Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

1 66 Verkehr ansehen, der sich nach Travemünde hinge- zogen hat, so ist er doch nicht so unerheblich wie Herr Schwart meinte. Es handelt sich nicht darum, daß nur an einzelnen Festtagen dort große Volks. massen zusammenkommen. Aber gerade diese Sachen bringen eine große Anzahl von vermögenden Fremden nach hier, die viel Geld ausgeben. Sie können das nicht nach einzelnen Zahlen bringen, wie viel der Verdienst ausmacht von denjenigen Leuten, die hierher kommen, um den Segelregatten und dem Wettrennen beizuwohnen, aber ich meine doch, es ist bedeutend, und auch in dem Punkte sollte man nicht zu pessi- mistisch sein. Auf die weiteren Einzelheiten will ich in diesem Augenblick nicht eingehen. Ich möchte nur erwähnen, daß es doch zu viel gesagt ist, wenn Sie davon sprechen, daß wir die Vergnügungssteuer dem Wirte- stand aufhalsen wollten. Die Vergnügungssteuer tragen die Wirte nicht und dieselbe ist noch recht entwickelungsfsähig, und wenn wir Geld brauchen, wird man darauf zurückkommen können. Wir haben uns sehr viel damit beschäftigt, ob nicht auch hier eine Mehrbesteuerung zu erzielen wäre, z. B. durch eine Billettsteuer. Wir sind aber davon zurückgekommen, weil wir den Weg noch nicht für gangbar befanden. Aber wenn Sie annehmen, daß die Lustbarkeitssteuer AM 50 000 erbringt, sind das nur ungefähr 50 „ pro Kopf der Bevölkerung. Die kann jeder tragen, und er kann wohl dem Staat für sein Vergnügen 50 ,s abgeben. (Heiterkeit.) A. Pa p e. Die Ausführungen des Herrn Abge- ordneten Th. Schwartz mahnen uns zu größter Sparsam- keit, und ich möchte nur wünschen, daß wir in Zukunft nicht immer mit leeren Phrasen dabei bleiben zu sagen, wir wollen sparen, sondern daß man auch in Wirklichkeit zu sparen trachtet. Die Mehrausgaben, die erwachsen sind, sind im Interesse der Allgemein- heit erwachsen, und ich halte es darum für richtiger, durch die Steuervorschläge auch die Allgemeinheit zu treffen und nicht einzelne Stände zu belasten. Wenn aber das richtig ist, was Herr Klein ausgeführt hat, daß man das Schulgeld an der Ernestinenschule er- höhen will, um gewisse Schichten der Bevölkerung fernzuhalten (lebhafter Widerspruch), möchte ich dringend bitten, um des sozialen Friedens willen die Vorlage unter allen Umständen abzulehnen. Aber auch sonst sprechen die Gründe dafür, daß unter allen Umständen die Ablehnung dieser Vorlage er- folgen muß. Nun sind wir wiederholt an die Er- höhung des Schulgeldes herangegangen, auch in andern Schulen, und ich würde es nun auch für wünschenswert halten, wenn mit den Leistungen, die uns als Steuerzahlern immer . mehr aufgebürdet werden, auch die Leistungen der Schule gleichen Schritt hielten. Darüber habe ich bitter Klage zu führen. Ich habe mich lange besonnen, ob ich hier in der Bürgerschaft überhaupt etwas davon sagen sollte, aber ich darf im Interesse der Offentlichkeit nicht länger mehr damit zurückhalten. Es herrschen am Johanneum Zustände, die jeder Beschreibung spotten. Ich bin verpflichtet, dafür einzelne Bei- spiele anzuführen. Ich beginne damit, daß die Lehrer einen Bei- namen haben. Mein Junge hatte vor zwei Jahren auf der Straße eines schönen Freitags Abends gesagt, das ist der und der. Am nächsten Donnerstag — acht Tage hatte man dazu gebraucht, ich weiß nicht, ob inzwischen auch eine Lehrerkonferenz stattgefunden hat -- kamen drei Lehrer, brachten meinen Jungen in eine Klasse und hier wurde er gehörig verhauen. Der eine Lehrer – (Glocke des Wortführers.) Wortführer Dr. Görtz: Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich Sie nicht daran hindern will, Mißstände hier zur Sprache zu bringen. Auf der anderen Seite erwarte ich aber von jedem Redner, daß er jedes Verleßende meidet und möglichst vor- sichtig ist, namentlich wenn er Personen angreifen will, die als Staatsbeamte fungieren und nicht in der Lage sind, sich hier verteidigen zu können. Ich muß bitten, daß wenn Sie Lehrer irgendeiner Schule in ihrem amtlichen Wirkungskreise kritisieren wollen, Sie sich bemühen, sachlich zu sein und solche Aus- drücke wie „verhauen“ unterlassen. Y A. Pape (fortfahrend): Wir sind in diesem Falle in der glücklichen Lage, daß der Leiter dieser Schule auch gleichzeitig Mitglied der Bürgerschaft ist. Ich habe ihm extra davon Mitteilung gemacht, daß ich hoffte, heute Gelegenheit zu haben, die Mir stände seiner Schule zur Sprache bringen zu können, und ich hoffe, er wird Gelegenheit nehmen, die Sachen zu widerlegen, wenn es ihm irgendwie möglich ist. Der Direktor der Schule ist an der Sache selbst be- teiligt, und er wird sagen können, wie weit das, was ich vorbringe, wahr ist oder nicht. Es handelt sich also um drei Lehrer. Ich muß sagen, es sind leider immer Akademiker, die sich derart betragen, niemals einer von den Elementarlehrern. Es ind, wie gesagt, immer Akademiker, die besonders wenig pädagogische Kunst gezeigt haben. Mein Junge wurde von zwei Lehrern verhauen, ich bitte um Ent- schuldigung, geschlagen, und er hat Ohrfeigen links und rechts bekommen. Der dritte Lehrer stand an der Tür, um aufzupassen, daß er nicht weglaufen würde. Dann sind die Herren, als mein Junge it zur Wehr setzte und dabei wahrscheinlich, er weiß t nicht gewiß, auch einem der Lehrer eins gewisch
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