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an die Betriebsleitung nicht zum Dienst kommt, hat. Das ist geschehen. Ich glaube, daß die Löhne,
streikt oder zum Streik Anlaß gibt, wird für die sonst gezahlt worden sind, auch heute noch für
den Schaden, den er der Gessellschaft durch sein zureichend angesehen werden dürfen, denn die ganze
rechtswidriges Verhalten zufügt, haftbar gemacht. “ Straßenbahn existiert erst seit drei Jahren, und daß
Ich bin der Meinung, daß auch diese Bestimmung eit dieser Zeit sich die Lebenshaltung wesentlich ver-
nicht in Einklang zu bringen ist mit den Vorschriften ändert hat, kann man eigentlich nicht sagen. Zu-
der Gewerbeordnung, und ich habe die Auffassung, frieden sind die Leute gewesen, bis sie in den Staats-
daß auch hier nicht so verfahren ist, wie verfahren dienst getreten sind, und erst von da ab haben sie
werden soll. Alles in allem glaube ich, daß es ab- geglaubt, mit neuen Forderungen kommen zu können.
solut notwendig ist, wenn einmal die Verwaltungs. Ich kann Ihnen nur raten: Seien Sie vorsichtig
behörde sich etwas mehr um die Sache bekümmert mit der Sache.
und sich die Dienstanweisungen etwas genauer ansieht. S < w a br o < : Trotz der Erklärungen des Herrn
Vielleicht wird das dann auch mit dazu beitragen, Spezialkommissars des Senats, daß Verträge ge-
daß dieser Staatsbetrieb zu einem Musterbetrieb schlossen seien, die demnächst den Senat beschäftigen
wird. Wir reden ja immer davon, Staatsbetriebe würden, halte ich es doch für zweckmäßig, in der
sollten Musterbetriebe sein, aber ich glaube, daß man heutigen Bürgerschaft noch einige Wünsche auszu-
das von der Straßenbahn nicht behaupten kann. sprechen; denn noch haben die Verträge nicht die
Hoffentlich trägt die heutige Erörterung mit dazu erste Instanz passiert, und deshalb ist es vielleicht
bei, daß solche Fälle, daß man Führer wegen angeb- möglich, einige Wünsche noch berücksichtigen zu können.
licher Unzufriedenheit entläßt, sich nicht wieder er- Nach meiner Ansicht sind die Verhandlungen mit der
eignen, denn sonst könnte leicht der Fall eintreten, Berliner Bahn etwas zu früh begonnen worden.
wenn solche Vorgänge hier Mode werden sollten, Mir wäre es sympathischer gewesen, man hätte erst
daß vielleicht alle unsere Beamten wegen Unzufrieden- gesehen, was aus der Lübecker Straßenbahn zu machen
heit entlassen werden müßten, vielleicht auch manche ist, denn dann hätte das Objekt für die Verhand-
der Herren Senatoren gehen würden, weil sie nicht lungen einen viel größeren Wert gehabt.
mit den Zuständen zufrieden sind. Es handelt sich Von Herrn Jenne ist schon angeregt, daß der
hier um einen Grundsatz, der auf das energischste Betrieb beschleunigt werden möge. Das ist absolut
bekämpft werden muß. Ich möchte aber dem Wunsche notwendig, und diese Notwendigkeit hat sich schon in
Ausdruck geben, daß die Sache geprüft wird, und den ersten vier Wochen nach der Betriebsübernahme
daß man auch dafür sorgt, daß Abhilfe erfolgt. herausgestellt. Leider ist aber bis jetzt nichts ge-
Nun wird mir vom Senatstische vielleicht erwidert. scchehen, und wenn jetzt für die Verhandlungen mit
werden, das hätte dem Senat vorher mitgeteilt. der Berliner Straßenbahn der Endtermin auf Januar
werden müssen. Ich will darauf hinweisen, daß, 1909 gesetzt ist, müssen wir befürchten, daß bis zum
soweit die Entlassung eines Führers in Frage kommt, Abschluß derselben auch nichts geschieht. In dieser
die Sache öffentlich im Lübecker Volksboten vom langen Zeit leidet aber der Verkehr ganz außer-
17. August besprochen worden ist. Sie werden ordentlich. Außerdem hätte man ein viel besseres Bild
sagen, den brauche der Senat nicht zu lesen. Wenn bekommen, wenn mindestens der Vierminutenbetrieb vor
es sich um Sachen handelt, wo man glaubt, einhaken Eintritt in die Verhandlungen mit der Berliner Gesell-
zu können und durch die man mit der Staats. scaft schon eingeführt gewesen wäre. Ich bin fest über-
pension Bekanntschaft machen kann, wird der Volks- zeugt davon, es wären nicht nur die höheren Kosten
bote vom Senat gelesen, das habe ich am eigenen gedeckt, sondern auch der Gewinn, der jetzt schon
Leibe erfahren. Jch bin also der Meinung, daß die ganz erheblich ist, wäre sicher ein viel größerer ge-
Sache öffentlich bekannt geworden ist und daß von worden. Denn die Mehrzahl der Leute will nicht
seiten der Verwaltungsbehörde in dieser Beziehung zu lange auf die Straßenbahn warten. Eine Pause
Auskunft gegeben werden kann. von acht Minuten im Betrieb ist viel zu viel. Aus
Senator H. Eschenb ur g : Ich glaube nicht, den Zeitungen habe ich ferner entnommen, daß seitens
auf die Einzelheiten der Ausführungen des Herrn der Fahrgäste, die auf die Berliner Gesellschaft an-
Vorredners heute abend näher eingehen zu sollen. gewiesen sind, der Wunsch geäußert isst, daß die
Sie haben auf mich den Eindruck gemacht, daß man Hauptstraßenbahn zum Bahnhof fahren soll. Diesen
diese Sache ganz außerordentlich vorsichtig anfassen Wunsch finde ich ganz berechtigt, aber ich glaube,
muß. Ich möchte nur betonen, daß der Verwaltungs. von den meisten Fahrgästen wird außer acht ge-
behörde mit der Übergabe der Lübecker Straßenbahn lassen, daß der nächste Weg zum Bahnhof der von
kein Definitivum gegeben ist, sondern daß sie den der Haltestelle bei der Eisenbahnbrücke in der Facken-
Betrieb vorläufig in gleicher Weise weiterzuführen burger Allee ist.. Der Weg vom Lindenplatz aus ist