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was jedenfalls viel dazu beiträgt, daß die Bibliotheken Milde, der seit seinem fünfunddreißigsten Lebensjahr
so stark benuzt werden. Die Beamten, zur Hälfte bis zu seinem am 19. November 1875 erfolgten
Damen, sind auf eigenen Bibliotheksschulen vorge- Tode in Lübeck tätig war, kam in dieser Ausstellung
bildet, stets sehr entgegenkommend und behülflich. nach allen Richtungen seiner künstlerischen Wirksamkeit
Die Gebäude, Treppenhäuser, Lesesäle usw. sind zur Geltung. Außer einer Reihe von Kompositionen
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geschmückt, um durch entsprechende Umgebung den wie viele Bildnisse in Aquarell, Kreide und Bleistift
Genuß des Lesens zu erhöhen. Als bezeichnend für ausgestell.. Dazu kamen noch zahlreiche Aufnahmen
das Verhältnis zwischen Bevölkerung und Bibliothek lübeckischer Altertimer und Kunstwerke, Ansichten
stelte Professor Dr. Lenz die Überschritt des aus Lübeck und eine nicht geringe Anzahl von
Bibliotheksgebäudes in Boston hin:. The public Stvdien, Reiseskizzen und Skizzenbuchblättern. Wir
library of the city of Boston, built by the hatten die Freude, daß die Milde-Ausstellung lebhaften
ty! and dedicated to the advancement ok Artz ur. ;! ! f Fetus ßit
earning. ie Dauer dieser Veranstaltung in dankenswerter
"” Weise den freien Zutritt ins Museum gestattete, wurde
Gesellschaft die Ausstellung von hiesigen und auswärtigen Kunst
zur Heförderung geweinnühiger Tätigkeit. [Mn octtttse 1cl"eu CübeaishenViztietn 190
_ Nr. 17, in den Vaterstädtischen Blättern 1906 Nr. 19
f und in dem illustrierten Beiblatt des General-Anzeigers
Bericht der Sammlung von „Von Lübecks Türmen“ 1906 Nr. 20 mehrere zun
Gemälden, Kupferstichen und Gipsabgüsen Dt a ruh Vlc cbeiteutdn das hatlitun
über das Jahr 1906. für die Ausstellung zu interessieren. Es ist uns eine
angenehme Pflicht, auch an dieser Stelle allen denen
Durch den Ausbau des Dachgeschosses im Ostflügel nochmals zu danken, die uns durch ihre Bereit-
des Museumsgebäudes haben wir einen neuen Saal willigkeit die Veranstaltung der Milde-Ausstellung
für die Sammlung von Gipsabgüssen erhalten und ermöglichten.
konnten einen von dieser Sammlung bisher in Zu den hervorragendsten Künstlern, die im 19.
Anspruch genommenen Saal unserer Gemäldesammlung Jahrhundert aus Lübeck hervorgegangen sind, gehört
zuweisen. Da wir es als eine unserer wichtigsten Auf- der Maler Wilhelm Cordes (geb. 1829, gesst. 1869
gaben betrachten, die heimische Kunst zu pflegen, benutzten in Lübeck). Der gesamte künstlerische Nachlaß dieses
wir die Gelegenheit, in dem freigewordenen .Saale Malers kam durch die letztwillige Verfügung seines
vor der Neuaufstellung der Gemäldesammlung eine Bruders, des Hofrats Dr. Emil Cordes in den Be-
Ausstellung der Werke des Malers Carl Julius sitz unserer Stadt. Die Ölgemälde und ein Teil der
Milde zu veranstalten. Milde hat sich um Lübeck größeren und ausgeführten Zeichnungen sind in der
und die lübeckische Kunst so große Verdienste erworben, Gemäldesammlung aufgehängt worden. Die kleineren
daß es nur eine Pflicht der Dankbarkeit genannt Arbeiten, Zeichnungen und Studien, die einen ganze!
werden kann, wenn das Andenken an ihn und sein Schrank der Sammlung von Kupfersstichen und Hand-
Wirken wieder aufgefrischt wurde. Nachdem die zeichnungen füllen, konnten bisher nur in beschränkter
Leitung der Stadtbibliothek sich bereit erklärt hatte, Auswahl vorübergehend zur Anschauung gebracht
uns zum Zwecke einer vierwöchentlichen Ausstellung werden. Es lag daher nahe, im Anschluß an die
zahlreiche Werke Mildes zur Verfügung zu s\tellen, Milde-Ausstellung auch eine W. Cordes-Ausstellung
erließen wir einen öffentlichen Aufruf an die übrigen zu veranstalten. Zu dieser steuerten abermals hiesige
Besiter von Arbeiten dieses Künstlers, um sie fir Kunstfreunde, darunter die Herren Konsul Faber und
die geplante Ausstellung zu interessieren. Dieser Kaufmann Lau sowie Frau Dr. med. Reuter einigt
Aufruf hatte den erfreulichen Erfolg, daß außer den Gemälde bei, das meiste aber konnten wir dem eigenen
Herren Senator Dr. Fehling, Generalkonsul Petit VBesitzstande entnehmen. W. Cordes war ein vielver
und Kaufmann Buck und Frau Prof. Mantels auch sprechender Künstler, der nur deshalb einer unver-
das Katharineum und die naturhistorische Sammlung dienten Vergessenheit anheimfiel, weil ein vorzeitiger
des Museums, besonders aber Herr Konsul Nölting Tod ihn aus seinem Schaffen riß, als er durch seil
in Hamburg uns ihren reichen Besit an Gemälden, Hauptwerk, den „wilden Jäger,“ erst angefangen hatte,
Zeichnungen und Skizzen Mildes leihweise überließen. die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.