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versprechen. Aber im Hinblick auf den Deutschland Herr Kapellmeister Abendroth durfte am Schlusse
bevorstehenden großen Wettkampf mit den beiden der Aufführung alle die Ehren entgegennehmen, die
angelsächsischen Völkern werden wir unsere Schulen so die begeisterte Zuhörerschaft unserm hochbegabten
einrichten müssen, daß mehr als bisher pratktische Dirigenten bereitete. Daß unter den Lorbeerkränzen
Menschen aus ihnen hervorgehen. 824. .; ein solcher des Orchesters nicht fehlte, hat uns außer-
Theater und Mulik. s!teunn jura. ! der Tag noch
Mit Beethovens neunter Sinfonie schloß die eine Erinverung besonderer Art. Am 22. April 1905
Wintersaison ab. Die Agitation für die Sinfonie trat er zum ersten Male vor unser Publikum, um
aller Sinfonien begann in Deutschland erst mit jenen. im letzten Probekonzert um die Stimmung des Vor-
Aufführung, die Richard Wagner im Jahre 1846 standes des Vereins der Musikfreunde mit seinen Mit-
ungeachtet allec ihm entgegentretenden Schwierigkeiten bewerbern zu ringen. Wir haben gerade jet wieder
durchsetzte. Nicht die um Schumann und Mendelssohn durchgelesen, was wir damals noch am selben Abend
~ ihm machte die neunte Sinfonie ,kein Plaisien. unter dem spontanen Eindruck des Konzertes schrieben,
~– herum waren es, die die Bekanntschaft mit und es erfüllt uns mit Genugtuung, daß wir kein
Beethovens gewaltigstem sinfonischen Werke förderten, Wort des Referates als ein Zuviel des Lobes zu
sondern das Verdienst darf die neudeutsche Schule fir streichen brauchen. Herr Abendroth ist uns Lübeckern
sich beanspruchen. Ihrem Wirken, vor allem dem in den zwei Jahren seiner Tätigkeit zu viel geworden,
Franz Liszts, war es zuzuschreiben, daß die Neunte als daß wir nicht am Schlusse der an künstlerischen
vom Publikum endlich verlangt wurde, weil man an.. Leistungen reichen Wintermonate ihm für das volle
fing, den lezten Beethoven in seiner. ganzen Größe zu Maß des Schönen noch einmal herzlich danken sollten,
verstehen. Von Wagner besitzen wir jene wundervole Und wir meinen, daß nach dem herrlichen Abschluß
Analyse der neunten Sinfonie, die noch heute duch durch die neunte Sinfonie der Anlaß dazu doppelt
eine bessere uicht übertroffen ist und die um deswillen gegeben ist. IJ. Hennings.
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Weise rechtfertigt. Wir stehen heute der letten (Aus den Protokollen der Kämmerei.)
Sinfonie Beethovens nicht mehr fremd . gegenüber. Von Dr. Hartwig.
War sie lange Zeit fast nur auf den großen j 57.
Musikfesten heimischl, wird sie jetzt von leistungs- Dex. arme Schullehrer.
fähigen Orchesterkörpern und kunstgeübten Dilettanten 1789 8. Januar: Sind dem Schulmeister Lorenzen
auch im Rahmen der gewohnten Konzerte aufgeführte, zu Cronsforde zu Anschaffung des erbetenen Gesang
und so haben wir in Lübeck sie innerhalb zwei Jahre HVBuchs und Catechismi aus dem Armenschranken 3 &
zweimal gehört. Müßige Arbeit schiene es uns, die geschenket ~ Am 2. April bittet er „den Bauern zu
Aufführung vom April 1905 mit der am Montag iniungiren, daß sie so oft sie backen ihm ein Brod geben.“
in Parallele zu stellen, denn sicher hatte jede ihre be- 58.
sonderen Vorzüge. Für uns lag der Schwerpunkt der Neujahrsschießen.
Abendrothschen Auffassung der Sinfonie in dem Adagio, 1789 15. Januar: Den Wolhlverordneten Herrn
das er mit männlicher Energie ohne alle Gefühls- Kriegs Commißarien wird von Cämmerey wegen an-
duselei1, die Beethoven nun einmal nicht verträgt, heim gestellet: Ob das noch bis diese Stunde übliche
wiedergab und in dem Finale, in dem unser trefflicher HNeujahrsschiesgen in der Schanze zu Travemünde,
Dirigent den ad hoc zusammengestellten Chor zu dauch um der Erssparung des Pulvers willen, nicht für
Leistungen begeisterte, die hinreißend wirkten Wir die Zukunft abzuschaffen? zumal solches nicht allein
wollen keiner Stimme das Verdienst am Gelingen hier in Lübeck nicht mehr gebräuchlich, ja sogar ver-
schmälern, aber am Sopran möchten wir nicht ohne en boten ist; sondern auch in Ansehung des Schloßes zu
Wort besonderen Lobes vorübergehen. Recht glücklich Bergedorff in jüngster Visitation abgeschaft worden.
war die Frage der Solisten gelöst, deren Stimmklang _ ..
sich namentlich im lezten Solo zu einem einheitlichen Gemeinnühige Rundschau.
Ganzen verschmolz;, Uuf voller Höhe stand unser Naturdenkmalpflege. Die preußische Staats-
Orchester, das mit einer Hingabe den Intentionn forstverwaltung bringt schon lange der Pflege und Er-
seines Leiters folgte, die nicht freudig genug anerkannt haltung landschaftlicher Schönheiten und wissenschaft-
werden kann. Einen nicht minder erfreulichen Ein. licher Seltenheiten Verständnis und Wohlwollen ent-
druck machte die zu Anfang des Konzertes gespielle gegen. Jetzt ist an die königlichen Regierungen eine
' Vs-dur-Sinfonie Mozarts troy kleiner, rasch vorüber. die Naturdenkmalpflege regelnde allgemeine Verfügung
. gehender Unstimmigkeiten im letzten Allegro. erlassen, die bei allen Natur- und Heimatfreunden sowie