Full text: Lübeckische Blätter. 1908 ; Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Bürgerschaft zu Lübeck im Jahre 1908 (50)

136 Lieber schmückt die Tafel mit einigen Frühlings. Turm der St. Lorenzkirche in würdigster Weise blumen. Laßt den Abend euch und euren Kindern ausfüllt. gehören. Lest euch etwas Gutes vor, nach vorheriger Sollen wir den Charakter der in französischem Auswahl, musiziert ein wenig miteinander, übt für Kalkstein ausgeführten, zwei Meter hohen Figur in diesen Abend ein schönes Lied ein oder das Largo ein Wort zusammenfassen, so möchten wir sagen, daß von Händel, das so einzig die Herzen zur Andacht sie durch vornehme Ruhe sich auszeichnet. In ein stimmt. Das wird ein besserer Schluß des festlichen die ganze Gestalt bedeckendes, einfaches, aber in Tages sein als eine laute Geselligkeit mit großem schönem Faltenwurf herabwallendes Gewand gekleidet, Aufwand. steht Jesus mit mildem Ernste in den sehr anziehen- Die bunten Gratulationskarten, ohne die auch den männlichen Zügen redend vor dem Volke. Die Kinder armer Eltern heute nicht mehr glauben aus. linke Hand zeigt auf das Herz, die rechte ist leicht kommen zu können, gehören auch mehr zu den Un- vorgestrect, wie in ruhiger, doch eindringlicher Dar- sitten als zu den guten Sitten. legung der Redner es tut gegen die Hörer. Die Da sollten die Gebildeten den Anfang machen Haltung des ein wenig vorgeschobenen linken Beines und an ihrem Teil tun, was möglich ist, damit den erhöht den Eindruck der Kraft und Energie, welche Kindern unsres Volkes der Tag der Konfirmation aus der Statue zu uns redet. Das ganze Werk nicht ein Tag weltlicher Lustbarkeit (der erste von und insbesondere das Haupt ist so natürlich.menschlich vielen, der der Vergnügungssucht Tür und Tor und zugleich so heilig im Ausdruck, daß der Beschauer öffnet), sondern ein Tag stiller, dankbarer Freude es unmittelbar empfinden muß: Das ist der Ver- und Erhebung werde, der sein freundliches Licht kündiger göttlicher Wahrheit, dem man sich anver- hinausstrahlt auf den vor ihnen liegenden Lebensweg. trauen darf auf Leben und auf Sterben. Ganz Ernste, einsichtige Eltern, die nicht von der Macht durchdrungen von der Größe seiner Aufgabe und der Sitte und Gewohnheit sich beherrschen lassen bereit, aus dem reichen Schatze seines Herzens allen wollen, sollten jezt in diesen Wochen mit ihren Bedürftigen zu spenden, ist er zwar nicht ein Gott Kindern und den Eltern von deren Schulgefährten in Menschengestalt, wohl aber der von Gott und Kameraden sich beraten und ins Einvernehmen gesandte Heiland, der die Traurigen zu trösten, seten, da auch hier ein geschlossenes Vorgehen schneller die Suchenden zu erquicken, die Irrenden zu retten und leichter zum Ziel führt, als ein vereinzeltes und alle Aufrichtigen auf dem Wege des Lebens mühsames „Gegen-den- Strom-schwimmen“. sicher zu führen vermag. Wenn dann auch Lehrer, Erzieher und Freunde Zum Besschauen des schönen Werkes einladend, der Jugend an ihrem Teil mithelfen, diesem Schaden schließgen wir diese kurze Besprechung ab, indem zu steuern, so wird ein ernstes Streben nicht ver. wir der Empfindung Ausdruck geben, daß die geblich sein. 727. St. Lorenz-Gemeinde viel Grund hat, dem Künstler die wärmste Anerkennung zu zollen und dem hoch- Eine neue Jesus-Statue. herzigen Stifter der Statue aufrichtigen Dank dar- >. f zubringen. Bernhard, P. Seit einigen Tagen erfreut sich, dank der großen ] Kunstsalon L. Mull EH Güte eines ihrer Vorstandsmitglieder, die St. Lorenz. . Mster. kirche eines neuen, herrlichen Schmuckes. An der Gustav Kampmann. südöstlichen Ecke des Hauptturmes ist eine Jesus- In dieser und nächster Woche findet der Besucher Statue aufgestellt, die durch scharf ausgeprägte Eigen. hier eine Kollektion Originalölgemälde von Gustav art in der Auffassung und Ausführung von dem sehr Kampmann. Unter den Karlsruher Künstlern, die bedeutenden Können eines noch jugendlichen Meistees uns im letzten Jahrzehnt durch küustlerische, zum Teil beredtes Zeugnis ablegt. Ein Sohn unsrer Stadt, vorbildliche Originallithographien bekannt geworden sind, Herr Hans Schwegerle, der seit Jahren in ist Kampmann einer der bedeutendsten. Was die Kon- München mit großem Fleiß und höchst erfreulichem zentration zu wenigen großen Farben- und Tonwerten, Erfolg der Kunst sich widmet und durch ein Erstlingge. was die Führung einer großen Linie anbelangt, ist werk „Der verlorene Sohn“ in der Sammlung er vielleicht der bedeutendste unter ihnen. Dazu unsres Museums vertreten ist, hat dies von der kommt die überzeugende Wahrheit seiner Stimmungs- Münchener Presse in außerordentlich günstigem Sinne bilder; sie wirken selbst bei kleiner Bildfläche monu- besprochene Werk geschaffen, das nun, mit sicherem mental. künstlerischen Verständnis seinem Standort unter Es ist nicht zu verwundern, daß vielen bei diesen einem in einfachen Formen gehaltenen Baldachin Kampmannschen Bildern manches fehlen wird. Sie genau angepaßt, dauernd jenen leeren Play . am werden sich vielleicht mit einer schnell aburteilenden,
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