712
Und so bleibe ich bei dem, was ja auch zuu uübertroffenen Forscher auf dem Gebiete der mittel.
gegeben wird, die Bibliothek sinkt in theologiecis alterlichen Geschichte! Auch über Heinrich VI. und
von ihrer stolzen Höhe herab, während Lübeck sonst Friedrich II. haben sie allerlei geschrieben, was die
überall aufsteigt. Dagegen anzukämpfen erscheint Bibliothek nicht besitt. Auch Below als Autorität
mir Pflicht. Ist das aussichtslos, was ich vorläufig auf dem Gebiete der Städtegeschichte verdiente eine
noch nicht glauben kann, so müssen wir eben resigniert stärkere Berücksichtigung.
über unsere theologische Bücherei Dantes traurige Das spätere Mittelalter ist in geradezu ver-
Worte setzen: „Lasciati ogni speranza“. blüffender Weise schlecht vertreten. Folgendes sind
Dr. Steffen. die Jahreszahlen, aus denen die neuesten Werke
stammen: 1867 für die Zeit Adolfs von Nassau;
V 1866 für die Albrechts I.; 1841 für die HeinrichsVII.
e e: ; ; ;
Geschichte. °th Ou .. s isl tts dirt u.zi
Wenn man die Katalogbände der geschichtlichen von der Pfalz. Unter der Überschrift „Ferdinand 1."
Ülteratur auf der Stadtbibliothek durchblättert, tritt steht eine Rede von 1531; unter „Maximilian II."
einem eine merkwürdige Ungleichmäßigkeit der Bestände ein Werk von 1612; unter „Rudolf Il." gar nichts.
auf den ersten Blick entgegen. Einer reichen Tatsächlich sind außer diesen Werken vorhanden
Sammlung von Werken des 18. Jahrhunderts stent Ritters Geschichte der Union und Lessens Kölner
eine +. man muß schon sagen - kümmerliche Zahl Krieg. Warum aber sind sie nicht katalogisiert?
neuerer Werke gegenüber. Wenn sie auch im Nominalkatalog stehen, warum
Man prüfe nur die Literatur für die deutsche wird an genannter Stelle, wohin sie doch gehören,
Geschichte! Nicht einmal sämtliche allgemeinsten nicht auf sie wenigstens hingewiesen ? Zudem bleiben
Darstellungen sind vorhanden. Im Katalog auf. die Lücken groß genug. Haben Weizsäcker, Ullmann,
geführt sind: Die Weltgeschichte von Onken, Ranke, Loserth, Riezler umsonst geschrieven ? Lohnte es sich
Giesebrecht, Dahn, Lamprecht, Kämmel, Heyk, Janssen, nicht, die Werke Gindelys und Stieves anzuschaffen?
Michaelis. Es fehlt Lindner; die Bibliothek deutsche Außerdem etwas über Lazarus Schwendi und den
Geschichte ist nicht vollständig; nicht vorhanden sind Kardinal Klesl ? Ferner über die Gegenreformation in
die beiden Handbücher, das kleine von Gebhardt und Österreich, deren Folgen für Deutschland von solch
das große von Below und Meineke. Beides dürften ungeheurerWichtigkeit waren. Chlumecty, Gindely, Hirn
Werke sein, die man von jeder öffentlichen, wissen- haben über sie gearbeitet. Sollte es nicht auch nüglich
schaftlichen Bibliothek verlangen muß. Von letzterem sein für den dreißigjährigen Krieg außer Gindelys
sind seit drei Jahren bereits einige Bände erschienen. kleiner Geschichte dessen großes Werk über Waller
Geht man über die größten Allgemeindarstellungen stein und Droysens Gustav Adolf anzuschaffen?
hinaus und sucht nach speziellen Arbeiten, so finde. Das Wichtigste wenigstens über die Wallensteinfrage
man einen bunt zusammengewürfelten Haufen von sollte ferner vertreten sein. s
Titeln. Der größte Teil davon ind Schulprogramme. Genug aber von dem Fehlenden! Ein Beispiel
Diese bekommt die Stadtbibliothek als Hausbibliothet von vielen für die Zusammenstellung der Anschaffungen
des Katharineums wie jede höhere Schule Dann Über Karl V. ist vorhanden: das wichtigste Werk,
kommt eine Reihe von Dissertationen. Natürlich das von Baumgarten, in einem Exemplar; das 1796
lange nicht alle! Vergeblich aber sucht man ein erschienene von Robertson (history of the reign
Prinzip, das die Anschaffungen leitete. Es ist ncht. ok the emperor Charles V.) in vier Exemplare
möglich zu entdecken, warum eine Dissertation der Sleidans, des Zeitgenossen Karls V., gar in nell
anderen vorgezogen ist. Exemplaren. Nach Ausweis der Eintragungen im
_ Schulprogramme und Dissertationen machen aber Katalog stammen vier aus alter Zeit, fünf aus
nicht gerade den wertvollsten Teil der speziellen Abo neuerer. . „q!
handlungen aus. Man suche jedoch nach den wichtigen, Man werfe nicht ein, die Mittel der Bibliothe!
grundlegenden Werken! Vergebliche Mühel Einige genügten nicht. Daß Geld vorhanden ist, dafür zeugt
Beispiele: Für Heinrich V. fehlen die Arbeiten der Katalog der Hilfswissenschaften. Werke ület
Bernheims und Sickels; für Friedrich ]. die grund Münzkunde sind gewiß nicht billig. Wenn man nl
legenden Arbeiten Fickers, selbst die über Reinald sieht, wie viel in den legten Jahren für Münzkundt
v. Dassel und den Reichsfürstenstand. Von Ficker angeschafft ist, selbst speziellste und allerspeziellilt
und Sickel hat die Bibliothek nur die Editionen Werke, z. B. über die Münzen Siziliens und die
angeschafft. Warum nicht ihre anderen maßgebenden Münzen einzelner Städte Siziliens und Italiens,
Arbeiten? Sie sind bisher noch immer die un. so muß man doch sagen, genügende Mittel zu