)
gesagt wird, es sei unbedingt notwendig, daß die zeit, und während derselben wird sich die öffentliche
Sachen im Bürgerausschuß geheim behandelt würden, Meinung auch mit dem Antrage beschäftigen, was
darf ich als Mitglied auch der Bürgerschaft sagen, jezt nicht der Fall sein kann. Dieser öffentlichen
daß ich anderer Ansicht bin. Wenn der Herr Wort- Meinung will ich Rechnung tragen, und deshalb
führer darin anderer Meinung ist, habe ich mich zu bin ich für Einführung der zweiten Lesung.
bescheiden, wenn ich diese Stellungnahme auch sehr Damit ist die Debatte erschöpft. Die Bürger:
bedaure. Jedenfalls bitte ich dringend, die Frage schaft nimmt hierauf den Antrag Dr. Görtz auf
von der Existenz des Bürgerausschusses nüchtern zu Verweisung des Senatsdekretes an eine fünfgliedrige
prüfen. Man kann, wie gesagt, verschiedener Meinung Kommission an. Auf Vorschlag des Wortführers
sein, jedenfalls hat aber die heutige Debatte dargetan, Jenne wird die Wahl der Kommission in der nächsten
daß die zweite Lesung sehr wohl wünschenswert sein Sitzung der Bürgerschaft vorgenominen werden.
kann. Es wird selbstverständlich als eine Ehre be- Es folgt die Beratung des Antrages von Joh. Evers.
trachtet, der Bürgerschaft anzugehören, ein Ver- Pastor Ev e rs : Als ich am 9. Dezember des
gnügen ist es aber nicht immer. Ich bilde mir ein, vorigen Jahres den vorliegenden Antrag |tellte, war
auch meine eigenen Gedanken zu haben, und viel. ich von dem Wunjsche geleitet, daß auch den Bureau-
leicht habe ich manchmal auch gute Gedanken vorge- hilfsarbeitern, oder wenigstens denen unter ihnen, die
bracht. Aber es können Jahre darauf hingehen, ehe in jenem Jahre eine Gehaltserhöhung nicht empfangen
ein solcher Gedanke in die Tat umgeseßt wird. Es hatten, eine solche zuteil werden möge, und zwar
sind Jahre her, seitdem ich den Antrag gestellt habe, möglichst gleichzeitig mit der Gehaltserhöhung, die
den Schuzleuten und Feuerwehrleuten nach fünf. an jenem Tage für die unteren und mittleren Be-
jähriger Dienstzeit die feste Anstellung zu gewähren. amten auf einen dahingehenden Vorschlag des
Es hat Jahre gedauert, bis sich die Bürgerschaft Senates in der Bürgerschaft beschlossen wurde. Ich
entschlossen hat, dem Gedanken zuzustimmen. So hegte damals die Erwartung, daß der Bürgeraus:
sehen Sie, wie sehr es notwendig ist, alle Bürger- schuß den von mir eingebrachten Antrag bald-
schaftsmitglieder zur Arbeit heranzuziehen. Wenn möglichst an den Senat weitergeben werde, und
die erste Lesung in der Bürgerschaft stattfindet, die dieser dann die Behörden mit der Prüfung der
Sache dann vielleicht in einer Abteilung des Bürger- Frage beauftragen würde, in welchem Umfange
ausschusses geprüft und darauf hier in zweiter und für welche Beamten unter den Bureauhilfs-
Lesung verabschiedet würde, würde viel gründlicher arbeitern eine solche Gehaltserhöhung wünschenswert
gearbeitet werden als es heute geschieht. Es sind oder angemessen sei. Der Bürgerausschuß hat nun
jedenfalls, das Kopfschütteln geht eben wieder los, ein anderes Verfahren eingeschlagen, als ich erhofft
sehr tüchtige Herren im Bürgerausschuß, aber ich be. hatte. Er hat die Prüfung der Frage, welche ich
zweifle, daß sie in allen Sachen die Erfahrung den Behörden überwiesen zu sehen wünschte, durch
haben, die die übrigen Bürgerschaftsmitglieder besitzen. eine Kommission selber vornehmen lassen. Nun hat
Sonst täten sie viel besser, die ganze Bürgerschaft allerdings diese Kommission in ihrem vorliegenden
abzuschaffen und ließen alles durch den Bürger- Kommissionsberichte schätenswertes Material beige
ausschuß erledigen. Nun soll die zweite Lesung bracht. Der Bericht hat mit Recht darauf hinge-
eingeführt werden. Wie die Verhältnisse heute wiesen, daß ein Jahr vor jenem Beschlusse vom
liegen, ist das nicht ohne weiteres zu machen. Es 9. Dezember vorigen Jahres, im Mai 1906, den
wird viel an der Verfassung herumgedoktort und Bureauhilfsarbeitern bereits eine Gehaltserhöhung
wenn sie einmal verändert ist, ist sie ewig ver- zugebilligt worden sei, welche als eine Art Vorspiel,
schlechtert. Es mag sein, daß durch den Antrag des als Vorbereitung zu den übrigen Gehaltserhöhungen
Herrn Dr. Ziehl eine Besserung herauskommen für die unteren und mittleren Beamten gewürdigt
wird, ich glaube aber nicht, so sehr Sie sich auch Mühe werden müsse. Der Bericht hat ferner mit Recht
geben, daß Sie die zweite Lesung erreichen werden. darauf hingewiesen, daß den Bureauhilfsarbeitern,
Glasau: Ich bin mit allen Mitgliedern der sowohl unter denen mit, als auch unter denen
Bürgerschaft derselben Meinung, daß man Senats. o h n e Pensionsberechtigung, außerordentlich ver-
vorlagen gar nicht gründlich genug prüfen kann, und schiedene Elemente sind, daß dort Personen zn
schon aus diesem Grunde bin ich für die zweite finden sind, welche nicht bloß hinsichtlich des Lebens-
Lesung. Ich bin der Ansicht, daß es nur wenig alters, sondern auch hinsichtlich der beruflichen Vor-
Anträge sein werden, die der zweiten Lesung unterliegen. bildung außerordentlich verschieden sind und deshalb
Ich habe aber für meine Zustimmung zu dem An» sehr schwer mit gleichem Maße gemessen werden
trag noch ein anderes Motiv. Durch diesen Antrag können. Das alles ist zweifellos zutreffend. In’
erhalten wir bis zur zweiten Lesung eine Karenz, des waren. mir diese Verhältnisse nicht unbekannt,
4(.8