Verhandl. d. Bürgerschaft am 19. März 1906.
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Verhandlungen der BVürgerschaft
am Montag den 19. März 1906.
(Beilage zu den Lübeckischen Blättern Nr. 12.)
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A b en ds i t un g.
Tagesordnung:
Fortsezung der Beratung des Staatsbudgets.
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Wortführer Dr. Görtz eröffnet die Sitzung 6 Uhr
5 Minuten.
Wortführer Dr. Görtz: Die Sitzung nimmt
ihren Fortgang. Ich bemerke dabei, daß ich davon
ausgehe, daß wir seit heute morgen 10 Uhr eine
einheitliche Sitzung haben und wir nur während der
Mittagszeit eine Pause haben eintreten lassen. Da-
her wird eine neue Präsenzliste nicht festgestellt.
Ebenso wird das Protokoll als einheitliches fixiert.
Ich hoffe, damit im Sinne aller Herren gehandelt
zu haben. Ich bitte jetzt, dem Senate mitzuteilen,
daß die Bürgerschaft ihre Plätze eingenommen hat.
Aus der Beratung wird Art. 52 der Einnahmen-
seite ausgeschalte. Zu den noch fehlenden Artikeln
der Einnahmenseite wird das Wort nicht begehrt.
Wisssell (zu Art. 7 der Ausgabenseite, Bürger-
schaft): Ich möchte den Herrn Wortführer bitten,
in Erwägung zu ziehen, ob es nicht möglich ist,
daß auch die Bürgerschaftsmitglieder im Saale ein
Glas Wasser trinken können. Es handelt sich da
um einen sehr bescheidenen Wunsch. Ich muß offen
gestehen, daß ich verfroren genug bin, mich auch an
das Wasserglas, das dort von schwarzen Zylinder-
hüten umgeben ist, heranzuwagen, aber es würde
praktischer und einfacher sein, wenn an irgendeinem
Platze den Bürgerschaftsmitgliedern ein Glas Wasser
zur Verfügung stände. Dann habe ich noch die
Bitte, daß die Gesezsammlung, die den Bürgerschafts-
mitgliedern zur Verfüaung steht, insoweit ausge-
dehnt wird, als die wesentlichsten Reichsgeseße auch
hier im Saal einzusehen sind. Ich habe in einer
früheren Sitzung die Gewerbeordnung vermißt, die
nicht vorhanden war. Diese kleinen Gesete, es soll
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bitten, daß meiner Anrege Folge gegeben wird.
Dann möchte ich mich zum Dolmetscher der Bericht-
erstatter machen. An dem Plage, den sie jetzt inne-
haben, ist sehr schwer zu verstehen, was hier gesagt
wird. Wenn man zu den Herren spricht, sind die
Reden leicht zu verstehen, aber die Herren, die den
Berichterstattern halb den Rücken zuwenden, können
unmöglich verstanden werden. Es ist heute morgen
vorgekommen, daß mehrere Ausführungen vom Prä-
sidium und Senatstische dort nicht zu verstehen ge-
gewesen sind, und es ist das auch ganz erklärlich.
Es schließt das natürlich nicht den geringsten Vor-
wurf gegen die Herren ein. Vielleicht könnte man
aber die Sache prüfen, damit hier Besserung ge-
schaffen wird.
Wortführer Dr. Görtz: Was die Anregungen
von Herrn Wissell anbetrifft, so möchte ich zunächst
sagen, daß für ein Wasserglas und Wasser selbstver-
ständlich gesorgt werden soll. Ich werde ebenfalls
dafür Sorge tragen, daß die notwendigen Gesetze
hier einzusehen sind. Was die Frage der Bericht-
erstatter betrifft, so wüßte ich allerdings nicht, wo
wir die Herren plazieren sollen. Es würde nur die
Möglichkeit bleiben, den Herren unterhalb des Prä-
sidiums Plätze anzuweisen. Wenn ich recht erinnere,
ist gelegentlich in einer früheren Sitzung darauf auf-
merksam gemacht, daß das untunlich sei. Ich würde
persönlich nichts dagegen haben, wenn man die Herren
Berichterstatter wie in früherer Zeit wieder unter-
halb des Präsidiums plazierte, weil uns allen daran
liegen muß, daß wir richtige Berichte bekommen.
Wenn daher von seiten irgendeines Bürgerschafts-
mitgliedes keine Einwände erhoben werden, würde
ich für das nächste Mal den Herren die alten Plätze
wieder anweisen. (Widerspruch) Ich bitte die