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Verkehr ansehen, der sich nach Travemünde hinge-
zogen hat, so ist er doch nicht so unerheblich wie
Herr Schwart meinte. Es handelt sich nicht darum,
daß nur an einzelnen Festtagen dort große Volks.
massen zusammenkommen. Aber gerade diese Sachen
bringen eine große Anzahl von vermögenden Fremden
nach hier, die viel Geld ausgeben. Sie können das
nicht nach einzelnen Zahlen bringen, wie viel der
Verdienst ausmacht von denjenigen Leuten, die hierher
kommen, um den Segelregatten und dem Wettrennen
beizuwohnen, aber ich meine doch, es ist bedeutend,
und auch in dem Punkte sollte man nicht zu pessi-
mistisch sein.
Auf die weiteren Einzelheiten will ich in diesem
Augenblick nicht eingehen. Ich möchte nur erwähnen,
daß es doch zu viel gesagt ist, wenn Sie davon
sprechen, daß wir die Vergnügungssteuer dem Wirte-
stand aufhalsen wollten. Die Vergnügungssteuer
tragen die Wirte nicht und dieselbe ist noch recht
entwickelungsfsähig, und wenn wir Geld brauchen,
wird man darauf zurückkommen können. Wir haben
uns sehr viel damit beschäftigt, ob nicht auch hier eine
Mehrbesteuerung zu erzielen wäre, z. B. durch eine
Billettsteuer. Wir sind aber davon zurückgekommen, weil
wir den Weg noch nicht für gangbar befanden. Aber
wenn Sie annehmen, daß die Lustbarkeitssteuer AM
50 000 erbringt, sind das nur ungefähr 50 „ pro
Kopf der Bevölkerung. Die kann jeder tragen, und
er kann wohl dem Staat für sein Vergnügen 50 ,s
abgeben. (Heiterkeit.)
A. Pa p e. Die Ausführungen des Herrn Abge-
ordneten Th. Schwartz mahnen uns zu größter Sparsam-
keit, und ich möchte nur wünschen, daß wir in Zukunft
nicht immer mit leeren Phrasen dabei bleiben zu
sagen, wir wollen sparen, sondern daß man auch in
Wirklichkeit zu sparen trachtet. Die Mehrausgaben,
die erwachsen sind, sind im Interesse der Allgemein-
heit erwachsen, und ich halte es darum für richtiger,
durch die Steuervorschläge auch die Allgemeinheit zu
treffen und nicht einzelne Stände zu belasten. Wenn
aber das richtig ist, was Herr Klein ausgeführt hat,
daß man das Schulgeld an der Ernestinenschule er-
höhen will, um gewisse Schichten der Bevölkerung
fernzuhalten (lebhafter Widerspruch), möchte ich
dringend bitten, um des sozialen Friedens willen die
Vorlage unter allen Umständen abzulehnen. Aber
auch sonst sprechen die Gründe dafür, daß unter
allen Umständen die Ablehnung dieser Vorlage er-
folgen muß. Nun sind wir wiederholt an die Er-
höhung des Schulgeldes herangegangen, auch in
andern Schulen, und ich würde es nun auch für
wünschenswert halten, wenn mit den Leistungen, die
uns als Steuerzahlern immer . mehr aufgebürdet
werden, auch die Leistungen der Schule gleichen
Schritt hielten. Darüber habe ich bitter Klage zu
führen. Ich habe mich lange besonnen, ob ich hier
in der Bürgerschaft überhaupt etwas davon sagen
sollte, aber ich darf im Interesse der Offentlichkeit
nicht länger mehr damit zurückhalten. Es herrschen
am Johanneum Zustände, die jeder Beschreibung
spotten. Ich bin verpflichtet, dafür einzelne Bei-
spiele anzuführen.
Ich beginne damit, daß die Lehrer einen Bei-
namen haben. Mein Junge hatte vor zwei Jahren
auf der Straße eines schönen Freitags Abends gesagt,
das ist der und der. Am nächsten Donnerstag —
acht Tage hatte man dazu gebraucht, ich weiß nicht,
ob inzwischen auch eine Lehrerkonferenz stattgefunden
hat -- kamen drei Lehrer, brachten meinen Jungen
in eine Klasse und hier wurde er gehörig verhauen.
Der eine Lehrer – (Glocke des Wortführers.)
Wortführer Dr. Görtz: Ich mache Sie darauf
aufmerksam, daß ich Sie nicht daran hindern will,
Mißstände hier zur Sprache zu bringen. Auf der
anderen Seite erwarte ich aber von jedem Redner,
daß er jedes Verleßende meidet und möglichst vor-
sichtig ist, namentlich wenn er Personen angreifen
will, die als Staatsbeamte fungieren und nicht in
der Lage sind, sich hier verteidigen zu können. Ich
muß bitten, daß wenn Sie Lehrer irgendeiner Schule
in ihrem amtlichen Wirkungskreise kritisieren wollen,
Sie sich bemühen, sachlich zu sein und solche Aus-
drücke wie „verhauen“ unterlassen. Y
A. Pape (fortfahrend): Wir sind in diesem
Falle in der glücklichen Lage, daß der Leiter dieser
Schule auch gleichzeitig Mitglied der Bürgerschaft ist.
Ich habe ihm extra davon Mitteilung gemacht, daß
ich hoffte, heute Gelegenheit zu haben, die Mir
stände seiner Schule zur Sprache bringen zu können,
und ich hoffe, er wird Gelegenheit nehmen, die Sachen
zu widerlegen, wenn es ihm irgendwie möglich ist.
Der Direktor der Schule ist an der Sache selbst be-
teiligt, und er wird sagen können, wie weit das,
was ich vorbringe, wahr ist oder nicht. Es handelt
sich also um drei Lehrer. Ich muß sagen, es sind
leider immer Akademiker, die sich derart betragen,
niemals einer von den Elementarlehrern. Es ind,
wie gesagt, immer Akademiker, die besonders wenig
pädagogische Kunst gezeigt haben. Mein Junge
wurde von zwei Lehrern verhauen, ich bitte um Ent-
schuldigung, geschlagen, und er hat Ohrfeigen links
und rechts bekommen. Der dritte Lehrer stand an
der Tür, um aufzupassen, daß er nicht weglaufen
würde. Dann sind die Herren, als mein Junge it
zur Wehr setzte und dabei wahrscheinlich, er weiß t
nicht gewiß, auch einem der Lehrer eins gewisch