Full text: Lübeckische Blätter. 1907 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1907 (49)

242 diesem Ort einen würdigen Rahmen verleiht, welche Anlagen die erforderlichen bedeutenden Mittel auf- ihn vom Getriebe der Welt abschließt, und ihn mit zuwenden. Es ist deshalb auch bezeichnend, daß die Zeichen der Erinnerung schmückt, durch welche in den Stadt München, nachdem sie drei große Friedhöfe verschiedensten Beziehungen das Verhältnis der Leben- in architektonischer Anlage hergestellt hat, die ihres den zu den dort bestatteten Gestorbenen zum Aus- Gleichen in Deutschland suchen, nun doch bei der druck kommt. vierten Anlage sich entschlossen hat, diese Art der Wenn es aber etwas gewesen ist, was gerade die Ausführung zu verlassen und einen Waldfriedhof zu Friedhöfe der großen Städte zu den unerquicklichsten schaffen. Aufenthaltsorten gemacht hat, so war es das Ver- Und damit kommen wir zur zweiten Art der kennen dieser ersten Bedingungen, ohne deren Er- Friedhöfe, der landschaftlichen, welche in letter Zeit füllung auch die schönsten Denkmäler zu keiner Wir- immer mehr Anerkennung findet und der, das kann kung kommen, von denen man immer nur den Eindruck man wohl sagen, die Zukunft gehört. des unendlichen, weiten Gräberfeldes zurückbringt, der Wir alle kennen den Zauber eines alten Fried- nichts Beruhigendes, sondern im Gegenteil etwas im hofs. Auch die regelmäßigste Anlage bekommt im höchsten Maße Bedrückendes hat. Es kommt hinzu, daß Laufe der Zeit, wenn man der Natur freien Spiel- auch im einzelnen hier ein bedeutendes Zurückgehen raum läßt, durch die verschiedenartige Entwicklung des künsstlerischen Verständnisses zu verzeichnen war; der Bepflanzung etwas Malerissches. Um die ver- die Anfertigung von Grabsteinen nach der Schablone, lassenen Gräber weht ein romantischer Duft, die die Ausführung in einer durchaus unkünstlerischen ganze Stätte hat einen eigenartigen Charakter, der Technik des geschliffenen Steins, die nur vom Stand- noch besondere Bedeutung bekommt, wenn sich an sie punkt der Sauberkeit und Regelmäßigkeit ihre Er- die Erinnerung an berühmte Tote oder an sonstige klärung finden kann, hat uns auf einen Tief. hjistorische Vorgänge knüpft. Das ist der Ausgangs- stand der künstlerischen Kultur gebracht, daß doch die punkt für die Anlage des landschaftlichen Friedhofs, energische Reaktion, die auch auf diesem Gebiete mit wenn auch das Romantische dabei ausgeschaltet wer- den neueren Kunstbestrebungen einsette, ihre volle den und nur das schlicht Künstlerische walten muß. Berechtigung zu haben scheint. Was hier in zufälligem Entstehen die Natur geschaffen, Die Bestrebungen, Wandel zu schaffen, gehen das wollen wir bewußt nachahmen und dabei all die nach zwei Richtungen. Einmal versuchte man die Unerquicklichkeiten vermeiden, auf die ich bei der Er- Architektur mit ihren reichen Mitteln zu Rate zu wähnung der ersten modernen Friedhöfe hinwies. ziehen und durch größere und kleinere Bauwerke, Hauptbedingung ist deshalb von vornherein, daß Hallen und Terrassenanlagen eine Teilung und Um- durch die Bepflanzung eine Teilung der großen Gräber- rahmung der weiten Gräberfelder vorzunehmen, durch felder vorgenommen wird, so daß man immer nur welche durchaus bedeutende Wirkungen zu erzielen einen kleinen Bezirk übersehen kann, und daß weiter sind. Man ging dabei meist von der alten regel- durch die Art der gärtnerischen Anlage dem einzelnen mäßigen Anlage des Friedhofs in schachbrettartiger Grabdenkmal ein Platz geschaffen wird, wo es un- Teilung der Gräberfelder aus und suchte in großen gestört durch fremde Beeinflussung voll zur Wirkung hallen- und kreuzgangähnlichen Bauten die Ruhe unuan kommen kann. Abgeschlossenheit zu schaffen, die man für den Ort Diese Grundsätze, welche Sie in den Maßregeln des Todes für erforderlich hielt. Namentlich Italien für die Ausgestaltung der landschaftlichen Friedhöfe und bei uns im Norden die Stadt München haben nach den verschiedensten Richtungen verfolgen können, diesen Weg verfolgt. Eine Reihe von Bildern wird ind nichts anderes als das, was wir in unserer Kunst Ihnen zeigen, in welch stimmungsvoller Weise man in neuerer Zeit immer wieder anstreben, leider nicht dort der Aufgabe gerecht geworden ist, aber bei aller stets mit vollem Erfolge. Wenn wir sagen, das und Anerkennung für die Leistungen im einzelnen bleibt das Gebäude muß sich dem Straßenbilde einfügen doch ein Wunsch unerfüllt. Es entspricht der Natur und darf nicht in roher aufdringlicher Weise in seinen der Verhältnisse, daß die Architektur auf den großen Formen und Verhältnissen herausschreien, oder wenn Friedhöfen nur an einzelnen Punkten zu einer be. wir in unseren Wohnräumen oder den Mugeumssälen deutenden Wirkung zusammengefaßt werden kann, daß nicht mehr Bild auf Bild häufen, sondern nur so viel man bei den gewaltigen Abmessungen der Gräber, unterbringen, als das Auge ohne Störung genießen felder nicht an allen Stellen kortissimo spielen darf. kann, wozu dann noch die passende Umgebung zur Geschieht aber nun in den großen übrigen Gebieten Hebung der Wirkung beitragen muß, so ist das nichts, so bleibt der alte unerfreuliche Eindruck, ganz nichts anderes, als was wir für die Friedhöfe abgesehen davon, daß die meisten Städte wohl kaum fordern. Wenn wir aber statt dessen, wie wir es auf in der Lage sein werden, für größere architektonische einer Reihe auch der neuesten Friedhöfe sehen können,
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