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wiesen, deren Stand ~ weiß Gott! ~+ wohl schwereer werden, Dr. Carl Hagemann zu Rate zu ziehen,
war als jett der unsere! Eben, so weit müssen wir und sein Buch über die Regie muß jeder lesen,
jeßt sein: der Staat selbst soll sich dieses idealo welcher sich mit unserer Sache zu beschäftigen hat.
Kampfes annehmen; unser republikanisher Staat Ö Für eine nähere Besprechung des anzuschaffenden
muß den Theaterbetrieb in die Hand nehmen. Fundus ist in diesem Artikel nicht Raum und sie
Eigentlich nur zweimal in der deutschen Theater-. ist jetzt nicht das Wichtigste. Nur sei in diesem Zu-
geschichte hat es eine Schauspielkunst gegeben, an sammenhang der Wunsch ausgesprochen, daß bei der
welcher ein dramatisches JInteresse des Volkes Beschaffung der Dekorationen und Kostüme – auch
wirklich lebhaft teilnahm: einmal zur Zeit der die der Damen müssen dem Theater gehören + ein
Mysterien für einen großen Kreis – damals lag gewisses System befolgt werde.
die ganze Bildung in der Hand der Kirche, und die Die Dekoration ist jetzt so wichtig geworden;
wußte, daß sie durchs Theater dieselbe dem Volke man verlangt jett mit Recht, daß die Umwelt-Regie
am besten mitteilen konnte (soweit es ihr lieb war); den vom Dichter angeschlagenen Ton eben so fein
dann die Bürgerschauspiele zur Zeit des Hans erfassen und ausdrücken soll wie die Text-Regie.
Sachs für kleinere Kreise ~ das Volk erwachte zu Das rein Historische ist lange nicht so wichtig auf
selbständiger Einsicht. Es ist schlimm genug, daß der Bühne als das Hervorrufen der richtigen
die volkstümlichste Kunst nur so selten dem Volke recht „Stimmung“. Hagemann spricht einmal von einem
nahe gestanden hat (interessant und erklärlich ist. für moderne Dramen geforderten Rembrandt. Stil.
dieser scheinbare Widerspruch); um so mehr haben Freilich, darauf wird bei unseren Durchschnittsbühnen
wir Ursache, ihr den Kampf zu erleichtern. Und so so gut wie gar kein Gewicht gelegt: der Regisseur
sollte man hier nun streng genug sein und den muß in erster Linie Maler sein. Der dramatische
einzigen Weg einschlagen, unser Publikum aus Dichter stellt sich seine Szenen sehr wohl als Bilder
seiner Laxheit zu erwecken. So lange wir jettt noch vor, vergleiche viele Fragmente Goethes. Der
eine eigene Oper haben, wird es sich stets hinter Regisseur soll an den Werken der bildenden Kunst
dieselbe flüchten, um der Unbequemlichkeit zu ene. Kcomposition und Bildwirkung studieren. Er soll
gehen, aufgerüttelt und gebildet zu werden. möglichst selbständig schaffen können, und darum
Glüctlicherweise wird unser Theater nicht so sollten seine Dekorationen möglichst indifferent Fein.
riesig groß, daß wir auf jede Gemütlichkeit (der be- Er sollte möglichst viel mit einfachen Stoffen
sondere Reiz unseres alten Stadttheaters) verzichten arbeiten und mit Hülfe seiner Lichteffekte, bei Auswahl
müßten. So können auch vielleicht manche Stücke seiner Kostime den Reiz der Farbe wirken lassen.
öfter gegeben werden, als wenn gleich alles bei dre Der Regisseur sollte in den Stand gesezt werden,
ersten Aufführung zusammenliefe. Das ist sehr den Zauber der einfachen Pracht des Gemäldes auf
wichtig und angenehm für eine sorgfältige Vor- der Bühne einzubürgern. Das wäre nicht das ge-
bereitung – also ein Segen für Zuschauer und r ringste erzieherische Moment in unserer Schauspiel.
Schauspieler. Ich bin nicht der Meinung, daß man kunst. Und gerade unser Publikum könnte durch
viel Geld für die Heranziehung nur erster Kräfte ver- solche Bestrebungen veranlaßt werden, seine Augen
wenden sollte. Im Gegenteil. Man könnte doch nur öfter zu gebrauchen als bisher, das schöne Bild
höchstens einige Größen gewinnen ~ auf Kosten eines seiner Stadt mit etwas mehr Pietät zu betrachten,
leidlichen Zusammenspiels. Auch das Interesse des als es gewohnt ist. So könnten die Lübecker auf
Publikums würde mehr auf das Persönliche als auf eine Schule vorbereitet werden, welche sie in ihrer
das eigentliche Spiel gerichtet sein. Leidlich gute späteren Kunsthalle erhalten und — vielleicht
Anfänger können sicher Glänzendes leisten – wenn besuchen werden. Es würde auf eine vornehme Art
sie gut geführt werden. Gute Dramaturgen und die Lust zu Schauen angeregt, auch dadurch ein neues
gute Regisseure, darauf kommt alles an (wieder Interesse am Schauspiel erweckt werden.
anders und billiger als bei der Oper). Hier muß Nun soll man aber nicht sagen, aus pekuniären
mit aller Sorgfalt und ohne Knausern gewählt KRiürcksichten ließe sich der Plan eines Schauspiel-
werden. – Es müssen aber auch alle technischen hauses nicht verwirklichen. Dieser Einwand verdiente
Fragen berücksichtigt werden (z. E. Beleuchtungs- Beachtung, wenn es sich um eine Veränderung
fragen, so, ob die Rampenbeleuchtung beibehalten in unserem alten Theaterbetriebe handelte. Nun
werden soll usw.). Da können sich manche kost- aber, wo uns eine neue Bühne ersteht, wo die
spielige Schwierigkeiten ergeben, welche unübersteiglich ganzen Verhältnisse sich ändern, wo das Jnteresse
wären, sollten wir auch eine Oper unterhalten. Und ein ungemein reges ist, darf man mit diesen Reform-
technisch muß unser Theater ganz auf der Höhe ideen kommen; schon weil das Publikum recht neu-
stehen) In dieser Hinsicht sollte nicht versäumt gierig ist.. Und wenn die Reform durchgesseht