E O E Verhandl. d. Bürgerschaft am 20. Juli 1908.
Bedingung, daß die Verwaltung der Handelsschulen Wiss ell: Die Debatte verschiebt sich auf ein
in den Händen der Handelskammern lieg. In anderes Gebiet. Es handelt sich gar nicht darum,
Hessen ist es ebensoe. Es sind wichtige Gründe, ob die Kaufmannschaft genügend unterrichtet war,
die dazu führen, daß die kaufmännische Fortbildungs-. sondern ob uns die Möglichkeit geboten ist, uns
schule nicht nur in den Händen von Schulmännern über diese Materie zu informieren, und die Möglichkeit
bleibt, sondern in der Hauptsache von Kaufleuten fehlte. Alle Eingaben, die gemacht sind, und das
geleitet wird, die aus der Praxis wissen, was fir HWMinoritätsgutachten haben uns nicht zur Verfügung
die Schule notwendig ist. Aber ich persönlich habe gestanden, und wir sind außerstande, zu prüfen, ob
nichts dagegen, wenn Sie die Schule dem Staate der Weg, der uns vorgeschlagen ist, der richtige ist.
überlassen wollen. Wenn Sie das Risiko, das die Für uns kann es sich in dem gegenwärtigen Stadium
Kaufmannschaft übernommen hat, so klein erachten,, der Sachlage nur darum handeln, entweder ja zu
so bin ich darüber anderer Ansicht. Es sind Leute, sagen oder überhaupt gar nichts. Ich meine, wir
die rechnen können und gerechnet haben, als sie die sollten nicht ja sagen, sondern selbst prüfen.
Aufstellung machten. Ich bin der Meinung, daß Ich verstehe nicht, wie jest Herr Präses Dimpker
unter Umständen die Sache der Kaufmannschaft eine sagen kann, daß die Gründe, die zu dem Streit
ganze Masse Geld kosten kaun. Der Senat ist vor. gzwischen dem Direktor und der Handelskammer geführt
sichtig gewesen und hat gesagt, er wolle nur eine hätten, hier nicht erörtert werden können. Er sagt,
bestimmte Summe geben, aber nicht darüber hinaus. wir haben nichts zu verheimlichen, darum ist es um
Wenn es sich um einen festen beschränkten Zuschuß fo eher nötig, daß uns die Gründe des Streites
handele, bin ich fest davon überzeugt, daß die Kaufs. mitgeteilt werden. Der Vergleich, den er vorhin
mannschaft gern eine größere Summe geben würde, gzog, daß es ganz unabsehbare Konsequenzen haben
wenn es notwendig ist. Sie wissen ja, was die könnte, wenn die Oberschulbehörde einen Lehrer
Gewerbeschule kostet; sie kostet uns über ff 70 000. entließe und dieser sich an die Bürgerschaft wende,
Die Handelskammer wird ganz gewiß nicht den ist ganz falsch. Ein Lehrer kann nur entlassen
Standpunkt einnehmen, daß die Verwaltung der werden, nachdem ein Disziplinarverfahren gegen ihn
Schule unter allen Umständen bei ihr bleiben muß. eingeleitet ist. Hier handelt es sich aber um die
Sie hat sich aber bisher auf den Standpunkt der Entlassung eines Mannes, die ohne jede Untersuchung
Kaufmannschaft gestellt, die immer den Wunsch und Verteidigung erfolgt ist, und dieser wesentliche
geäußert hat, daß die kaufmännische Forte Unterschied gibt uns Ursache, wenn von außen An-
bildungsschule von der Handelskammer verwaltet regungen an uns kommen, diese zu prüfen. Es ist
werde. in den Lübeckischen Blättern eingehend besprochen
. , worden, ob der Weg der richtige sei, der jetzt vor-
A. Pape: Ich möchte nur kurz darauf hin. geschlagen wird. Die Handelskammer hat es nicht
weisen, - daß in der derzeitigen Versammlung der für nötig gehalten, darauf zu antworten. Man darf
Kaufmannschaft nach dem Protokoll der Präses daraus schließen, daß die gemachten Einwände nicht
gesagt hat: zu widerlegen sind. Sonst verstehe ich nicht, wie in
„Vor einer Fortseßzung der Besprechung der An- keinem Blatt, das speziell lübeckische Fragen behandelt,
gelegenheit des Schulleiters warne er aus prinz eine derartige Äußerung unwidersprochen bleiben
piellen Gründen. Solche öffentlichen Erörterungen kann. Ich halte es für notwendig, daß wir uns
über die Beamten seien weder im JInteresse des eingehend über die Sache informieren, und das kann
Dienstes noch der Beamten. Bezüglich des Rückk nur durch eine Kommissionsberatung geschehen. Ich
trittes des Direktors wäre vieles auszuführen, die hitte Sie, diese erfolgen zu lassen.
Handelskammer halte es aber mit Rücksicht auf die Lippert: Der Senatskommissar hat aus-
Schule gegenwärtig nicht für angebracht." gesprochen, daß meine Ausführungen mit dem Anitrage
Es handelte sich, als der Antrag gestellt wurde, in einem gewissen Widerspruch stehen. Das kann
unter Zuziehung des Direktors eine Versammlunug ich nicht finden. Ich habe für die Kommissions-
anberaumen zu wollen, um eine sehr schwach be. beratung gesprochen und den Antrag gestellt, es
suchte Sitzung, und infolgedessen wurde der Antrag möge der Bürgerschaft eine Gesezesvorlage entgegen-
abgelehnt. Wäre eine Versammlung angeseßgt mit gebracht werden, durch die die Verstaatlichung der
der Tagesordnung: Besprechung der kaufmännischen Schule in die Wege geleitet wird. Dieser Antrag könnte
Fortbildungsschule, wäre wohl etwas anderes heraus- eventuell der Kommission mit überwiesen werden.
gebraten als das, was die Handelskammer jett Ich möchte aber zu dem Antrage Scharff, der nur
vorgeschlagen hat:, Abschnitt 1 und VI einer Kommission überweisen
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