Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

wird es nicht werden, wir erreichen einen Über- schuß oder zum mindesten ein viel geringeres Defizit, stellt nicht das dar, was er sein soll. Gewiß oll man in der Aufstellung der Einnahmen und Aus- gaben vorsichtig sein und nicht zu hoch greifen. Aber man soll auch nicht zu vorsichtig sein und keinen Etat aufstellen, von dem wir alle das Gefühl haben, daß beim Jahresschluß das nicht eintreffen wird, was jetzt aus ihm hervorgeht. Ich werde be- züglich der Einkommensteuer noch kurz auf diese Seite hinweisen, um zu zeigen, mit welcher Vorsicht, die meines Erachtens in diesem Falle gar nicht nötig ist, hier der Etat aufgestellt ist. So ungünstig steht er nicht, und am Jahresschluß werden wir in der Reservekasse meines Erachtens einen mindestens ebenso großen Betrag haben wie heute. Das ist meine Auffassung, die ich gewonnen habe. Ich bitte Sie, die von mir gestellten Anträge annehmen zu wollen, damit wir im nächsten Jahre auch in Frage der Arbeiterpolitik einmal ein Wort sprechen und in Wirklichkeit zeigen können, daß wir auch dieser be- deutsamen Frage der Gegenwart unsere Aufmerk- samkeit schenken wollen. Senator Eschenburg : Ich will nur wünschen, daß die Hoffnungen, die der Herr Vorredner auf den Abschluß des Etats setzt, sich erfüllen werden. Ich kann nur im allgemeinen sagen, daß man sich bei Abfassung des Budgets in den Kreisen, die sich bisher damit befaßt haben, bemüht hat, der Wirk- lichkeit so nahe wie möglich zu kommen und zwar in dem Sinne, daß man die äußerste Möglichkeit herausgerechnet hat, was nach Schätzung sämtlicher Verhältnisse angenommen werden kann. Meine persönliche Ansicht weicht daher von der des Herrn Vorredners ab, und ich glaube nicht, daß das nächste Jahr viel günstiger abschließen wird als das heutige Budget nachweist. Was die übrigen Wünsche betrifst, so handelt es sich zunächst um die technische Behandlung der Vorlage. In der Hinsicht wird man gern nach jeder Richtung hin entgegenkommen, soweit es eben technisch möglich ist. Die Zeit, die uns für die Aufstellung des Budgets bleibt, ist eine sehr knappe. Die außerordentlich vielen Instanzen, die es zu durchlaufen hat, im Finanz- departement die Budgetkommission und das Plenum, der Senat, die Bürgerausschußkommission, der Bürgerausschuß, die Bürgerschaft und zuletzt die Umarbeitungen in der Stadtkasse und in der Druckerei erfordern so viel Zeit, daß nicht viel mehr geliefert werden kann als geliefert ist. Der gute Wille ist aber vorhanden, und wir werden versuchen, den Wünschen entgegenzukommen. Sollten sie nicht P. t!!zr sein, schieben Sie das auf die Un- glichkeit. . .-..;z: Verhandl. d. Bürgerschaft am 19. März 1906. Was die übrigen Wünsche betrifft, so gehen sie über den Kreis der Beratung eines Budgets weit hinaus. Wir sollen darauf halten, daß das Budget zu gegebener Zeit fertiggestellt wird und wir acht Tage vor dem Abschluß des Rechnungsjahres in die lezte Beratung eintreten können. Was Herr Wissell gewünscht hat, ist viel mehr eine Arbeiterenquete als eine Beratung des Budgets. Es heißt das eigentlich die Behörden ausschalten und die Bürger- schaft in die Funktionen derselben einseßen. Sie vergessen dabei, daß die einzelnen Behörden nur zu kleinem Teile aus Senatoren zusammengesett sind und daß ihr größerer Teil aus bürgerschastlichen Mitgliedern besteht. Darin unterscheidet sich unjere Verwaltungs- tätigkeit von der Kiels, und daher halte ich den Vergleich mit dieser Stadt durchaus nicht für so durchschlagend, wie er vorgetragen ist. Auf die Schulangelegenheit glaube ich nicht zurückkommen zu sollen. Ich denke, daß mein Kollege Herr Senator Dr. Schön darüber noch einiges sagen wird. Was die Pflasterung betrifft, so erinnere ich daran, daß der Senat vor mehreren Jahren einen Plan dafür aufgestellt hatte. Es ist damals die Bürger- schaft gewesen, die diesen Plan nicht für richtig an- gesehen hat. Es gibt eine ganze Menge von Sachen, die wünschenswert sind, nicht nur vom Standpunkt der Partei aus, die der Herr Vorredner einnimmt, sondern auch von dem aller andern, denn es gibt viele Punkte, wo wir gemeinsame Interessen haben. Aber Sparsamkeit ist eine Tugend, die nicht nur für den einzelnen nötig ist, sondern auch für eine Stadt und einen Staat, und auf manches, was wir gern haben möchten, werden wir vorläufig verzichten müssen, weil die Mittel fehlen. Der Herr Vorredner sagte, das Geld liege auf der Straße. Wir sind sehr gern erbötig, es aufzunehmen, wenn Sie Mittel und Wege, die für uns gangbar sind, dafür wissen, aber das muß die Zukunft lehren. Daß wir schon den Weg, den Herr Wissell angedeutet hat, in ausgedehntem Maße beschreiten, lehren die geseglichen Vorlagen der letzten Jahre, namentlich die Mitglieder des Finanzdepartements werden mir recht geben, daß diese Gesichtspunkte für unser Vorgehen in finanzieller Beziehung für uns maß- gebend gewesen sind. Wir gehen davon aus, daß, wo im Gemeinwesen ein Nuten erzielt wird, den die Gesamtheit mit verursacht hat, so weit es statt- haft ist, dann auch etwas für den Staat abgegeben werden soll. Das ist ein Bestreben, das vollkommen zu billigen ist, und darin gehen wir einig. Aber im allgemeinen halten Sie sich an das, was mög- lich ist, und stecken Sie die Ziele nicht höher als sie tatsächlich erreicht werden können. Senator Dr. Schön: Nach den von Herrn Senator Eschenburg gemachten Ausführungen kann ich mich
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