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Künstlerisch gelungen können nur Arbeiten wie anderen Dingen als Kunsterzeugnisse vorgesett werden,
die von Zimmermann und Frau Ilse Frank-Baeth>ke die mit Kunstwerken nur das gemein haben, daß sie
genannt werden. Mehr noch als ihre Möbel stehen aus dem gleichen Material entstanden, aus dem auch
aber die übrigen Arbeiten dieser beiden Aussteller wirkliche Kunstwerke entstehen. Wenn ein Bild mit
über dem Niveau der Ausstellung, vor allem die Ölfarben auf Leinwand oder auf Holz gemalt ist,
Sachen von Frau Dr. Frank. Man stelle sich nun o ist es darum noch lange kein Kunstwerk. Und
einmal auf der gegenüberliegenden Seite auf und daß die betreffenden Aussteller Lübecker Bürger sind
vergleiche ihre Sachen mit. denen rechts und links oder waren, die ihre Sachen so gut wie ein Anderer
und rund herum. Wie wohltuend ist die Ruhe in der Katharinenkirche ausstellen können, das heißt
dieser einfachen und deshalb gerade künstlerisch feinen noch lange nicht, daß ihre Sachen auch ausstellungs-
Muster, dieser geschmackvollen, fein abgewogenen fähig sind!
Farben! Gerade bei Tischdecken, Tapeten, Spitzen Der Lübecker Presse muß der Vorwurf gemacht
usw., die tagtäglich den Menschen umgeben, ist das werden, daß sie keinen strengeren Maßstab der Kritik
Einfachste, Ungesuchte immer das Schönste. Es can manche Notizen, die ihr gelegentlich bei Aus-
soll uns nicht aufreizen, sondern beruhigen, wenn sstellungen zukommen, anlegt. So wird hier . dem
unsere Augen sich darauf richten. Deswegen wirken Publikum unter der gleichen Marte „Kunst“ heute
auch unter den Arbeiten von Anna Brandt und Gutes, morgen Schlechtes von der gleichen Stelle
Luise Matz immer am besten diejenigen, die an- aus empfohlen. Und da es an anderen Gelegen-
spruchslos auftreten. Durch Künsteleien verdirbt heiten, Besseres zu hören und auch zu sehen, noch
sich besonders Frau Matz manchen guten einfachen vielfach fehlt (z. B. an ausgedehnteren Vorträgen
Gedanken. u. dgl.), so tappt der Lübecker im Dunkel weiter
Unter den übrigen ausgestellten Sachen kunste. und es wird nie in diesen Dingen besser.
gewerblicher Handfertigkeit ist nur wenig, was vor- Diese Gedanken hatte ich vor einem Jahr bei
bildlich wäre und daher in eine Kunstgewerbe- Gelegenheit der Jürgens- Ausstellung, ich hatte sie
Ausstellung gehörte. Dagegen finden sich aber genug noch ein paar Mal seitdem bei anderen Gelegen-
Entgleisungen, zu denen unbedingt Sachen wie das heiten, und ich hatte sie wieder, als ich in der Kunst
Bücherbord von E. Westphal gerechnet werden gewerbe-Ausstellung in die Kabinette geriet, die die
müsssen. Erzeugnisse der Herren H. Wegner und L. Christensen
Sonst sind in der Ausstellung von guten Sachen bergen. Mit Kunst haben diese Sachen nichts zu tun.
noch manches unter den Entwürfen von Scheither & Sie gehören nicht in eine „Kunst“gewerbe-Ausstellung.
Dose, weiter die Verglasungen von Berkentien u nan Und die Ausstellungsleitung hätte den Herren und
hübsche Stücke unter den Zinngießereisachen von der Ausstellung selbst einen wirklichen Dienst er-
Bosse zu nennen. Ebenso finde ich die schmiedee. wiesen, wenn sie diese Sachen zurückgewiesen hätte.
eiserne Lichterkrone nach Entwurf von Kurth recht Wenn vom Staate zu den Kosten der Ausstellung
gut in der Gesamtwirkung (vielleicht ein wenig zu eine Summe von / 1000 bereitgestellt worden ist
viele und zu dünne Kettchen für die derben Eisen.. hätte der Staat auch das Recht, zuzusehen, wofür
reifen ?). es geschieht. Es wäre Sache der Oberschulbehörde,
Auch unter den graphischen Entwürfen gefallen der die Katharinenkirche ja wohl untersteht, zu allen
neben den Sachen von Ilse Frank wieder recht die. in dieser Kirche veranstalteten Ausstellungen einen
von Zimmermann. Der kleine Kartoneinband zu kunstverständigen Beirat zu beordern, auf daß auch
Mörike ist reizend. in der Öffentlichkeit die Ziele gewahrt werden, die
An den Goldschmiedearbeiten der Frauenwerk. eine ganze Reihe ihrer Beamten bei der jungen
stätte konnte ich auch nicht vorbeigehen, ohne manches Generation zu erreichen bestrebt ist, und dafür z!
recht gut zu finden. sorgen, daß in ihren Räumen nur Gutes geboten wird.
Endlich soll die tüchtige Leistung des Herrn Köhne, Eine Nachricht, die die Tägliche Rundschau al!
die Brunnenfigur, nicht vergessen werden. 1. September brachte, kommt mir, während ich dies
Und da bin ich zu Ende. Daß sich nicht mehr sschreibe, sehr gelegen. Der Verband deutscher Kunst
Gutes findet, dafür kann die Ausstellungsleitung wohl gewerbevereine, so entnehme ich dem Bericht, hat sich
kaum. Aber für andere Dinge muß sie verantwortlich in seiner legten Tagung einstimmig dafür aus-
gemacht werden. Es muß ernstlich einmal protestiert gesprochen, daß auf kunstgewerblichen und ähnlichen
werden, daß dem Lübecker Publikum, das in diese Fachausstellungen künftig von Preisverteilungen ab-
Ausstellungen geht, um gute Sachen, um Vorbilder gesehen werden könne. Im .
zu sehen, fortgeseßt in der Katharinenkirche ganze Handwerk, Industrie und Künstlerschaft sei das deutscht
Serien, ja ganze Ausstellungen von Bildern und Kunstgewerbe so erstarkt, daß die Ausstellungen ich