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rinkri Theater und Musik. Gemeinnühige Rundschan. .
der Lehrer-Gesangverein hatte, wie schon seit Die Gemeinnützige Rundschau hat es sich zur
einer Reihe von Jahren, Herrn Willy Burmester zur Aufgabe gesetzt, auf gemeirnüzige Eimichtungen hinzu-
solistischen Mitwirkung herangezogen. Unter unsern weisen, die an anderen Orten mit Erfolg durchge-
großen Geigern nimmt der Künstler durch die Uni- führt sind, uns aber entweder noch ganz fehlen oder
versalität seines Könnens wohl den ersten Play ein. doch wenigstens bei uns des weiteren Auebaues be-
Mendelssohns e.moll-Konzert spielte er mit einer Groß- dürfen. Eine eminent gemeinnützige Einrichtung, die
zügigkeit der Auffassung, die das den Saal des uns noch ganz fehlt, deren Einsührung aber nach unseren
Kolosseums bis auf den letzten Platz füllende Publi- Erfahrungen einem dringenden Bedürfnis entsprechen
kum zu hier selten gebörten Beifallsstürmen hinriß, würde, ist der städtische Wohnungsnachweis. Ein
Wieniawskis Faustphantasie mit nicht zu übertreffender Vorbild für eine solche Einrichtung finden wir in
technischer Bravour. Sein Größ es vielleicht gab der dem Wohnungsnachweis der Stadt Cöln, der in
eminente Künstler in den kleinen Kompositionen von erster Linie für Arbeiter und Unterbeamte wirken
Phil. Em. Bach, J. S. Bach, Mozart, Beethoven und will und gute Erfolge zu verzeichnen hat. Es wurden
Dittersdorf. Burmester hat sich ein nicht hoch genug dem Bureau im letzten Geschäftsjahr (1. Juli 1905
zu schäßgendes Verdienst erworben durch die Heraus- bis dahin 1906) 5576 Nachfragen nach Wohnungen über-
gabe dieser jetzt einige zwanzia Nummern umfassenden mittelt, während nur ein Angebot von 3909 Wohnungen
Sammlung meist vergessener Kleinschöpfungen unserer vorhanden war. Vermittelt wurden 2138 Wohnungen,
großen Meister. Die Brarbeitungen sollten sich musi- in 1182 Fällen wurde die Vermittlung unnötig,
kalische Geiger nicht entgehen lassen, auch wenn sie weil Abmeldung stattisand oder weil inzwischen ander-
sie nicht mit all der bestuickenden Liebenswürdigkeit zu weitige Erledigung eintrat. 589 Fälle wurden ins
spielen vermögen wie ein Burmester. Herr Willy lausende Geschäftsjahr herübergenommen. Das Cölner
Klasen, ein Schüler Sauers in Wien, ist ein famoser Nachweisbureau vermittelt auch für ledige Personen die
Begleiter. Seinen großen Lehrer verleugnete er auch Ermietung möblierter Hummer oder kleiner möblierter
nicht in dem Vortrag der zweiunddreißig Beethovenschen Wohnungen. Für diesen Betriebezweig brachte das
c-moll. Variationen. Der Lehrer-Gesangverein sang legte Geschäftsjahr 5707 Nachfragen, 4157 Angebote
ausschließlich Chöre aus dem Volksliederbuch, das und 2212 Vermittlungen; 636 Nachfragen wurden
bekanntlich der Jnitiative des Kaisers seine Entstehurg ins neue Geschäftsjahr mit hinübergenommen. Von den
verdankt. Die Kritik wird nicht in allen Punkten Wohnungsuchenden waren 442 Fabrikarbeiter und
mit der Tendenz der Sammlung sich einverstanden er- Tagelöhner, 143 Fuhrleute und Kutscher, 246 Packer,
klären können und ebensowenig mit den Bearbeitungen Hausknechte usw., 659 kleine Angestellte, 350 Kelner,
mancher Lieder, aber dadurch wird das Verdienstvolle Musiker, Händler, 2148 Handwerker, 741 kausmännische
des Volks-Liederbuches, so sollte man es richtiger und technische Beamte, 147 männliche Personen ohne
nennen, nicht geschmälert. Gewerbe, 418 Büglerinnen, Näherinnen usw., 386
Das Stadttheater erfreute durch die Aufnahme weibliche Personen ohne Gewerbe, meist Witwen.
von Flotows „Martha“ in den Spielplan. Die ab- Die Mietpreise für die unmöblierten Wohnungen stellten
gerundete Vorstellung, um die sich Frl. Strauß als sich durchschnittlich auf monatlich fL 9,60 für einen
Lady Harriet, Frl. Gau als Nancy, Herr Liman als Raum, A 17,50 für zwei Räume, AM 26,60 für
Lord Tristan und Herr Fischötter als Piumket ver- drei Räume, FM 38,30 für vier Räume. Die Stadt-
dient machten, durfte man den besten der nun bald verwaltung Töln gewährte dem Wohnungsnachweis,
abgelaufenen Saison zuzählen. Herr Mark sollte seinem wie bisher, einen Verwaltungsbeitrag, und zwar in
Lyonel eine nicht zu knappe Dosis Humor mitgeben, Höhe von f 3000.
wenn er Wirkungen erzielen will. So mußte er aus -
dem Rahmen allzusehr herausfallen. Der Errichtung von Waldschulen hat, wie
Ungetenlte Ausmerksamkeit bei dem zahlreich er- wir erfahren, der Berliner Magistrat zugestimmt und
schienenen Publikum fand das Pianolakonzert der beschlossen, in dem Haushalt für 1907 A 300 000
Firma F. W. Kaibel. Den leicht erklärlichen Irrtum, für diesen Zweck einzustellen. . Eine Vorlage an die
daß es sich bei dem Pianola um eins jener das Ge- Stadtverordneten - Versanmlung kann erst gemacht
fühl so stark verleßenden rein mechanischen Klavier- werden, wenn die zur Vorberatung eingesetzte Magistrats-
spielinstrumente handelt, zu berichtigen, war einem so kommission ihre Verhandlungen abgeschlossen hat.
virtuosen Spieler wie Herrn Preysch nicht schwer. Vorläufig sind Einrichtungen für eine Gesamtzahl von
J. Hennings. 200 Schulkindern in Aussicht genommen.