. ] Berhandl. d. Bürgerschaft am 9. Dezember 1907.
daß die meisten Privatstunden erteilen können nur Beamten dieser Klasse steigen. Ich finde also wirk-
zum Schaden ihrer Gesundheit und damit indirekt liche Bedenken gegen diesen Antrag gar nicht. Dann
zum Schaden des Staates. Die Sache liegt nun hat der Herr Senatskommissar sich bezüglich des
so, daß der Senatsantrag eine Erhöhung des End- ersten Teiles des „jetzigen“ Antrages Dr. Meyer
gehaltes für Volksschullehrerinnen und Lehrerinnen dahin erklärt, daß er auch wünsche, die Bürgerschaft
an höheren und Mittelschulen um je M 200 be- möge die Vorlage annehmen. Er hat sich aber
antragt. Es ist das nicht viel, aber ich will mich nicht erklärt dazu, ob der Senat vielleicht gewillt
damit im Augenblick zufrieden erklären. Aber es sei, in eine Revision des Beamtenbesoldungsetats
erfolgt eine Erhöhung in den ersten sechs Jahren einzutreten. Herr Lippert hat auf verschiedene Un-
überhaupt nicht. Jn diesen ersten sechs Jahren stimmigkeiten in der Vorlage hingewiesen, er hat
werden nach der Senatsvorlage sämtliche Lehrerinnen auch von Ungerechtigkeiten gesprochen, und Herr
genau so gestellt bleiben wie sie es jezt sind, und Kahns hat dasselbe gesagt. Die Unstimmigkeiten
erst im siebenten, achten und neunten Jahre erfolgt gehen in der Senatsvorlage so weit, daß sie nahe
eine kleine Aufbesserung von „ 40 im Jahre. an Ungerechtigkeit grenzen. Ich will nur auf folgendes
Nun sage ich mir, auf welcher Gehaltsstufe leiden aufmerksam machen.
die Lehrerinnen am meisten unter der augenblicklichen Die ganze Vorlage ist doch zweifellos hervor-
Teuerung der Lebensverhältnisse? Ich glaube ganz gegangen aus dem Notstande, der unter den Be-
bestimmt, auf den unteren Gehaltsstufen, und des- amten herrscht. Jetzt wird einfach in der neuen
wegen habe ich den Antrag gesstellt, gerade das Vorlage gesagt, die Beamten der Klassen ] bis IX
Anfangsgehalt um ./ 100 zu erhöhen. Es soll bekommen eine Zulage, die übrigen nicht. Wenn
dann nicht noch eine Erhöhung des Endgehaltes Si- sich nun den alten Etat ansehen, finden Sie,
eintreten, sondern die Zulagen allmählich etwas daß z. B. die neunte Klasse im Endgehalt bis zu
verringert werden, bis schließlich dasselbe Endgehal. A 3200 kommt. Die zehnte Klasse fängt mit
erreicht wird, das in der Senatsvorlage vorgesehen A 2400 an, hat also M 800 weniger im An-
iste. Es wird natürlich an keinem Punkte dieser fang als Klasse IX im Endgehalt. Nun bekommen
neuen Skala eine Verschlechterung eintreten, sondern alle Beamten in der neunten Klasse im Endgehalt
immer eine Verbesserung gegenüber der Senatsvorlage, eine Zulage, die in der zehnten Klasse, die M 800
die nur anfangs größer ist und immer geringer wird, weniger bekommen, erhalten gar nichts. Sie finden
bis die Lehrerinnen das vom Senat vorgeschlagene das auch schon in der achten Klasse. Die Beamten
Endgehalt erreichen. Damit helfen wir einer Not- dieser Klasse haben . 3000 im Höchstgehalt, die
lage ab, urd deshalb bitte ich Sie, meinem Antrage der zehnten Klasse & 2400 im Anfangsgehalt.
Folge zu leisten und das Gehalt im Anfang um Der Unterschied beträgt also . 600. Die Be-
M 100 zu erhöhen. Das ist gering, aber es be. amten der achten Klasse bekommen etwas, die der
deutet immerhin eine Verbesserung, von der ich zehnten Klasse gar nichts. Das geht hinunter bis
glaube, daß sie gerade auf dieser Stufe not- zur fünften Klasse, die im Endgehalt noch M 100
wendig ist. mehr haben wie Klasse X im Anfangsgehalt. Die
Ein Antrag von Hahn auf Schluß der Debatte !! git gteouut" tos duet Cite,
wird abgelehnt. und wenn es richtig ist, daß der Etat „dauernd“
Schneid er: Vom Senatstisch aus ist ene sein soll, ist es unmöglich, daß die fortbestehen
schieden der Annahme des ersten Antrages von Herrn können. Die Teuerungsverhältnisse machen nicht
Dr. Meyer, dem jetzigen Antrage Wissell, wider-. etwa vor der zehnten Klasse halt, sondern diese und
sprochen und zwar ist namentlich hingewiesen auf bie folgenden Klassen werden eben so gut betroffen
die neu anzustellenden Beamten. Ich kann diese wie die anderen. Es sind noch viel mehr Unstimmig-
Bedenken nicht teilen. Wenn neue Beamte angestellt keiten in der Vorlage. Sie finden z. B. in der
werden, weiß man ganz genau, in welche Klasse sie Begründung, daß bezüglich der Lehrerinnen gesagt
hineingehören, und sie werden mit dem ihnen zu- wird, daß sie von der Teuerung nicht so sehr be-
stehenden Gehalt der betreffenden Klasse angestell. troffen werden wie die übrigen Beamten. Trotzdem
Sind sie dann angestellt, stehen sie auf demselben wird den Lehrerinnen in der Senatsvorlage eine
Standpunkt wie alle Beamten, die in der Klasse Hulage von „ 400 im Endgebalt zugedacht. Und
bereits sind. Das Gehalt herabzusetzen ist ja un- warum das ? Weil die Gehälter der Lehrerinnen
möglich, folglich können sie nur mit dem Gehalt der niedriger seien als die in andern Städten und
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