Ies monuments historiques; Gabtiel F.rr Lichtwark spielte zu Anfang des Konzerts Max
Monod-.Paris: Michelet et l'Allemagne; Fr. Pollock. Regers großzügige und namentlich im letzten Verse
London: ( tui ut by Cortmittshs ir England; py.nwiderstehlich mit sich fortreißende Phantasie über
P. Rajna-Florenz: Storia ed Rpopea; J. L. Heiberg hen Choral „Ein feste Burg“. Welch gewaltige Tiefe
Kopenhagen: Archimedes; H.Hjärne-Upsala: GustavAdolf. muß in diesem Siegeslied protestantischen Glaubens
Ein Mitgliedsbeitrag von M 20 ist bis zum jegen, wenn es in dem Katholiken Max Reger Emp-
31. Juli an den Schazmeister des Kongresses, Geh. findungen von so elementarer Kraft auslösen konnte!
Kommerzienrat L. Koppel, Berlin NW., Pariser Ich halte diese sinfonische Phantasie mit der von
Plat 6, einzusenden; nach erfolgter Einsendung wird Herrn Ley in seinen Konzerten wiederholt gespielten
Anmeldung bei dem Schriftführer Dr. Caspar, Berlin über „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ für
W. 15, Kaiser-Allee 17, erbeten. Die Sißungen gß.ines ‘der genialsten Werke unserer neueren Orgel-
finden statt in den Räumen des Herrenhauses und literatur, und Herr Lichtwark verdient ebensoviel Lob
Abgeordnetenhauses, sowie in der Philharmonie, für die tadellose Wiedergabe wie Anerkennung für
Bernburger Str. 22/23. _ sein mutiges Eintreten eines von vielen noch so
Theater und Musik. wenig verstandenen Komponisten. Aus Josef Renners
Den Namen des genialen Geigers Aljoscha Suite op. 56 erfreute das Präludium durch frische
Schkolnick, der im vierten volkstümlichen Sin- Konzeption mehr als die etwas unruhige Canzone.
foniekonzert Tschaikowsktys P-dur-Konzert mit Als Solistin war Frau Maria Quell aus Hamburg
phänomenalem Können spielte, muß mau sich merken. gewonnen, deren hoher und leicht ansprechender
Der junge russische Künstler hat die Anwartschaft, in Sopran in Mendelssohns „Höre Israel“ aus dem