~ - I —~ Verhandl. d. Bürgerschaft am 20. Juli 1908.
von unserm öffentlichen Leben eine so mangelhafte nicht aber mit einer Amtsbezeichnung. Das ist etwas
ist, daß wir nur wünschen können, sie durch Auf. ganz anderes. Wenn die Herren gegen Titel ein-
klärung, vielleicht in der Schule, zu beseitigen. Da. genommen sind, so mag das sein, es ist hier aber
durch würde vieles geändert werden können. von Titeln mit keinem Wort die Rede, sondern ich
Ich habe schon, ehe Herr Dr. Leverkühn auf die habe ausdrücklich gesagt und in meinen Ausführungen
Kanzlisten kam, mir den Punkt notiert. Ich dachte, mit Genauigkeit festgehalten, es sei wünschenswert,
es werde das nächste Ergebnis einer Änderung dee eine Amtsbezeichnung eingeführt zu sehen, die die
Bezeichnung der Gerichtsschreiber der Titel Kanzlei: Herren davor schüte, mit anderen Kategorien von
sekretär sein. Wir haben in Lübeck heute schon ene HBeamten verwechselt zu werden. Das ist das, was
Titelbezeichnung, die gar nicht einen so geringen ich in aller Kürze auch Herrn Wissell gegen-
Umfang einnimmt. Wir haben einen Schulrat, über aussprechen möchte. Seine allgemeinen Aus-
Regierungsrat, Polizeirat, Baurat, Medizinalrat, führungen will ich dabei nicht bekämpfen. Durch
Amtsgerichtsrat und Landgerichtsrat. Es ist nur HBelehrung mag gern geschehen, was geschehen
eine Frage der Zeit, dann kommt auch noch der kann, um Mißversständnisse zu beseitigen, aber bis
Justizrat, der von Lübeck zu vergebende Kommerzien. das Hiel erreicht ist, werden die Herren ununter,
rat, ferner der Sanitätsrat, der Geheime Justizrat uw. brochen mit Personen verwechselt werden, die nur
Wir brauchen uns nur dieses Bild auszumalen, uu vein formal tätig sind. Indessen die Gerichts-
wir sehen die logische Folge der Entwicklung damm s{reiber sind nicht bloß formal oder handwertsmäßig
vor uns. Ich bin der Meinung, durch höhere Be. tätig, das möchte ich doch nochmals hervorgehoben
wertung und Achtung der Arbeit überhaupt kann haben. Was ich von Hamburg gesagt habe, ist,
man die Arbeit eines jeden heben, und wenn wir wre ich zu meinem Vergnügen anerkannt hörte,
in dieser Beziehung uns einig sind, können unjre alles richtig, ich habe es entnommen aus einer
Beamten in ihrer eigenen Vaterstadt sich an dem Vorlage des Senates an die Bürgerschaft vom
Bewußtsein genügen lassen, daß sie neben anderen 26. April 1907.
Beamten als gleichberechtigt anerkannt werden. Das Und endlich noch ein leßtes Wort über Bremen.
Vorkommnis, das Herr Lippert anführte, kann doch s wurde hervorgehoben, es wäre dort anders. In
leicht gehoben werden, ohne daß man den Beamten meiner Hand ist ein Exemplar der Bremer Nach-
eine besondere Bezeichnung gibt. Man braucht nur richten vom 8. Juni 1907, enthaltend die Senats.
einen Stempel mit der Inschrift: „Als zur Beglauu vorlage, die Beamtengehalte betreffend. Da finden
bigung der Unterschrist befugter Kanzlistn. Dann Sie unter den Amtsbezeichnungen: beim Landgericht
würde die nächste Stelle, die ein solches Schriftstik einen Präsidenten, fünf Direktoren, sechzehn Richter,
bekommt, sich damit begnügen. sechs Gerichtssekretäre, beim Amtsgericht siebzehn
Ich bin also der Meinung, wir geben der An. Richter und siebzehn Gerichtssekretäre. Also, die
regung, die hier ganz sicherlich nur aus guten Anmtsbezeichnung ist auch dort vorhanden, mögen
Motiven heraus gegeben worden ist, keine Folge, weil die Bremer sonst über Titel denken wie sie wollen.
sie nicht das Richtige trifft und meiner Auffassung Damit ist die Debatte erschöpft. Bei der nun
nach nicht in richtiger Weise zur Hebung aller folgenden Abstimmung wird die Senatsvorlage un-
Beamten beiträgt. verändert angenommen.
Dr. Lever kü h n: Kurz fassen will ich mich Zum fünften Senatsantrag ergreift das Wort
auch, aber für meine Ausführungen findet sich eine Stelling: In der Begründung der Senats.
Gelegenheit wie diese so bald nicht wieder. In der vorlage wird hingewiesen auf einen in Abschrift
Vorlage stehen in Klammern die Worte Obersekretär überreichten Bericht, der aber der Vorlage nicht bei-
und Sekretär. Da wird also durch einen dem gegeben ist. Er hat zwar in den Stunden, die
Geseze gleichstehenden Staatsvertrag die Amts- dafür auf den Zetteln, die uns vor jeder Sitzung
bezeichnung eingeführt. Das ist es, worauf es an- zugehen, bestimmt sind, im Vorsaale ausgelegen, aber
kommt. Es ist fortwährend von allen Herren, die ich glaube, daß er nicht allen bekannt sein kann.
gesprochen haben, selbst von dem Herrn ständigen Es ist ein recht unliebsamer Zustand, wenn wir in
Senatssekretär (große Heiterkeit) bald von Titeln, o vielen Senatsvorlagen finden, daß dort auf solche
bald von Amtsbezeichnungen gesprochen, als käme Abschriften Bezug genommen wird. Wenn man in
das auf eins hinaus. In Wahrheit sind das ganz den angegebenen Stunden herkommt, findet man
verschiedene Begriffe. Einige Richter, unter diesen recht häufig, daß diejenigen, die die Sachen einsehen
ich selbst, sind kürzlich mit einem Titel versehen, wollen, in ziemlich großer Anzahl anwesend ind.
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