120
kleinen Gewerbetreibenden, die Tag für Tag dort
verkehren. Diese Herren klagen viel, und ich als
Bürgerschaftsmitglied habe düöfters gehört, wie
bitter sie es empfinden, von einem Ort zum andern
16 bis 18 Kilometer Umweg zu machen. Die
Besserung solcher Zustände liegt nicht im Interesse
der Gemeinden allein. Vorrade wird nicht näher
geführt, wohl aber die dahinter gelegenen Ort-
schaften. Nun frage ich, was würde geschehen,
sollten wir erklären, nicht weitere Mittel herzugeben,
da unsere Kräfte so sehr in Anspruch genommen
werden ? Andere Ortschaften werden entlastet, wir
werden belastet, troßdem wir die Unterhaltungs-
pflicht übernehmen, und ich glaube, der Hohe Senat
ird eerit zufrieden sein und uns die Mittel
ewilligen.
Wortführer Dr. G ör ß : Herr Dr. Benda be-
antragt nunmehr,
die Bürgerschaft wolle den Senat ersuchen,
die Herstellung eines Fahrweges zwischen Vor-
rade und Wulfsdorf unter angemessener Beteili-
gung . beiden Gemeinden in erneute Erwägung
zu ziehen.
Hey >: Auch ich befürworte die Zuwegung
VorradeWulfsdorf, die ist jezt unter Null. Man
sollte nicht glauben, daß in unserem Jahrhundert
solche Zuwegung noch existiert. Wir haben es oft
gehabt, daß, wenn in Vorrade respektive in anderen
Ortschaften Feuer ausbricht, die Spritze nicht über
die Au kommen konnte, wenn sie nicht hinein wollte.
Es ist auch ein Vorteil für das Finanzdepartement,
weil die Forsten besser verwertet werden können,
als dies heute geschieht. Allein durch das Fahren
wird das Holz zu teuer. Und die Schulwege +
ich kann aus Erfahrung sprechen, denn Wulfsdorf
ist mein Geburtsort – sind namentlich im Winter
sehr schlecht, weil sie teilweise gerade durch die
Wiesen führen, wo immer Schnee sich ansammelt
und es sehr oft naß ist. Die Kinder sind meist
nicht in der glücklichen Lage, das Fußzeug so zu
haben, wie es nötig ist. Ich möchte dringend bitten,
sich zu einigen zu suchen.
Dr. Ben da: Mein Antrag geht aus dem
Wunsch hervor, den Herren vom Lande entgegenzu-
kommen. Der Antrag Maack ist unannehmbar. Er
geht nämlich dahin, der Senat möge baldigst eine
Vorlage um Bewilligung der erforderlichen Gelder
zur Herstellung dieses Weges entgegenbringen. Die
Bürgerschaft würde durch Annahme dieses Antrages
sich bereit erklären, ohne weiteres die sämtlichen
Kosten auf den Staat zu übernehmen. Das geht
nicht. Ich nehme an, daß Herr Maack das auch
nicht gemeint hat, sondern daß die Gemeinden dazu
beitragen wollen. Deshalb will ich durch die For-
mulierung, die ich dem Antrage gegeben habe, nur
das ausdrücken, was Wunsch des Herrn Maatk ist,
und ich bitte ihn, seinen Antrag zugunsten des
meinen zurückzuziehen.
Dobberstein: Ich muß Herrn Wissell doch
noch erwidern, daß er mir etwas untergelegt hat, was
ich nicht gesagt habe. Ich habe nicht gesagt, daß
ich einen Stein 5 Minuten weit mit der Armkraft
werfen will, dazu gibt es doch noch andere Kräfte.
Maack: Ich ziehe meinen Antrag zugunsten
des Antrages von Dr. Benda zurück.
Der Antrag Dr. Benda wird hierauf angenommen.
P. Pap e (zu Rubr. XVIII, Wegearbeiten
auf Ersuchen anderer Behörden): Ich möchte darauf
zurückkommen, was vorher von Herrn A. Pape an-
geführt worden ist, nämlich auf den Ausbau des
Töpferweges. Wir haben bei der Baundeputation
verschiedentlich den Antrag gestellt, diesen Weg zu
übernehmen. Als die Lübecker Genossenschaftsbäckerei,
deren Vertreter ich bin, (Zurufe.) ~ nein, hier nicht,
abersonst doch von dem früheren Besitzer dieses Grund-
stück kaufte, mußten wir eine eingetragene Bedingung
mit übernehmen, daß er oder sein Rechtsnachfolger sich
verpflichte, den Weg von Nr. 65 bis Nr. 75 in-
stand zu halten. Wir haben verschiedentlich bei der
Baudeputation darum nachgesucht, den Weg auf ihre
Kosten zu übernehmen, nachdem die Hansa-, Schüten-
und Lindenstraße ausgebaut worden sind, nachdem der
Verkehr sich dermaßen entwickelt hat und es eine
Verbindung nach der Meierstraße zwischen der Schützen:
und Hansastraße nicht gibt, und alle Fuhrwerke, auch
öffentliche, auch die Fuhrwerke des Staates, den Weg
benutzen müssen. Bei der Pflasterung der Lindenstraße,
die früher chaussiert war, wurde der Kies von den
Wagen der Baudeputation durch den Töpferweg g'
führt und dieser dermaßen zugefahren, daß wir kaum
imstande waren, ihn zu benutzen. :
Wenn heute ein Privatunternehmer bauen will, so
sorgt der Staat dafür, daß dort zunächst eine aus-
gebaute Straße entsteht. Die Arbeiten und die Ge-
bäude zum neuen Bahnhofs- und zum Verwaltungs-
gebäude sind vergeben, es ist schon ein ganz Teil
Material dahin gefahren, und ich höre, daß in den
nächsten Wochen über eine Million Steine noch hir
gefahren werden sollen. Weil gar kein Weg vorhanden
ist, müssen alle Fuhrwerke durch die Schützenstraße und
dann durch den Töpferweg hindurch. Wir dürften
unter keinen Umständen erlauben, diesen Weg henußen
zu lassen, denn wir sind nicht imstande, den Weg ..
stand zu halten, wie es sich gehört. Unsere Land
leute, die viel Korn bei uns anfahren, leiden vielfach
darunter. Erst vorgestern hat das eFuhrwerk eine
Gutsbesiters umgeworfen, und die 25 Sack Roggen
haben im Graben gelegen infolge des schlechten zu