Full text: Lübeckische Blätter. 1907 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1907 (49)

655 Hintergrund abzuheben. Die Komposition ist über.. fasser hat die Entscheidungen des Reichsgerichts zu (ll geschicktt aufgebaut, die Menschen und ihre Schick diesem wichtigen Reichsgeses aus den verschiedenen jale sind fein beobachtet, und eine versteckte Bosheit Sammlungen und Zeitschriften, in denen sie ver- rfreut da und dort ebenso wie an seinem Orte das düffentlicht sind, zusammengetragen, und bringt sie [chte und tiefe Gefühl der Verfasserin. Als Kunst- auszugsweise zu den einzelnen Paragraphen des Ge- werke betrachtet sind ihre Skizzen Silhouetten nach seßes zum Abdruck. Eine kurze Erläuterung geht der Natur, und es ist daher keine zufällige Laune, bei jedem Paragraphen voraus. Der Verfasser be- daß der bekannte Maler Hans Deiters, der Bruder absichtigt mit seiner Arbeit in erster Linie, wie er der Dichterin, das Buch mit Silhouetten ge- im Vorwort sagt, den praktischen Juristen das Nach- schmückt hat. schlagen in Sammlungen und Zeitschriften zu er- Es würde die Wirkung der einzelnen Erzählungen s|paren. Diese Absicht dürfte er, da die Sammlung abschwächen, wenn ich hier ihren Inhalt kurz angeben mit Fleiß und Geschick zusammengestellt ist, erreicht wollte. Man muß das Buch selbst lesen, und ich bin haben. Beeinträchtigt wird die Wirkung allerdings überzeugt, man wird mir dankbar sein, daß ich auf durch das Fehlen eines Inhaltsverzeichnisses oder rin neues, eigenartiges Erzählertalent aufmerksam ines Registers oder auch nur einer kurzen Angabe gemacht habe. Leonore Niessen- Deiters schilderet am Kopfe einer jeden Seite darüber, auf welchen hodenständige Charaktere aus ihrer niederrheinischen Paragraphen sich der Inhalt der Seite bezieht. Heimat und aus dem benachbarten Holland, sie Öb der vom Verfasser in zweiter Linie verfolgte rignet Typen aus, dem Dusjeidorsec Künslezlein Eu §1 Jen! crreiht iùt, mag daingtjell Skizzenbuch und weiß dem Leser alles menschlich bleiben. Die Kommentarform ist nun einmal für nahe zu bringen. In einzelnen Geschichten finden eine systematische Darstellung an sich wenig geeignet. sich tragische Konflikte und in „Jan Schüddeboom! Das Buch wird sich aber auch ohnedem sicherlich Ansätze zu einem Roman. Da man leicht bemerkt, viele Freunde erwerben. Dr. Piper. daß die Verfasserin nach Modellen gearbeitet hat, fn TIF T;;: die ihr im Leben wirklich begegnet sind, und da sie Erneuerung der Doktorwürde. das mit Temperament und künstlerischem Gewissen Am 21. August d. J. hat Herr Landrichter Dr. getan hat, soll nicht weitschweifig untersucht werden, Sommer geräuschlos in körperlicher und geistiger welche Schriststeller ihre Vorbilder waren und mit Rùüstigkeit seinen 75. Geburtstag begangen. Weil an welchen sie verwandte Züge aufweist. Leonore dem Tage gerade eine längere Strafkammersitzung Niessen-Deiters ist noch jung, sie ist am 20. November stattfand, bei welcher er nicht fehlen konnte, hatte eine 1879 in Düsseldorf geboren und wendete sich ursprüng- Abordnung des Landgerichts ihm die Glückwünsche lich der Malerei als Schülerin ihres Vaters zu. seiner Amtsgenossen schon am Tage vorher überbringen Erst seit ihrer Verheiratung begann sie die Schristt. müssen. Eine besondere Gabe für das Geburtstags- stellerei zu ihrem Berufe zu machen, was bei ihr kind war es, daß ihm kundgegeben werden konnte, wohl ebenso im Blute liegt wie das Malen, denn es habe die juristische Fakultät der Georgia- Augusta- .f Fs Valter Scott ufer Bert; frre t.k: üötiugen gZtzh vier srturit! i " 1 gültige Talentprobe und ein Versprechen für die Würde eines Doktors beider Rechte erneuert, die er Zukunst, das Leonore Niessen-Deiters gewiß in ab- sich vor mehr als 50 Jahren am 12. August 1855 jehbarer Heit einlösen wird, denn sie arbeitet jetzt erworben hatte. Inzwischen ist das Diplom, durch an einem Roman, der ihr Gelegenheit geben soll, welches diese Erneuerung der Doktorwürde feierlich ihre Gestal!ungskraft an einer größeren Aufgabe zu beurkundet wird, hier eingegangen, und da erscheint erproben. Ihr Erstlingswerk, dem ja auch der Name es angemessen, daß diese Tatsache, die nicht nur den der altberühmten Verlagsbuchhandlung schon zur unmittelbar von ihr Betroffenen und durch sie Geehrten Empfehlung dienen mag, ist bei aller Anspruchslosig- angeht, auch in diesen Blättern gebührend festgehalten keit dazu geeignet, den Leser so festzuhalten, daß er wird. Als dreiundzwanzigjähriger Doktor der Rechte die einzelnen Geschichten gern öfter als einmal war Hermann Sommer 1855 von der Universität in seine lesen wird. Prof. v. Lütgendorff. Vaterstadt Lübeck zurückgekehrt und hatte sich hier Ende -: November zunächst als Advokat niedergelassen; zugleich Von Herrn Amtsrichter Stiebeling in Lübeck ist bekleidete er das Amt eines Notars. Am 1. März 1864 kürzlich im Verlage von Franz Vahlen in Berlin wurde er Staatéeanwalt und für Zivilsachen Mitglied „Das Recht der Anfechtung nach dem Reichsgesetz des damaligen Obergerichts. Seit der Neueinrichtung vom 21. Juli 1879 (n. F.)“ erschienen. Der Ver- der Gerichte im Deutschen Reiche, also seit dem
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.